Die Spur des Blutes (German Edition)
ich mich aus
. Jess betete, dass es wirklich so war.
Sie wandte sich um zur Tür und zu Burnett. Seine ernste Miene weckte erneut die Angst. »Was verschweigst du mir?« Lilys Mann und ihr Sohn waren heute Morgen nach Nashville aufgebrochen. Ihnen konnte nichts geschehen sein.
»Er hat deiner Schwester eine Nachricht für dich mitgegeben.«
Ihre rasenden Gedanken wurden langsamer, als sie sich auf das Schlimmste gefasst machte.
»Sie lautet: Ich bin ein Mann, nur für dich, Jess.«
13
Lorna Road, Hoover, 13:58 Uhr
Dr. Stricklands Praxis war geräumt worden. Am Tatort gab es keine Verletzten. Auf den ersten Blick schien alles an seinem Platz zu sein. Nur in einem der Behandlungsräume war ein Instrumententablett umgekippt, doch das hätte auch eine ungeschickte Helferin oder ein Patient gewesen sein können. So was passierte ja ständig.
Doch das war nicht das, was heute Morgen passiert war. Das Monster, das Jess verhöhnte, war hier gewesen und wieder verschwunden.
Sie stand am Hintereingang der Klinik, um denselben Weg zu nehmen, den laut den Zeugen der Eindringling genommen hatte. Er hatte die kleine Klinik von der Rückseite aus betreten. Die Tür war aus Stahl und hatte ein automatisches Schloss. Das hieß, sie konnte nur mit einem Schlüssel oder von innen geöffnet werden. Aber eine der Helferinnen hatte zugegeben, dass sie einen gewöhnlichen kleinen Gummistopper auf die Schwelle gelegt hatte, damit die Tür nicht zufiel und sie aussperrte, wenn sie sich ihre dringend benötigte Dosis Nikotin holte.
Das Problem war, dass sie diesmal vergessen hatte, den Gummistopper zu entfernen, als sie wieder ins Haus zu ihren wartenden Patienten gelaufen war. Sie hatte es eilig gehabt, weil aus einer Zigarette zwei geworden waren, während sie sich am Telefon mit ihrem Freund gestritten hatte. Sie war abgelenkt gewesen. Sie hatte einen Fehler gemacht.
Der Mann, der ihren Zeugenaussagen zufolge genauso aussah wie der strohblonde Teufel auf dem Foto in Jess’ Handy, der eigentlich Spears hieß, war völlig unbemerkt in die Klinik spaziert.
Es war Spears, aber nicht wirklich. Wieder eine Sackgasse.
Jess ging von der Hintertür durch den Flur nach vorn, wo eine weitere Tür die Praxis vom Empfangsbereich trennte.
Er hatte gelächelt und mit seiner charismatischen Stimme den beiden Helferinnen des Kieferorthopäden, darunter auch der Raucherin, einen guten Morgen gewünscht. Anschließend war er geradewegs in den Behandlungsraum gegangen, wo Alice die Spange entfernt wurde, und hatte Agent Miller eine Waffe ins Gesicht gedrückt.
Dann hatte er die Tür geschlossen und Alice, Lily, Dr. Strickland und seiner Assistentin befohlen, sich auf den Boden zu legen. Nachdem er gedroht hatte, sie zu töten, sollten sie es wagen sich zu rühren, hatten er und die Agentin den Raum verlassen, waren wieder durch die Hintertür hinausspaziert – was niemandem komisch vorkam – und hatten sich in Luft aufgelöst.
Die Helferinnen kümmerten sich weiter um ihre Patienten, und auch die beiden Frauen am Empfangstresen machten mit ihrer Arbeit weiter.
Als Dr. Strickland wieder seine fünf Sinne beisammen hatte, rief er mit dem Handy aus seiner Hosentasche die Polizei.
In der Zwischenzeit war Spears oder sein Zwilling oder wer auch immer mit einer Bundesbeamtin als Geisel auf und davon. Weil Jess ihn sauer gemacht hatte und er meinte, sich beweisen müssen.
Sie hatte Mist gebaut.
Jess schloss die Augen. Was immer er Miller antat, es war ihre Schuld. Er hätte Lily oder Alice nehmen können. Dieses ganze Desaster war ihre Schuld. Vielleicht hatte Gant recht, und sie sollte nicht an diesem Fall arbeiten. Das nächste Mal waren es vielleicht ihre Schwester oder ihre Nichte … oder Dan.
Jess schob die quälenden Gedanken beiseite und konzentrierte sich auf den Tatort und das, was sie wusste. Sie konnte niemandem helfen, wenn sie nicht ihren Job machte.
Lieutenant Prescott und ein anderer Detective waren angekommen und führten die Befragungen des Arztes und seiner Angestellten durch. Agent Manning tat dasselbe. Wentworth überwachte alles. Vor allem behielt er sie im Auge, doch das störte Jess nicht länger. Zwei Officer des BPD suchten in den angrenzenden Räumen und auf dem Parkplatz nach jemandem, der den Mann oder sein Fahrzeug gesehen haben könnte.
Draußen gab es keine Überwachungskameras, die das Kommen und Gehen hätten aufnehmen können. Der Mann, den niemand außer Jess Spears nennen wollte, und die Agentin waren
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