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Die Spur der Zugvoegel - Muensterlandkrimi

Die Spur der Zugvoegel - Muensterlandkrimi

Titel: Die Spur der Zugvoegel - Muensterlandkrimi Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Anne Kuhlmeyer
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Rolf Lux, die Adresse.
    »Sie haben wieder Kontakt zu Ihrem Ex-Mann?« Julia schaute erstaunt auf.
    »Immer noch. Wenn man so will. Eigentlich ist der Kontakt nie ganz abgerissen. Nur Rose hab ich das nicht sagen können.«
    »Wäre sie nicht froh gewesen, wenn Sie wieder zusammengekommen wären?«
    »Klar, wäre sie das. Aber das ...« Ihr Blick wich aus, »wollte ich ihr ersparen. Wir sind nicht zusammengekommen, nicht in dem Sinne.«
    »In welchem dann?«
    »Das geht Sie einen Scheißdreck an.« Renate Lux drehte sich um und ging hinaus.

12
    Du verstehst mich nicht, sagte ich zu ihr. Ich nahm noch einen Schluck Brandy. Sie hatte mich nie verstanden. Die Straße lag schnurgerade vor mir, rechts und links regenverschleierte Felder. Der Brandy wärmte mich. In der Ferne blinkten schon wieder gelbe und blaue Lichter. Ich war nicht scharf darauf herauszufinden, worauf die Polizei mich diesmal aufmerksam machen wollte, und bog an einem verros­teten Wegweiser in Richtung Wandlitz ab, zwei Kilometer weiter säumten Kiefern unseren Weg, der nun schmal wurde und unwegsamer mit Schlaglöchern, schließlich Kopfstein­pflaster.
    Mein Navigationsgerät sagte: »Drehen Sie, wenn möglich, um«, und zeigte keine Straße, nur das Nichts im Display an. Aber dieser Wegweiser hatte da gestanden: Wandlitz 8 km. Man konnte nicht einfach umdrehen. Irgendwohin musste die Straße ja führen. Zunächst führte sie zwischen hüfthohen Brennnesseln hindurch, dann nur noch ein Waldweg, Äste kratzten über den Lack, tiefe Spurrillen. Wenn mir hier jemand entgegenkäme, müsste ich kilometerweit rück­wärts fahren. Während der Wagen eine kleine Steigung nahm, rannen mir Fluten von Regenwasser in den Spurrillen entgegen. Oben stoppte ich, der Wagen rollte zurück, ich zog die Handbremse an. Der Weg fehlte, zumindest zum Teil. Die Brücke, die über einen Bach geführt hatte, war zur Hälfte vom brausenden Wasser davongetragen worden, der Rest mochte gerade die Breite der Spurweite haben. Scheiße, Scheiße, Scheiße. Ich schlug aufs Lenkrad. Honey sagte nichts. Sie sagte nie etwas. Sie tat.
    Ich stieg aus, und der Regen traf mich wie ein Schock. Unter mir toste das Wasser, kochte und sprudelte, Bäume waren umgestürzt, bildeten Staubecken, über die das Wasser dahinschoss in einem gefährlichen Strom. Hinter mir verschwand der Weg im Grün. Ich musste weiter. Hätte ich doch diese verfluchte Reise nicht gemacht. Sie hatte immer dermaßen dämliche Ideen. Ich starrte sie durch die Scheibe an. Sie hatte Recht gehabt. Du kennst mich nicht, hatte sie gesagt. Und es wäre besser dabei geblieben. Ich trat Steine und Äste in den Abgrund. Spätestens nach der Sache hätte ich sie rausschmeißen müssen ...
    »Kommst du?« Durch den Türspalt zog der Duft von Gebra­tenem herein. Ich wischte mir den Schweiß von der Stirn und trank den Rest des Brandys aus und füllte das Glas sofort nach. Die Hitze des Tages drückte auf den Abend.
    »Gleich«, murmelte ich, »gleich ...« Und ließ Polluxus in einen weiteren Gang des unterirdischen Gewölbes abbiegen, auf der Suche nach seinem Bruder. Morgen musste das Spiel raus, das erste, das ich komplett selbst gestaltet hatte und das noch ein wenig poliert gehörte. Es war längst überfällig, aber in den letzten Tagen hatte mir absolut nicht einfallen wollen, wie es zu Ende gehen könnte. Endlich war mir die zündende Idee gekommen und mit ihr die Belohnung für den Spieler.
    »Was ist jetzt?«, rief sie aus der Küche.
    »Ja. Gleich. Was gibt’s denn?«
    Polluxus stand wieder einmal vor einer Mauer.
    »Steak mit Salat. Soll ich dir deinen Teller rüberbringen?«
    »Nein.« Ich bin gleich so weit. Oder doch, ja, wenn sie es nicht anders wollte. Polluxus griff sich den Vorschlaghammer, den ich neben einigen anderen Gerätschaften dort deponiert hatte, und drosch auf die Wand ein. Es staubte. Na, los, mach schon. Die Wand bröckelte nur. Auf dem Dis­play des Laptops, den ich benutzte, wenn mein Rechner sich Zeit für irgendein Update nahm, spiegelte sich Honeys Gestalt. Dann spürte ich ihren Atem in meinem Nacken.
    »Keinen Appetit?«
    Polluxus stapfte durch den Staub. Es war, als hinterließe jeder Buchstabe, den sie sprach, einen kleinen Abdruck auf meiner Haut. Ihr Haar kitzelte. Dieses endlose Haar.
    »Doch. Großen.« Ihr gutes Essen wäre jetzt ganz nett, mit einem reizvollen Nachtisch vielleicht. Stattdessen kippte ich den Brandy hinunter, seine Wirkung durchflutete mich warm.
    Einige Schritte

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