Die Spur des Blutes (German Edition)
Sie Luft, Lori Doodle.«
Entsetzen flutete ihr Herz.
Mit dem Gesicht voran drückte er ihren Kopf in den Eimer Wasser.
15
Dunbrooke Drive, 22:00 Uhr.
Dan rieb sich kräftig mit dem Handtuch ab.
Die heiße Dusche hatte seinen angespannten Muskeln verdammt gut getan. Aber nichts, was er tat, half gegen das hilflose Gefühl, weil sie mit den Ermittlungen nicht vorankamen.
Detective Wells wurde seit halb acht Uhr Montagmorgen vermisst. Zwei weitere Frauen waren in den folgenden achtunddreißig Stunden verschwunden. Dieser Mistkerl bewegte sich mit einer Geschwindigkeit, als hätte er Warpantrieb. Obwohl Belinda Howard überlebt hatte und sich erholte, gab es nichts Neues über Wells. Keine Drohung, nichts. Dasselbe galt für Agent Miller.
Jess tat so, als wäre sie stark, aber Dan spürte, dass sie kurz davorstand, zusammenzubrechen. Eric Spears hatte sich heute vor zwölf Uhr mittags gestellt, etwa zur selben Zeit, als Agent Miller verschwunden war. Verschleppt von einem Mann, der aussah wie Spears und der dasselbe Spiel zu spielen schien wie der Spieler, der, wie Jess weiterhin fest glaubte, kein anderer als Spears war – und von dem das FBI ebenso fest glaubte, dass er es nicht war. Das einzig Gute, das dieser Tag gebracht hatte, war die Bestätigung, dass Lily und ihre Familie es sicher nach Pensacola geschafft hatten.
Dan rubbelte sich das Haar, bis es trocken genug war, dann zog er ein T-Shirt und Jeans an. Wenn hier nicht irgendwo noch ein vergessenes Weihnachtsgeschenk herumlag, besaß er keinen Pyjama, und es kam nicht infrage, in Boxershorts im Haus herumzulaufen, wenn Jess hier war. Nicht, weil sie das in Verlegenheit bringen könnte, sondern zu seinem eigenen Seelenfrieden.
So, wie er sie kannte, würde sie ein Gesicht ziehen und irgendeine schnippische Bemerkung machen. Vermutlich war sie viel zu beschäftigt mit diesem verwirrenden und emotional belastenden Fall, um sich Gedanken darum zu machen, wie er herumlief.
Dan nahm seine Kleider und das feuchte Handtuch und ging in den Wirtschaftsraum. Jess hatte schon geduscht und Jeans und ein T-Shirt angezogen. So entspannt mochte er sie lieber, obwohl er bezweifelte, dass sie diese Seite von sich oft jemandem zeigte. Fast eine Stunde nachdem sie geduscht hatte, war sie immer noch da, wo er sie zurückgelassen hatte. Am Esstisch, über die Fallakte des Spielers gebeugt. Glich Fakten mit dem Wenigen ab, was sie in diesem Fall hatten, so wie schon gestern Abend. Und rieb über diesen verdammten Ring, drehte ihn unablässig.
Nachdem er die Schmutzwäsche in den Wäschekorb geworfen hatte, nahm er zwei Bier aus dem Kühlschrank und ging zu ihr. Heute Abend würde Pepsi nicht reichen, und er hatte keinen Wein kalt gestellt.
Er stellte das Bier vor ihr ab. »Das hilft vielleicht, zu entspannen.«
Sie blickte auf und schien überrascht, ihn zu sehen. »Sehe ich aus, als hätte ich Entspannung im Sinn? Irgendetwas entgeht mir hier, und das muss ich dringend finden.«
Ein Lächeln zupfte an seinen Mundwinkeln. Er konnte es nicht unterdrücken. Sie sah so weich und zerzaust aus und viel zu verletzlich. Das Haar hatte sie wirr auf dem Kopf zusammengesteckt. Die Gläser ihrer Brille waren ein wenig verschmiert, und auf ihrer üppigen Unterlippe prangte ein kleiner Schokoladenfleck. In ihrer Tasche hatte sie immer einen Vorrat M&Ms und Minzschokoladeplätzchen.
Wahrscheinlich stimmte es, was man so hörte. Frauen griffen sehr viel öfter zu Schokolade als zu Alkohol, wenn sie gestresst waren.
Ihre Miene verfinsterte sich. »Warum lächelst du? Es gibt absolut nichts zu lächeln.«
»Lily und ihre Familie sind gut in Pensacola angekommen. Belinda Howard geht es sehr viel besser. Sie alle stehen unter Polizeischutz. Wir haben diesen Krieg noch nicht gewonnen, aber wir haben ihn auch nicht verloren.« Genau. Er brauchte diesen kurzen Moment von Optimismus. Er musste einfach glauben können, dass Wells und Miller noch lebend gefunden wurden. »Ist das kein Grund zum Lächeln?«
Jess legte den Stift hin. »Detective Wells wird jetzt seit fast vierzig Stunden vermisst. Die Chancen, sie lebend aufzuspüren, sind gleich null, wenn man bedenkt, mit welchem perversen Mitglied unserer Spezies wir es zu tun haben – vor allem, da ich nicht weiß, wer zur Hölle er ist. Offenbar ist er sauer auf mich, weil ich mich öffentlich an ihn gewendet habe, und wir haben keine Ahnung, wie sich das auf seinen nächsten Zug auswirken wird. Wir haben keine Hinweise … uns bleibt
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