Die Spur des Blutes (German Edition)
und schob sich zwischen ihre Beine, ohne den leidenschaftlichen Kontakt ihrer Münder zu unterbrechen.
Nur um Luft zu holen wich er kurz zurück und genoss ihren Anblick, errötet und atemlos. Er küsste sie auf die Wangen, die Nase, das zarte Kinn entlang und den schlanken Hals hinunter.
Ihre Finger wanderten über seinen Rücken, an seinen Seiten entlang und über seine Brust, als müsste sie ihn erst wieder kennenlernen.
»Jess«, murmelte er, die Lippen an ihrem Ohr, »ich will –«
Ihr Handy machte dieses Geräusch, das signalisierte, dass sie eine neue SMS erhalten hatte.
Sie erstarrte. »Das sollte ich mir ansehen.« Gern hätte er ihr gesagt, dass sie das später tun könnte, doch das war keine Option. Er stellte sie auf die Füße, und sie eilte ins Esszimmer. Er bewegte sich ein wenig langsamer, in dem Versuch, seinen Körper wieder unter Kontrolle zu bekommen.
Jess gab einen leisen Laut von sich. Sie drehte sich zu ihm um, und als er die Angst in ihren Augen sah, rannte er zu ihr. Er nahm ihr das Telefon ab und las die Nachricht.
Riverchase Drive. Eine FedEx-Lieferung nur für dich.
16
Riverchase Drive, Mittwoch, 21. Juli, 0:01 Uhr
Die Szene wirkte, als stammte sie aus einem grotesken Horrorfilm.
Agent Millers nackter Körper war über einen FedEx-Briefkasten drapiert. Hände und Füße waren abgetrennt worden.
Jess betete, dass sie während dieser entsetzlichen Verstümmelung betäubt gewesen war. Wenn der Mörder der Spieler war, wäre sie während dieser ganzen Tortur hellwach gewesen, mit gerade genug Ketamin intus, um die Empfindungen noch zu verstärken. Aber hier handelte es sich möglicherweise nicht um den Spieler. Jess blieb inzwischen gar keine andere Wahl, als diese kalte, harte Tatsache in Betracht zu ziehen. Und dass Belinda Howard sich kaum daran erinnerte, wie ihrem Körper all die Wunden zugefügt worden waren, gab Jess wiederum Hoffnung, dass Miller vielleicht ein wenig von der Qual erspart geblieben war.
Der Qual, zu der Jess dieses Monster angestachelt hatte.
Sie hatte die richtigen Knöpfe bei ihm gedrückt, und dies war das Resultat. Er war wütend gewesen … entschlossen, etwas zu beweisen. Sie fühlte sich so elend, dass sie Mühe hatte, sich aufrecht zu halten. Guter Gott, was hatte sie nur getan. Jess kniff die Augen zu. Sie hatte einen Fehler gemacht. Einen schrecklichen, schrecklichen Fehler.
Reue traf sie wie ein elektrischer Schlag. Sie tat einen stockenden Atemzug.
Richtig, Jess. Das ist dein Werk. Willst du nun hier stehen und in Selbstmitleid schwelgen, oder willst du etwas dagegen tun?
Ihre Lippen zitterten vor Anstrengung, um einen frustrierten Schrei zurückzuhalten, als sie die Augen öffnete. Tief durchatmete. Sie machte ihren Kopf frei und tat, was sie am besten konnte. In dieser Umgebung war es schwer, zu prüfen, ob der Mörder weitere Nachrichten an der Leiche hinterlassen hatte. Und die Leiche zu bewegen, bevor der Erkennungsdienst eintraf und seine Arbeit gemacht hatte, kam nicht infrage.
Jess dachte an das einzige Gespräch zurück, dass sie mit dieser Agentin gehabt hatte. Miller hatte darauf bestanden, dass sie die Situation unter Kontrolle hatte, dass sie die erforderliche Erfahrung besaß.
Auf
das
hier hätte niemand vorbereitet sein können.
»Es tut mir leid«, murmelte Jess. Dann wandte sie sich ab. Ihr blieb immer noch ein leiser Hoffnungsschimmer, dass Lori doch noch am Leben war und dass er sie aus einem kranken, perversen Grund aufsparte.
Die Straße überblickend fragte sie sich, ob das Monster irgendwo da draußen war und zusah. Das BPD hatte den Riverchase Drive in beide Richtungen abgesperrt, in ausreichender Entfernung, um die Medien und Gaffer fernzuhalten. Da Agent Manning Millers Familie kannte, hatte er diesen schweren Gang übernommen. Die Spurensicherung war auf dem Weg. Es war mitten in der Nacht, deshalb gab es keine potenziellen Zeugen zu befragen. Die Backsteinwand und eine Baumreihe blockierten die Sicht auf den Tatort aus den angrenzenden Bürogebäuden. Auf diesem Abschnitt des Riverchase Drive gab es etliche Firmen, doch keine davon war nachts besetzt.
Der Täter hatte sich also keine großen Sorgen machen müssen, gesehen zu werden, auch wenn die Anwesenheit von Zeugen ihn bisher wenig gekümmert hatte. Er hatte lediglich hierherfahren, die Leiche in Position bringen und wieder wegfahren müssen. Wenn die SMS nicht gewesen wäre, hätte man Millers Leiche nicht vor dem Morgen entdeckt. Je eher die Spuren
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