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Die Spur der Zugvoegel - Muensterlandkrimi

Die Spur der Zugvoegel - Muensterlandkrimi

Titel: Die Spur der Zugvoegel - Muensterlandkrimi Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Anne Kuhlmeyer
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nicht. Rose war mit den falschen Leuten zusammengekommen, hat viel rumgehangen, keine Lust auf gar nichts. Na, Sie kennen das.« Schäfer sah Julia an, nicht Conrad. Irgendetwas an ihm erinnerte sie an Mark. Verdammt, Mark. Warum hatte sie sich für den Abend mit ihm verabredet?
    »Ich habe da was für Sie.« Schäfer zog einige zusam­men­gefaltete Bögen aus der Innentasche seiner Jacke, sie waren trocken geblieben. Conrad nahm sie entgegen.
    »Was ist das?«
    »Rose hat es bei mir vergessen oder liegen lassen, ich weiß es nicht. Seinerzeit hat sie eine Menge aufgeschrieben.« In seinem Gesicht war die Erwartung von Anerkennung für seine Aufmerksamkeit, aber Julia hatte keine Zeit dafür, sagte nur knapp danke und rutschte zu Conrad heran, um einen Blick auf die Seiten zu werfen, die er auseinanderfaltete. Die Handschrift von Rose Lux wirkte kindlich. Die Seiten waren undatiert …
    Wenn das vorbei ist, ist alles vorbei. Aber irgendwie tut sich nichts. Ist zu feucht. Ich hätte was Trockenes mitnehmen sollen, mehr von dem Stroh. Die Lampe vor der Scheune ist kaputt. Mutter wollte sie schon lange reparieren lassen. Sie will immer irgendwas machen und dann macht sie nichts. Ich kippe ihren Schnaps nicht mehr weg. Sinnlos. Wenn es doch noch was wird, hauen die Pullen da unten ganz schön rein. Sie wird sowieso neue holen. Dieser blöde Regen! Nichts, aber auch gar nichts. Ob ich noch mal runtergehe und nachgucke? Ich hab den Zettel von der Versicherung gefunden. Dreißig-, vierzigtausend werden schon rausspringen und wir können hier weg. Ich kann sie nicht alleine lassen. Sie kriegt ja nix hin. Aber dieser Scheißhof! Ich will keine mehr vom Hof sein. Ich will in die Stadt. Nach Dülmen ginge auch noch. Oder Münster. Münster wär noch besser. Sie will ja nicht. Der Hof ist unser Leben, wenn wir ihn weggeben, haben wir nichts mehr, hat sie gesagt. Dabei läuft hier doch schon nichts mehr, seit das Café weg ist. Jetzt kommt ein bisschen Rauch. Na, endlich! Die ollen Stühlewerden dem Feuer schmecken. Da, jetzt, hinter dem Fenster, ganz schwach. Wird ja auch Zeit. Noch einmal würde ich es nicht schaffen. Außerdem ist das Petroleum alle. Das Dach hätte repariert werden müssen, nun nicht mehr. Der Schein wird heller. Wer sagt’s denn! Noch ein paar Minuten, dann ist es vorbei mit dem Teil. Der Regen hat auch aufgehört. Der Herr ist mit mir. Wir ziehen nach Münster oder nach Reckling­hausen, und ich werde Model. Der Fotograf fand mich total super. Und Mutter kann genauso gut woanders kellnern, wenn sie es überhaupt schafft. Aber abends geht’s ja meistens.
    Julia und Conrad sahen gleichzeitig auf.
    »Das hat sie Ihnen gegeben?«, fragte Julia überrascht.
    Schäfer wand sich ein bisschen. »Gegeben nicht direkt. Sie hat es an dem Tag, als ich sie verabschiedet habe, auf meinem Schreibtisch mit ein paar anderen Sachen vergessen. Vielleicht wollte sie auch, dass ich es lese. Schwer zu sagen bei ihr.«
    »Und Sie haben es behalten?«, wunderte sich Conrad. »Warum?«
    »Ich habe es in ihre Akte gelegt und gedacht, dass sie käme, um es abzuholen. Aber das tat sie nicht. Seitdem liegt es in der Akte, und ich hatte es selbst vergessen, bis Sie anriefen.«
    Die Bäckereifachverkäuferin brachte drei frische Kaffee und schlüpfte wieder hinter ihre Theke, um zwei Männern in Zimmermannskluft belegte Brötchen einzupacken.
    »Das ist zwar interessant, aber es hilft uns auch nicht, sie zu finden.« Trotzdem wollte Julia wissen, wie es weiterging …
    Boah, das war ein Knall! Gut, dass die Alte nicht da ist. Der hätte sie vom Sofa direkt aus ihrem Rausch geschmissen. Jetzt!Das zweite Fenster ist im Arsch. Und jetzt fackelt es auch ordentlich. Und ich hatte schon Angst, es wird nichts. Wäre ja auch kein Wunder. Bisher hat ja nie was geklappt. Die Scheißschule mit vier, keine Lehrstelle. Aber auf die pfeif ich auch. Die Bilder, die Lars gemacht hat, sind toll. Da sieht man nur ein ganz klein bisschen, dass ich dicker bin. Aber das macht gar nichts, hat er gesagt, er sucht mir eine Agentur für Mollige. Jetzt kann’s endlich losgehen. Nächste Woche haben wir wieder einen Termin. Da will er ein bisschen mehr Haut sehen, sagt er. Das ist so üblich, wenn man Bilder an eine Agentur schickt. So besonders find ich das ja nicht, aber was sein muss, muss sein. Die Topmodels müssen auch Sachen machen, die ihnen nicht gefallen. Mann, was ist das denn? Was will die denn schon? Die wollte doch erst morgen …
    Der Text

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