Die Spur des Drachen
kauerte an der Wand. Verzweifelt ließ er den Blick umherschweifen, auf der Suche nach Hilfe, die nicht kommen würde.
Danielle packte ihn an seinen Gewändern und blickte ihm ins Gesicht. »Die Kisten, die Sie vom Frachter Peter der Große gestohlen haben – bringen Sie mich hin. Jetzt sofort!«
84.
Al-Akbar kämpfte nicht mehr gegen sie an. Furcht und Entsetzen hatten seinen Widerstand gebrochen.
»Wo sind sie?«, verlangte Danielle zu wissen und rammte den Sheik gegen die Wand, als er nicht schnell genug antwortete. Das Blut aus der Schnittwunde auf ihrer Stirn sickerte ihr in die Augen.
»Schon weg.«
Danielle drückte ihm die Pistole auf die Stirn. Der Sheik erstarrte.
»Dann nützen Sie mir nichts mehr. Ich sollte Sie am besten gleich erschießen!«, rief sie.
Alle Farbe war aus dem Gesicht des Sheik gewichen.
»Auf Lastwagen verladen …«, keuchte Hussein al-Akbar. »In der Garage …«
»Bringen Sie mich dorthin!«
Mit schleppenden Schritten bewegte Hussein al-Akbar sich zu einer Tür, hinter der es eine kleine Steigung hinaufging. Der Geruch von Gummi und Benzin schlug Danielle und dem alten Mann entgegen.
»Hintereingang«, keuchte der Sheik, dessen Gesicht weiß geworden war. »Wir sind fast da.«
Danielle machte sich nicht die Mühe, ihm zu antworten; der Sheik hatte aufgegeben, das konnte sie sehen. Der Eingang zur Garage ähnelte der Schiebetür eines Lagerhauses. Sie riss sie auf und zog den Sheik mit sich hindurch, bevor sie die Tür wieder zuschob und von innen verriegelte.
Die Garage war ein Lagerhaus. Überall standen Limousinen und Sportwagen, jeder ein Klassiker, mancher fast unbezahlbar. Drei Kühllastwagen parkten in der Mitte. Ihre Kompressoren dröhnten laut, um die Kisten kalt zu halten, die von der Peter der Große gestohlen worden waren.
Sheik Hussein al-Akbar fiel auf die Knie, kippte vornüber und blieb bewusstlos liegen.
Danielle bewegte sich auf die Lastwagen zu. Sie war ganz auf die bevorstehende Aufgabe konzentriert. Sie stieg aus ihrem weiten, sackartigen Kleid; die verbliebenen Quader mit Plastiksprengstoff hatte sie am Körper festgebunden. Sie arbeitete schnell, löste einen Sprengsatz nach dem anderen und befestigte sie in weniger als drei Minuten an den Karosserien der Kühllaster. Durch die selbstklebende Rückseite ließ sich das C-4 einfach anbringen – an jedem der drei Laster je sechs Ladungen Plastiksprengstoff. Jetzt würde der Druck auf einen einzigen Knopf die Kisten zerstören, die sich in den Laderäumen der Laster befanden. Bei dem dritten Lastwagen konnte Danielle nicht mehr widerstehen: Sie öffnete die Ladetür, um zu sehen, was sich im Innern befand.
Ein Schwall eisiger Luft schlug ihr entgegen und kühlte den Schweiß, der ihr Hemd durchnässt hatte. Sie trat einen Schritt zurück. Ein Gegenstand, der wie eine gewöhnliche Aktentasche aussah, fiel auf den Garagenboden. Danielle wollte gerade einen näheren Blick darauf werfen, als ein lautes, metallisches Klicken im hinteren Teil der Garage erklang. Sie wirbelte herum und sah dass Sheik al-Akbar verschwunden war. Doch es störte Danielle nicht weiter, dass er entkommen war. Sobald sie den Sprengstoff gezündet hatte, war ihre Mission für dieses Mal erledigt. Vorher musste sie allerdings einen Weg hinaus finden. Den Plastiksprengstoff würde sie erst zünden, wenn sie aus dem Tunnelsystem heraus war und das Haupttor in Sicht hatte.
Danielle wollte gerade einen Blick in die Aktentasche werfen, als sich das Garagentor öffnete. Sie riss den Inhalt aus der Aktentasche – einen Stapel Blätter – und stopfte ihn unter ihr Hemd, bevor sie sich zwischen die Kisten duckte, die am nächsten standen.
Fünf uniformierte Wachen, die Danielle vom Haupttor wieder erkannte, stürmten hinein. Mit ihren Gewehren zielten sie in alle Richtungen. Aufgeregt sprachen sie Arabisch miteinander, stießen wütende Schreie und gegenseitige Beschuldigungen aus. Die Laster beachteten die Männer anfangs nicht; stattdessen suchten sie planlos.
Danielle wusste, dass es nur eine Frage der Zeit war, bis ihnen der Sprengstoff auffiel, den sie an den Lastern angebracht hatte. Sie musste die Männer ablenken und gleichzeitig eine Möglichkeit zur Flucht finden.
Danielle glitt hinter die letzte Reihe der Oldtimer, neben einen wunderschön restaurierten Bugatti. Ein kurzes Zögern, dann kletterte sie rasch hinter das rechtsseitige Lenkrad und tastete am Armaturenbrett nach der Zündung. Da die Motoren regelmäßig
Weitere Kostenlose Bücher