Die Spur des Drachen
Halfter gleiten und schraubte den Schalldämpfer auf. Er hielt die Waffe gesenkt an der Hüfte, als er sich der Gefängniszelle näherte. Einen Augenblick, bevor er die Stäbe erreichte, nahm er die Pistole hoch.
Die Zelle war leer.
18.
»Sie wird gleich da sein«, informierte der wachhabende Beamte Ben Kamal und Shlomo Davies, nachdem er sie in den Raum geschoben hatte, der ihnen zur Verfügung gestellt worden war.
Die beiden Männer saßen Seite an Seite hinter einem kahlen Tisch. Ben zog den Reißverschluss seiner Aktentasche auf und holte einen gelben Notizblock hervor. Die Aktentasche war Davies' Idee gewesen. Ansonsten, hatte der alte Anwalt Ben gewarnt, wäre er das Risiko eingegangen, dass er nicht ins Schema passte. Schließlich trug jeder Anwalt eine Aktentasche. Davies hatte einen seiner Assistenten losgeschickt, eine zu holen, nachdem sie aus Ostjerusalem in sein Büro zurückgekehrt waren. Dann hatte er jene Dinge hineingepackt, bei denen es keine hochgezogenen Augenbrauen geben würde, falls die Tasche von den Wachen geöffnet würde.
Ben selbst hatte das Brillenetui hinzugefügt, das er morgens aus dem Café Europe geholt hatte. Jetzt nahm er es heraus und legte es auf den Tisch.
Die Kehle wurde ihm eng, als die Tür sich öffnete und Danielle Barnea von einer Wache in den Befragungsraum geführt wurde. Ihr Haar war zerzaust, doch die rotbraunen Wellen fielen ihr noch immer bis über die Schultern. Ihre Augen weiteten sich, als sie Ben sah, und blitzten mit jener intensiven Kraft, die er kannte und liebte. Doch sie wirkte verbraucht, und ihr Gesicht war in dem grellen Neonlicht blass und abgespannt.
Danielle für ihren Teil bemühte sich, nicht überrascht auszusehen, als sie Ben im Befragungsraum neben Shlomo Davies sitzen sah. Er erhob sich steif. Ihr fiel auf, dass sie ihn noch nie in einem Anzug gesehen hatte. Er sah mehr wie ein Amerikaner aus als wie ein Palästinenser, was wohl auch beabsichtigt war.
»Pakad Barnea«, begann Davies, und Danielle richtete nach kurzem Zögern den Blick auf ihn. »Ich möchte Ihnen Mr. Benjamin Kaplan vorstellen, einen amerikanischen Strafverteidiger, den wir in solchen Fällen von Zeit zu Zeit hinzuziehen. Mr. Kaplan – Pakad Barnea.«
Danielles Eskorte zog sich durch die Tür zurück und schloss sie hinter sich; Danielle durfte sich jetzt dem Stahltisch nähern. Sie schüttelte Ben die Hand, zog sie jedoch schnell wieder zurück, lange bevor Ben selbst losgelassen hätte.
»Bitte, setzen Sie sich. Wir haben viel zu besprechen. Zuerst einmal – ich habe die Brille mitgebracht, um die Sie gebeten hatten.« Davies nahm Ben das Etui aus der Hand und schob es über den Tisch. »Die Behörden sehen kein Problem darin.«
Danielles Augen weiteten sich, als sie das Etui sah, an das sie sich aus dem Café in Ostjerusalem erinnerte. Sie klappte es auf und nahm die Brille heraus. Nach einer kurzen Prüfung legte sie die Brille ins Etui zurück.
»Wenn es Ihnen nichts ausmacht, Pakad«, fuhr Shlomo Davies fort, »werde ich jetzt die Befragung meinem Kollegen überlassen. Mr. Kaplan?«
»Ich werde Sie nicht über die Schwere der gegen Sie erhobenen Anklage im Unklaren lassen«, begann Ben und schob den Notizblock gerade so, dass Danielle sehen konnte, was er schrieb. Diese Maßnahme war ein Vorwand, da sie beide annahmen, überwacht zu werden, selbst in diesem angeblich privaten Befragungsraum. Es gab keine Verfassung in Israel, die erlaubt hätte, solche Dinge vor Gericht zu verhandeln. »Das heißt, dass ich der Ansicht bin, dass der Fall gegen Sie streitbar ist.«
Danielle nickte und beugte sich vor, um zu lesen, was Ben geschrieben hatte:
COLONEL AL-ASI HAT DAS HIER ARRANGIERT. ICH MUSSTE DICH SEHEN.
Danielle zeigte keine Reaktion. »Sie hätten sich nicht bemühen sollen.«
»Mr. Davies und ich haben gewisse Unregelmäßigkeiten in den Zeugenaussagen gefunden«, erwiderte Ben. Er schrieb weiter, während er sprach. »Mr. Davies hat mich über Einzelheiten informiert und mir seine Notizen Ihrer Unterredung mit ihm gezeigt.« Er hörte auf zu schreiben, damit Danielle seine letzte Eintragung lesen konnte.
WAS KANN ICH FÜR DICH TUN? SAG MIR, WAS ICH FÜR DICH TUN KANN.
»Sie können nichts für mich tun. Ich bin bei der Kanzlei von Mr. Davies in guten Händen. Sie sollten nach Hause gehen.«
»Ich bin Spezialist für solche Fälle, Pakad Barnea. Diese Schwierigkeiten sind nichts Neues für mich. Ich werde Sie nicht enttäuschen.«
Danielle schaute
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