Die Spur des Blutes (German Edition)
kurz sprechen«, sagte Jess. »Unter vier Augen, bevor Sie in die Konferenz gehen.«
Seine Augenbrauen hoben sich. »Es sind schon fast alle da. Ist es wirklich notwendig, sie warten zu lassen?«
»Es ist sehr wichtig.«
»Nun gut. Wir können in Chief Burnetts Büro gehen.«
»Danke. Ach, und Agent Gant kommt später, aber er hat eine wichtige Neuigkeit.« Wieder spürte Jess Harpers bohrenden Blick, aber dieses Mal konnte sie keinen Augenkontakt mit ihm herstellen. Nicht, wenn sie die nötige Fassung bewahren wollte, bis alles vorbei war.
»Ich hoffe, es ist etwas, das uns weiterbringt.«
Jess ging nicht weiter darauf ein, was Gant herausgefunden hatte. Es gab keinen Grund, ihm die Show stehlen. Sie hatte heute Morgen selber eine wichtige Neuigkeit zu verkünden.
Die Aufzugtüren öffneten sich, sie stieg aus und strebte schnurstracks auf die Türen zum Büro des Polizeichefs zu. Black war gleich hinter ihr.
»Deputy Chief Harris«, rief Harper ihr nach.
Verdammt. »Ich komme gleich«, sagte sie zu Black.
Er warf einen Blick auf seine Armbanduhr, bevor er weiterging, als wollte er sie daran erinnern, dass sie im Besprechungsraum erwartet wurden.
Während er weiter zu Burnetts Büro ging, fragte Harper: »Ma’am, Sie haben mir nicht gesagt, warum Sie Chief Harper unter vier Augen sprechen wollen.«
Harper war besorgt, aber er war auch argwöhnisch. »Wissen Sie nicht mehr, Sergeant? Sie haben zugesagt, mir zu vertrauen. Lassen Sie mich jetzt nicht im Stich.«
»Das tue ich nicht, Ma’am, aber ich weiß, dass Chief Burnett sehr verärgert wäre, wenn ich zulasse, dass Ihnen etwas geschieht.«
Diese verdammten Südstaaten-Männer mit ihren Dickschädeln.
»Sie haben es mir versprochen, und ich baue fest darauf, dass Sie mich nicht enttäuschen. Jetzt gehen Sie in den Besprechungsraum und sagen Sie den anderen, dass Black in einer Minute da sein wird. Und machen Sie sich darauf gefasst, dass Agent Gant gute Neuigkeiten hat.«
Harper zögerte und ging dann.
Solange er Wort hielt, bis sie aus diesem Gebäude raus war, war es ihr recht.
Im Wartezimmer des Polizeichefs schenkte ihr eine verheulte Tara ein schwaches Lächeln, wünschte ihr aber keinen guten Morgen. Jess nickte ihr zu, schaffte es aber nicht einmal, ein Lächeln zu heucheln. Alle hier machten sich Sorgen um ihren Chief. Sie alle liebten Daniel Burnett. Jess’ Kehle wurde eng, doch sie riss sich zusammen und betrat Dans Büro.
Deputy Chief Black stand in der Mitte des Raumes und wartete auf sie. »Worum geht es, Harris?«
Jess knallte ihre Tasche auf den kleinen Besprechungstisch. »Bevor wir in dieses Meeting gehen, muss ich Ihnen das hier geben.« Während sie sprach, wühlte sie nach ihrem Notizblock und einem Stift.
»Haben Sie etwas Neues erfahren?« Langsam verlor er die Geduld.
Jess verstand ihn. Ihre war bereits am Ende. Schnell schrieb sie etwas auf eine Seite, unterschrieb mit ihrem Namen, riss das Blatt ab und gab es ihm. Während er las, steckte sie Block und Stift weg und hängte sich die Tasche über die Schulter.
»Was soll das bedeuten?« Er starrte sie an, als hätte sie den Verstand verloren.
Wahrscheinlich hatte sie das auch. »Ich bin Ihnen keine Erklärung schuldig.« Sie wandte sich zur Tür.
»Das ist inakzeptabel, Chief Harris.«
Vor der Tür zögerte sie, sah aber nicht zurück.
»Egal, worum es hier geht«, fuhr Black fort, »Sie werden es mit Chief Burnett ausmachen müssen.«
Jess ging zur Tür hinaus. Sie nahm nicht den Aufzug. Wenn jemand sie warten sah, würde das nur eine Szene verursachen, die sie nicht gebrauchen konnte. Als sie schließlich draußen auf dem Gehweg stand, schlug ihr das Herz bis zum Hals, und ihre Nerven lagen blank. Sie betrachtete den morgendlichen Verkehr.
Mist.
Ihr Wagen stand bei Dan.
Kein Problem. Ein Taxi tat es auch. Solange es sie schnell von hier wegbrachte. Es gab noch eine Sache, die sie zuerst erledigen musste, und dafür brauchte sie Gina Coleman.
19
10:28 Uhr
»Sie lebt noch.«
»Das sehe ich.«
Matthew beobachtete seinen Mentor, während er sprach. Die Art, wie seine Lippen sich bewegten, faszinierte ihn. Aber es war der Klang seiner Stimme, der ihn wahrhaft inspirierte. Tief, beruhigend.
Er würde alles für Eric tun. Egal was.
Aber Eric war enttäuscht. Sogar wütend. Seine Stimme verriet selbstverständlich nichts von diesen Gefühlen, aber Matthew wusste es. Er begriff, dass seine Arbeit den erwarteten Maßstäben nicht gerecht wurde.
»Hast du ihr
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