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Die Spur des Blutes (German Edition)

Die Spur des Blutes (German Edition)

Titel: Die Spur des Blutes (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Debra Webb
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sagen. Gestern Abend zur selben Zeit hatte sie nicht mehr mit ihm gesprochen. Das wollte er nicht noch einmal riskieren. Damit hatten sie schon den Großteil der letzten zwanzig Jahre vertan.
    Als er die Kühlschranktür schloss, stand Jess dort, die Hände in die Hüften gestemmt und die Brille ins Haar hoch geschoben. Ihr Anblick, barfuß und ihn böse anfunkelnd, war so vertraut, dass ihm der Atem stockte. All diese gemeinsamen Jahre … in denen sie gestritten hatten wie die Kesselflicker und miteinander geschlafen, als gäbe es kein Morgen.
    »Wir müssen darüber sprechen, wie du dir meine Rolle bei der Arbeit vorstellst.«
    So sicher er für das, was jetzt kam, ein weiteres Kühles brauchen konnte, war es doch klüger, einen klaren Kopf zu behalten. Er stellte das Bier auf den Tresen. »Okay, schieß los.«
    Wenn er sich setzte, würde es auch nicht einfacher werden.
    »Du hast mich gebeten, den Posten des Deputy Chief bei einer Einheit anzunehmen, die Gewaltverbrechen untersucht, vielleicht sogar Fälle wie diesen hier, und trotzdem behandelst du mich ständig wie einen hilflosen Zivilisten«, sagte sie anklagend. »Schlimmer noch: wie eine hilflose Frau.«
    Okay, vielleicht hatte er das. »Ich gebe mir ja Mühe, Jess«, räumte er ein. »Aber für mich ist es einfach etwas anderes, wenn es um dich geht.« Er hob beide Hände, als sie erneut über ihn herfallen wollte. »Mein Kopf weiß, dass du in deinem Job genauso fähig bist wie ich. Womöglich noch fähiger. Doch das ist hier«, er legte die flache Hand auf seine Brust, »noch nicht angekommen.«
    Jetzt war die Wahrheit heraus. Egal. Er hatte immer noch Gefühle für sie, starke Gefühle. Etwas, was eine so lange Zeit überdauerte, musste echt sein.
    Sie sah verblüfft aus oder entsetzt, vielleicht auch beides.
    »Du wolltest die Wahrheit, oder? Oder wolltest du, dass ich dir etwas weniger Unangenehmes sage?« Er konnte es nicht länger ignorieren, und um das Thema herumzureden, schaffte er nicht.
    »Sie beobachten uns alle, Burnett. Jeder Sergeant und Lieutenant und verdammte Deputy Chief im BPD beobachtet uns und will wissen, ob du mir diesen Job gegeben hast, um mich aus persönlichen Gründen hierzubehalten.«
    Er konnte nicht erkennen, ob sie besorgt, verletzt oder wütend war. Aber er war wütend.
    »Ich wollte, dass du bleibst.« Er hielt wieder die Hände hoch, als wolle er sich ergeben. »Ich wollte es und will es immer noch, mehr als ich irgendetwas seit Langem gewollt habe. Aber ich
habe
dir diesen Posten nur angeboten, weil du hoch qualifiziert bist und wir dich brauchen. Und damit basta.« Resigniert ließ er die Hände sinken. »Ach ja, wahrscheinlich kannst du mir das nicht glauben, weil du mir nicht mehr vertraust.«
    Sie verschränkte die Arme vor der Brust, signalisierte Kampfbereitschaft. »Du willst über Vertrauen reden? Das hier ist ein perfektes Beispiel. Du willst, dass ich bleibe, mehr als du etwas seit wann genau gewollt hast? Seit du Annette Denton geheiratet hast? Oder …«, sie zuckte die Achseln, »an die Namen deiner anderen beiden Frauen kann ich mich gerade nicht erinnern. Oder vielleicht seit diese Reporterin dir zuletzt Essen gebracht hat und du scharf auf sie warst.«
    »Du willst, dass ich mich schuldig fühle, weil ich versucht habe, mein Leben weiterzuleben und drei Mal gescheitert bin, oder weil ich Bedürfnisse habe? Was hat das mit Vertrauen zu tun?«
    »Nein! Ich will, dass du dich schuldig fühlst, weil du uns vor zwanzig Jahren aufgegeben hast und jetzt die Dreistigkeit besitzt, so zu tun, als wärst du für mich da. Damals ging es um Vertrauen, und du hast meins enttäuscht.«
    Er sah weg, versuchte seine Gefühle in den Griff zu bekommen, bevor er wieder ihrem erwartungsvollen Blick begegnete. »Werden wir die Vergangenheit nie hinter uns lassen?«
Dreh mal ein Dezibel runter
. Zu schreien war nicht gerade sonderlich erwachsen, und sie waren nun beide Erwachsene. »Ich dachte, darüber hätten wir schon gesprochen. Letzte Woche, erinnerst du dich? Wie oft wollen wir das noch tun? Können wir nicht einfach einen Schlussstrich ziehen?« Herrgott, sie war wie ein Hund mit einem Knochen.
    »Sobald du bereit bist, dich der Realität zu stellen«, sagte sie herausfordernd, »können wir einen Schlussstrich ziehen. Was ist, Dan, hast du den Mumm dazu?«
    »Was für eine Realität?«, fuhr er sie an. »Ich habe dir gesagt, warum ich nach dem College wieder zurück nach Hause gegangen bin. Wir hatten

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