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Die Spur der Zugvoegel - Muensterlandkrimi

Die Spur der Zugvoegel - Muensterlandkrimi

Titel: Die Spur der Zugvoegel - Muensterlandkrimi Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Anne Kuhlmeyer
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endete in der Mitte einer Seite.
    »Was ist da los gewesen?«, fragte Julia. Schäfer schien sich zu langweilen, während sie gelesen hatten.
    »Ihre Mutter war überraschend zurückgekommen. Frau Lux war betrunken und hat versucht, das Feuer zu löschen. Rose hat Angst bekommen und die Feuerwehr gerufen. Die Mutter muss völlig ausgerastet sein, wollte in die Scheune, irgendwelche Sachen rausholen. Rose hat sie gehindert und sich eine Rauchvergiftung zugezogen. Der Mutter ist nichts passiert. Kinder und Besoffene …« Er hob die Schulter und drehte die Handflächen nach oben, eine Geste, die er von dem Lila-Latzhosen-Typ hatte, den Julia zunächst erwartet hatte.
    Draußen machte der Regen eine Pause, und Julia kam es vor, als sei es heller geworden.
    »Letztlich hat ihr dieses Verhalten vor Gericht geholfen. Das beziehungsweise die Interpretation des Anwalts. Auf diese Weise kam sie mit sechs Monaten Haft und zwei Jahren Bewährung davon.«
    Conrad wurde unruhig. »Gibt es irgendetwas, was Sie uns über ihr Leben nach dieser Zeit sagen können.«
    »Klar.«
    Und warum tut er es dann nicht? Auch Julia war allmählich genervt. Sie vertaten ihre Zeit. Alte Geschichten halfen nicht weiter.
    »Soweit ich weiß, ist Rose jetzt seit ein paar Jahren ganz gut drauf. Sie lebt bei ihrem Freund, hat Arbeit, kifft nicht mehr, klaut nicht mehr. Ich habe sie vor Kurzem gesehen. Sah gut aus. Abgenommen hat sie auch.«
    »Wann war das?« Na, endlich. Julia dachte schon, er wolle nie auf den Punkt kommen.
    »Vor zwei, drei Wochen vielleicht.« Schäfer griff in die Innentasche seiner Jacke, sie schien der einzige trockene Platz an dem Mann zu sein, und holte ein Päckchen Tabak heraus.
    Die Verkäuferin trippelte heran. »Hier ist Rauchverbot«, und zeigte auf ein Schild über dem Eingang.
    »Sicher, Schätzchen«, lächelte Schäfer. »Aber nicht Zigarettendrehverbot, oder?«
    Die Dünne trollte sich.
    »Was hat sie Ihnen über ihre Pläne erzählt?«, fragte Julia.
    »Ach, einiges. Dass sie zufrieden ist in ihrem Job im Casino . Dass sie wieder zur Schule gehen oder den Abschluss ihrer Ausbildung nachholen will. Dass sie rundum glücklich ist, weil sie mit ihrem Freund in Urlaub fährt. Sie strahlte förmlich. Aber das hat sie immer getan, egal, wie beschissen es ihr ergangen ist.« Der Mann bekam etwas Weiches in seinem Blick, das Julia befremdlich fand. Ob es da mehr gab, als eine professionelle Beziehung? Unsinn. Sie sah Gespenster.
    »Hat sie gesagt, wohin die Reise gehen sollte?«
    »Hat sie. In irgendein Nest am Meer. Hab vergessen, wie es hieß.«
    »Noch eine letzte Frage: Wissen Sie, wann sie wieder zurück sein wollte?« Conrad faltete die Bögen wieder zusammen und legte sie auf den Stehtisch.
    Schäfer schüttelte den Kopf. »Nicht genau. Sie hat nur gesagt, dass sie sich mit mir treffen will.«
    »Weshalb?«
    »Nur so. Zum Quatschen? Aus alter Freundschaft?« Der letzte Schluck Kaffee schien kalt gewesen zu sein, Schäfers Miene nach zu urteilen, als er die Tasse auf die Tischplatte knallte. »Und weil sie sich gefreut hat wegen irgendwas.«
    Der Supermarkt füllte sich, die ersten Mütter mit Kinder­wagen, einzelne alte Frauen mit ihren verrenteten Männern im Schlepptau, eilige Hausfrauen strömten herein.
    »Wann waren Sie verabredet?« Konnte der Mann nicht gleich auf den Punkt kommen? Dann hätten sie sich die ganze Geschichte gespart. Doch Lila-Latzhose-Typ, verkleidet.
    »Na, heute Morgen. Auf der Skaterbahn. Was glauben Sie, warum ich da gesessen habe? Sie ist aber nicht gekommen.«
    Im Auto sagte Julia zu Conrad: »Wenigstens war der Kaffee gut.«
    »Muss man sich merken«, gab er zurück.
    »Und jetzt?« Bis zum Abend war es noch ein ganzer Tag. Und die Nacht versprach das Alter Ego und Mark. Julia seufzte.
    »Was ’n los? Ist doch gar nicht so schlecht gelaufen. Wirst sehen, morgen schreibst du den Bericht und dann hilfst du uns.« Conrad hatte gut reden. Sein Telefon klingelte. Er wühlte es aus einer Tasche seines unvermeidlichen Trenchcoats. Julia hatte ihn einmal gefragt, weshalb er sich nicht von dem Ding trennen konnte. Columbo, hatte er geantwortet. Später hatte sie erfahren, dass der mittlerweile verstorbene Peter Falk ausgesehen hatte, wie Conrads alter Herr.
    »Ja?« Conrad hörte zu und schwieg. Dann sah Julia, wie die Restfarbe aus seinem Gesicht wich. Er steckte das Handy mit der Geschwindigkeit eines Faultiers wieder ein, saß da und starrte durch die von Regen matte Windschutzscheibe. Ein

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