Die Spur des Blutes (German Edition)
wie sie im Gleichschritt gingen. Einer wandte sich leicht in ihre Richtung.
Manning
. Jep, das hatte sie sich gedacht. Er blieb ein wenig zurück, so als wären die anderen beiden Vorgesetzte.
»Dreht euch um, verdammt«, murmelte sie.
Lily schrie ihren Namen, und Jess riss sich los, um ihre Aufmerksamkeit wieder dem Gespräch zuzuwenden. »Nein, ich habe nicht mit dir gesprochen. Was hast du gesagt?«
Es war der letzte Sommer zu Hause für Lilys Tochter, ehe sie aufs College ging. Diese Zeit wollte Lily in dem Haus verbringen, in dem ihre Tochter aufgewachsen war.
Jess kniff die Augen zusammen, um die Anzugträger genauer zu mustern. Der eine kam ihr bekannt vor. Seine Haltung … die Art, wie er ging. Sie zog die Brille ab und wischte sich mit dem Handrücken den Schweiß vom Gesicht. Der Anzugträger, der ihr bekannt vorkam, drehte sich so weit um, dass sie sein Profil sehen konnte.
Gant.
Was ging hier vor?
Ihr Ärger richtete sich auf Burnett. Möglicherweise hatte er nicht erwartet, dass sie hier aufkreuzten, aber er wusste mit Sicherheit, dass Gant in der Stadt war, und hatte ihr nichts gesagt.
Dann müssen wir reden
.
Die Stimme ihrer Schwester dröhnte in ihrem Ohr und riss sie aus dem beunruhigenden Szenario, das in ihrem Kopf entstand.
»Lily, hör mir zu«, fauchte Jess. Sie hatte jetzt keine Zeit für das naive Zivilistengerede ihrer Schwester. »Packt eure Koffer, denn du und die Kinder, ihr werdet heute das Haus verlassen! Keine Widerrede. Ich sehe dich in ein paar Stunden.«
Jess legte auf, während ihre Schwester weiterschimpfte. Sie warf die Brille auf das Armaturenbrett und wühlte nach ihrer Sonnenbrille. Sie war nicht überrascht, dass Gant hier auftauchte, wohl aber, dass er sie nicht angerufen hatte. Streng genommen war er immer noch ihr Vorgesetzter.
Sie rammte sich die getönte Brille auf die Nase und schnappte sich ihre Tasche. Warum sollte er Burnett kontaktieren, ohne vorher mit ihr zu sprechen?
Stinkwütend und mit vielen anderen negativen Gefühlen, die alle zu kategorisieren ihr gerade nicht die Zeit blieb, kletterte Jess aus dem SUV, schlug die Tür zu und marschierte auf Burnett, Gant und seinen Zweimanntrupp zu.
Die dunkle Brille, die Burnett trug, verbarg nicht seine Unruhe, als sie sich näherte. Seine Lippen formten einen grimmigen Strich, und seine breiten Schulten sanken nur ein kleines bisschen tiefer. Er wusste, was jetzt kam, und er freute sich nicht darauf.
Als sie auf den Gehweg trat, verzog sich Manning in Richtung des Hauses, doch Gant und der andere Mann – Agent Clint Wentworth – blieben ungerührt stehen. Was hatte Wentworth hier zu suchen? Warum begleiteten nicht Taylor oder Bedford Gant? Die Leute, die Spears fast so gut kannten wie Jess?
Moment … Moment … Moment mal. Wentworth war gar nicht bei der Einheit für Verhaltensanalyse, er war von der Dienstaufsicht.
Ihre Unruhe wuchs. Sie straffte die Schultern. »Von einem Meeting wusste ich nichts.«
Supervisory Special Agent Ralph Gant nickte ihr zu. »Harris.«
»Was geht hier vor?« Warum nicht gleich zur Sache kommen. »Wentworth, halten Sie es für nötig, sogar hier in meiner Heimatstadt zu ermitteln? Wie gewissenhaft von Ihnen.« Der Anflug von Besorgnis war wieder vorbei, und Empörung war an seine Stelle getreten. Aus irgendeinem Grunde hatte sie geglaubt, all die Jahre harter Arbeit würden ein bisschen mehr bedeuten.
Gant sah von Jess zu Burnett und wieder zurück. »Chief Burnett kennt den Anlass unseres Besuchs und unterstützt uns zum Wohle aller Beteiligten.«
Oh, das wurde ja immer besser. »Sie führen parallel eine eigene Ermittlung. Chief Burnett hat uns von der Position des FBI berichtet.« Nur hatte er unerwähnt gelassen, dass die Dienstaufsicht mit von der Partie war.
»So ist es«, bestätigte Gant.
»Nun, dann« – Jess nickte – »wird es Sie interessieren, dass wir zwei weitere Zeugen haben, die Eric Spears identifiziert haben. Dort drinnen« – sie zeigte mit dem Kopf zum Haus – »finden Sie eine weitere Nachricht, ganz ähnlich wie die anderen, die er mir seit meiner Ankunft in Birmingham geschickt hat.«
Gant schien über diese Informationen nachzudenken. Wentworth dagegen verlor keine Zeit, sondern tat prompt seine eigene Meinung kund. »Da wir die Nachricht dort drinnen nicht kennen, können wir zu Ihrer Einschätzung nichts sagen. Was die anderen betrifft: Jede SMS, die dieser Täter geschickt hat, kam von einem Prepaid-Handy, das auf Sie registriert
Weitere Kostenlose Bücher