Die Spur des Blutes (German Edition)
dieses Thema früher oder später aufkommen würde. Er hatte gehofft, es würde später geschehen. »Diese Einheit wurde speziell im Hinblick auf ihre Qualifikation geschaffen. Das ist keine Beförderung, die jemand anderem im Department entgangen ist. Möglicherweise hätte diese Maßnahme nie stattgefunden, wenn sich nicht die Gelegenheit ergeben hätte, sie an Bord zu holen.«
»Dafür habe ich vollstes Verständnis. Aber Sie begreifen sicherlich, wie das auf jemanden wirkt, der lange und hart gearbeitet hat, um einen gewissen Rang zu erreichen.«
»Reden wir von jemand Bestimmtem?«
»Zum Beispiel«, sagte er ausweichend, »haben Sie mich gebeten, sowohl Sergeant Chet Harper als auch Lieutenant Valerie Prescott der neuen Einheit zuzuteilen. Prescott kann zwanzig Jahre Polizeidienst vorweisen. Ich möchte behaupten, dass ihre Qualifikation mit der von Harris mithalten kann, abgesehen von dem Abschluss in Psychologie.«
»Und einem Dutzend Jahre als Fallanalytiker beim FBI«, rief Dan ihm in Erinnerung.
Black nickte. »Das stimmt. Aber ich befürchte, dass es Anlass zur Verbitterung geben könnte, und ich wollte, dass Sie sich dessen bewusst sind. Verständlicherweise sind Sie in letzter Zeit ein wenig abgelenkt gewesen.«
Das konnte er kaum leugnen. »Denken Sie, dass Lieutenant Prescott es unter diesen Umständen vorziehen würde, in Ihrer Abteilung zu bleiben?«
Dan hätte es kommen sehen müssen.
»Darf ich offen sprechen?«
Obwohl er sich sehr bemühte, es nicht zu tun, ging Dan unwillkürlich in die Defensive. »Deswegen führen wir ja diese Unterhaltung hinter verschlossener Tür.«
»Wenn sie ihre anfängliche Verbitterung überwunden hat, wird Prescott gut mit Harris zusammenarbeiten. Aber die Unzufriedenheit im Department wird nur größer werden, wenn bekannt wird, dass es eine persönliche Beziehung zwischen Ihnen und Deputy Chief Harris gibt. Ich kenne Sie, seit Sie ein kleiner Stöpsel waren, Dan, und ich weiß, dass Ihre Entscheidung mit nichts anderem zu tun hat als mit ihrer Qualifikation, aber wir müssen den Tatsachen ins Auge sehen. Unsere Detectives haben nicht denselben Einblick wie ich, und sie werden es kritisch betrachten.«
Dan unterdrückte den Ärger, der sich in ihm regte. »Dann geht also das Gerücht, dass ich Jess den Job gegeben habe, weil wir eine gemeinsame Vorgeschichte haben?«
»Es tut mir leid, das zu sagen«, er seufzte, »aber für die meisten gilt das wohl.«
»Wir waren noch Kinder, Harold, und das war vor langer Zeit.« Dan war nicht bereit, weiter auf diesen Unsinn einzugehen.
»Aber man munkelt, dass sie bei Ihnen wohnt, und obwohl ich den Grund für diese Entscheidung sehr gut verstehe, tun das andere offensichtlich nicht.«
Aus dem Ärger wurde Wut. »Deputy Chief Harris ist sozusagen in meinem Schutzgewahrsam. Wenn jemand ein Problem damit hat, soll er sich an mich persönlich wenden.«
»Wie ich sagte«, wiederholte Black, »das verstehe ich. Aber in Ihrem Job, Dan, hat die Außenwirkung viel Gewicht. Sie sollten sich gut überlegen, was Sie tun. Das sage ich Ihnen, weil wir seit vielen, vielen Jahren zusammenarbeiten und ich außerordentlich großen Respekt vor Ihnen habe.«
Dan wusste, dass er recht hatte, trotzdem gefiel es ihm nicht. Jess hatte denselben Einwand gemacht. »Darum kümmere ich mich, wenn wir Wells zurückhaben und der Fall abgeschlossen ist.«
»Das sollten wir alle so halten. In der Zwischenzeit tue ich alles, was ich kann, um die Gerüchte zu zerstreuen. Wir wollen nicht, dass das aus dem Ruder läuft und Ihren Ruf oder diesen Fall beeinträchtigt.«
»Das weiß ich zu schätzen, Harold.«
Sie standen gleichzeitig auf, beide wissend, dass Wells niemals gefunden würde, wenn sie sich weiter mit Department-Klatsch beschäftigten.
Nachdem Deputy Chief Black gegangen war, ließ Dan sich hinter seinem Schreibtisch nieder, um den Stapel Nachrichten abzuarbeiten, der sich während der letzten Woche angesammelt hatte.
Er musste sich bei Andrea melden.
Er musste Wells finden.
Und irgendwann musste er sich überlegen, wie er die Sache mit Jess regeln wollte.
11:21 Uhr
»Danke, Lieutenant Prescott, dass Sie sich die Zeit genommen haben, mich herumzuführen.« Jess setzte ein, wie sie hoffte, dankbares Lächeln auf. »Ich freue mich auf die Arbeit mit Ihnen.«
Prescott war zwei Jahre älter als Jess. Eine attraktive Frau mit flammend rotem Haar und ruhigen blauen Augen. Ihr Privatleben und ihr Berufsleben hätten unterschiedlicher
Weitere Kostenlose Bücher