Die Spur des Drachen
an die Hoffnung, dass der Cowboy inzwischen getroffen war oder sich zurückgezogen hatte.
»Wir geben auf! Wir geben auf!«, wiederholte Danielle, als ein weiteres Team von Wachmännern um eine Ecke gestürmt kamund auf sie zu rannte, gerade vor dem Hauptposten der Gefängnissektion des Polizeireviers.
Danielle spürte, wie raue Hände ihr die Waffe entrissen und sie gegen die Wand stießen, als weitere Schüsse den Flur entlang dröhnten.
Die Wachen wanden sich vor Schmerzen; einer nach dem anderen fiel zu Boden. Ben holte sich die Uzi zurück und schoss an den Männern vorbei; dann brach er durch die Tür des Haupteingangs. Mit Absicht zielte er hoch und schoss daneben.
»Danielle!«, rief er, als sie auch schon durch die Tür wirbelte. hinter ihr flogen Betonsplitter aus dem Rahmen.
Sie gab einzelne Schüsse auf den Cowboy ab, doch er musste sich hinter der Treppe verborgen haben. Ihre Kugeln schlugen harmlos in die Wände.
Black rammte einen neuen Ladestreifen in seine Pistole. Er tat sein Bestes, um seinen Atem zu beruhigen und die Kontrolle über die Situation wiederzuerlangen.
Barnea war auf der Flucht!
Er hatte zu viele Faktoren nicht in Erwägung gezogen: dass Barnea nicht in ihrer Zelle sein könnte; dass sie in die Lage kommen würde, zu fliehen; dass sie nicht allein war …
Sieht aus, als hätte ich diese Sache vermasselt, ging es ihm durch den Kopf. Doch er war irgendwie froh darüber, denn es verschaffte ihm und der Frau die gleichen Chancen. Mal sehen, wer von ihnen besser war.
Black wirbelte schießend um die Ecke, als er versuchte, Barnea und den Mann davon abzuhalten, nach draußen zu entkommen.
Ben und Danielle hatten gerade die Eingangshalle erreicht, die vor dem Haupteingang lag, als die Schießerei wieder losging. Beide wirbelten herum. Hinter der dünnen Deckung der Wand erwiderten sie das Feuer und zielten auf den großen Mann. Eine weitere Sirene jaulte und signalisierte das Eintreffen des ersten Notarztwagens, der vom Alarm herbeigerufen worden war.
»Lauf!«, sagte Danielle. »Ich gebe dir Deckung!«
Ben rannte über den offenen Bereich, der zum Ausgang führte, während Danielle schießend aus der Deckung kam. Ihre Kugeln hielten den Cowboy lange genug in Schach, um es Ben zu ermöglichen, nach draußen zu kommen und die Stufen des alten Gebäudes hinunter zu stürmen.
Wie aufs Stichwort erschien die Ambulanz auf der Bildfläche und hielt fast unmittelbar vor ihm.
Ben richtete seine Waffe auf den Sanitäter im Fahrersitz. »Raus!«
»Aber wir …«
»Raus!«, wiederholte Ben und riss auf seiner Seite die Tür auf.
»Okay, okay«, gab der Fahrer nach. Mit erhobenen Händen stieg er aus. Im selben Augenblick eilte Danielle die Stufen hinab. Ihre letzten Kugeln zersplitterten das Glas hinter ihr, um den Cowboy bei seiner Verfolgung langsamer werden zu lassen.
Ben sah, wie Danielle zur Beifahrerseite des Rettungswagens stürmte, und schlug sofort die Tür hinter sich zu. Polizisten strömten jetzt aus zwei angrenzenden Türen des Hauptgebäudes, der Megrash Haruseim, und eröffneten das Feuer auf den Ambulanzwagen.
»Runter!«, rief Ben und duckte sich hinter das Armaturenbrett.
Danielle erhaschte einen kurzen Blick auf den Cowboy. Er brach durch das von Kugeln geschwächte Glas und nahm die beiden völlig überraschten Polizisten mit seinen Pistolen unter Dauerfeuer.
Ben legte seine Uzi neben sich auf den Boden, rammte den Fuß auf das Gaspedal und jagte los, weg vom Gefängnis. Das Geräusch der Gewehrschüsse ging im Kreischen der Reifen des Rettungswagens unter.
20.
»Ich kenne den Mann!«, rief Danielle, die tief geduckt in den Außenspiegel blickte. »Verdammt, ich kenne diesen Hurensohn!«
»Wer ist er?«
»Ich kenne seinen Namen nicht, aber ich weiß, wie er aussieht! Er hat in Beirut vor zwölf Jahren ein Sayaret-Einsatzkommando aufgerieben. Ich war die einzige Überlebende.«
»Sieht so aus, als hätte jemand ihn ausgeschickt, seinen Auftrag zu Ende zu bringen.«
Ben umklammerte das Lenkrad des Rettungswagens. Sie näherten sich einer Kreuzung, an der ein Soldat den Verkehr von der stark verstopften Jaffa Road umleitete, auf der ein Protestmarsch stattfand. Der Soldat sah Ben kommen und hob die Hand. Für einen Moment glaubte Ben, der Mann wollte den Rettungswagen anhalten, stattdessen stoppte er den Verkehr. Ben konnte die Jaffa Road hinunterfahren, unbehindert von den Scheitelkäppchen tragenden Demonstranten, die mit ihren Schildern in die Luft
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