Die Spur des Blutes (German Edition)
zusammengearbeitet hatten. Und es gab keinerlei Möglichkeit, ihre Mutmaßungen zu überprüfen.
»Bei allem Respekt, Ma’am«, protestierte Harper, »Sie haben meine Frage nicht beantwortet.«
Harper wartete auf eine Verkehrslücke, um nach links in das Innenstadt-Parkhaus hineinzufahren. Und er wartete auf ihre Antwort.
»Sie müssen mir vertrauen, Sergeant. Aufgeben kommt für mich nicht infrage.«
Anscheinend zufriedengestellt bog er ab und stellte den Wagen auf seinem Parkplatz ab.
Er streckte die Hand nach dem Türgriff aus, hielt aber inne, als Jess nach seinem Arm griff. »Vertrauen Sie mir, Chet?« Jetzt war sie diejenige, die eine Antwort brauchte. Unwillkürlich hielt sie den Atem an. Falls diese ihre Präventivstrategie nicht funktionieren sollte … daran durfte sie gar nicht erst denken.
Harper hielt ihren Blick lange fest. »Ja, Ma’am.«
Mit dem neuen Funken Hoffnung ließ die Taubheit nach, und ihr Plan nahm mit ungekannter Geschwindigkeit Gestalt an. »Dann müssen Sie mir versprechen, dass Sie nichts, was ich sage oder tue, in Zweifel ziehen, egal, was in den nächsten Stunden geschieht. Sie ziehen bei allem mit. Wenn Sie mir vertrauen, werden Sie wissen, was immer auch geschieht, es ist die einzige Möglichkeit. Kriegen Sie das hin?«
Dieses Mal zögerte er noch länger. Schließlich nickte er Jess zu. »Das kriege ich hin.«
Sie lächelte gezwungen. »Na gut. Dann lassen Sie uns tun, was getan werden muss.«
Der Fußmarsch zum Eingang der Hauptdienststelle des BPD erinnerte Jess daran, dass sie für eine Besprechung nicht passend gekleidet war und erst recht nicht für eine Pressekonferenz. In Jeans, T-Shirt und Sneakers, was sie seit gestern Nacht trug, wirkte sie alles andere als professionell, aber heute Morgen war sie auch nicht darauf aus, irgendjemanden zu beeindrucken.
Komisch war, überlegte sie wohl vor allem, weil ihr Hirn eine Ablenkung brauchte, dass anscheinend außer ihr niemand in dieser Verlegenheit war. Harper, Gant und Deputy Chief Black waren allesamt in Anzügen und polierten Lederschuhen am Tatort eingetrudelt. Nur sie und Dan waren in Jeans und T-Shirt aufgekreuzt.
Und dann war Dan verschwunden.
Ihre Lippen zitterten, als sie lächelte.
Keine Sorge, Dan. Dieses Mal rette ich
dich
.
Ihr Handy meldete sich mit seinem altmodischen Bimmeln. Sie blieb in der Eingangshalle des BPD stehen und fischte es aus den Tiefen ihrer Tasche. Es dauerte ewig. Mist, sie musste wirklich ordentlicher werden. »Harris.«
»Wir haben eine Übereinstimmung bei den Fingerabdrücken von dem Miller-Tatort.« Ihr stockte der Atem.
Gant
.
»Spears?«
»Nicht Spears. Aber vielleicht wissen wir jetzt, wer sein Komplize ist.«
Sie hatte keine Ahnung, wie sie so schnell die Verbindung hatten herstellen können, aber gute Neuigkeiten, egal welche, kamen ihr gerade recht.
»Matthew Reed, weiß, achtundzwanzig Jahre alt. Encino, Kalifornien.«
»Warum haben wir die nicht schon auf Howards Visitenkarte gefunden?« Laut beiden Zeugen im Blumenladen hatte der Mann keine Handschuhe getragen.
»Weil er in keiner nationalen Datenbank auftaucht. Aber er ist bei SpearNet gelistet.«
»Er ist in Eric Spears’ Unternehmen angestellt?«
Adrenalin schoss durch ihren Körper, drängte sie zum Handeln. Spears hatte dem FBI Zugang sowohl zu den Unternehmensdaten als auch zu seinen Privatunterlagen verschafft. Er war sich so verdammt sicher gewesen.
»Er war es, drei Jahre lang. Seit zwei Jahren ist seine Akte inaktiv.«
Vor Zorn zog sich ihr Magen zusammen. »Das wundert mich nicht. Matthew würde sicher nicht mit dem Gesicht seines Chefs zur Arbeit gehen.«
»Ganz genau. Sagen Sie Chief Black, dass ich auf dem Weg bin. Ich habe nur noch auf die Bestätigung gewartet. Das«, sagte Gant, und die Erregung war ihm anzuhören, »war das Warten wert.«
Jess ließ das Telefon zurück in ihre Tasche fallen. Ja, das war das Warten wert gewesen. Ein Lächeln zupfte an ihren Lippen.
Ich kriege dich, Spears
. Er hatte sich seinen eigenen kleinen Klon für seine bösen Zwecke geschaffen. Das zeigte nur, wozu ein Mann mit zu viel Geld und einem kranken Geist imstande war.
Deputy Chief Black wartete vor dem Aufzug. Jess legte einen Schritt zu, um die eben ankommende Kabine zu erwischen.
»Guten Morgen, Chief Harris, Sergeant«, sagte er.
Er trug einen Businessanzug und hatte denselben müden und besorgten Gesichtsausdruck wie alle, die an diesen Ermittlungen beteiligt waren.
»Morgen, Chief. Ich muss Sie
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