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Die Spur des Drachen

Titel: Die Spur des Drachen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jon Land
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    Für Jafir Kamal war das sehr wichtig.
    Er beobachtete einen dritten Laster, der den zwei anderen auf die Brücke folgte. Er war glücklicher denn je, dass er seinen beiden Söhnen dieses Leben erspart hatte, in das sie unweigerlich gestolpert wären, hätte er sie nicht in die Vereinigten Staaten gebracht. Es wäre ein Fluch gewesen, ein langes Leben in Palästina zu leben. Er hätte einen oder beide Söhne sterben sehen. Jafir Kamal kannte die Chancen wie jeder andere auch, und dies hatte ihn zur Auswanderung bewogen. Eines Tages würde er das alles seinen Söhnen erklären. Eines Tages würde er ihnen auch erklären, was er in dieser Nacht getan hatte.
    Der Laster rollte auf die Allenby-Brücke; die Lichter des fünften waren nicht weit dahinter zu erkennen. Jafir Kamal zählte jetzt die Sekunden, schmeckte die dicke Luft. Er konnte nicht schlucken. Seine rechte Hand war wieder steif, daher legte er die linke darüber.
    Schließlich fuhr der letzte Laster auf die Brücke; der erste war nur einhundert Meter vom diesseitigen Ufer entfernt. Mehr Zwischenraum, als ideal gewesen wäre, aber es musste jetzt sein.
    Jafir Kamal drückte den Zünder mit beiden Händen.
    Einen langen Augenblick passierte gar nichts. Doch plötzlich schossen überall auf der Brücke weiße Blitze empor – einen Sekundenbruchteil, bevor das Grollen der Explosionen in Jafir Kamals Ohren dröhnte. Die Druckwelle schleuderte ihn rückwärts zu Boden und nahm ihm den Atem. Er blickte auf, sah die Motorhauben und Fahrwerke der fünf Laster in Flammen stehen und beobachtete, wie die russischen Fahrer aus den qualmenden Fahrerkabinen sprangen und um ihr Leben rannten.
    Nur der Fahrer des zweiten Lasters im Konvoi versuchte dummerweise, weiterzufahren. Sein Fahrzeug, in Rauch und Flammen gehüllt, streifte den vor ihm stehenden ersten Lastwagen und quetschte sich daran vorbei, als der Tank sich plötzlich entzündete. Das hintere Ende des Lasters flog in die Luft. Er kippte auf die Seite und brachte einen Teil der Brücke zum Einsturz.
    Flammen leckten am bereits geschwärzten Stahl des umgestürzten Lastwagens. Jafir Kamal eilte ins Freie und rannte darauf zu. Als er den Laster erreichte, wickelte er sich die Jacke um die Hände und zog sich zur Fahrertür hoch, die jetzt zum Himmel zeigte. Der dünne Stoff konnte Jafir Kamals Haut kaum schützen. Es reichte gerade aus, den Schmerz zu überdecken, als er seine Finger um den Griff schloss und die Tür aufriss.
    Der Fahrer war noch im Innern, noch immer halb bei Bewusstsein. Jafir Kamal streckte die Hand nach unten aus, in die immer stärkere Hitze und den Rauch, und packte den Mann, zog ihn hoch, bis er mit der zweiten Hand zupacken konnte und riss ihn dann nach oben. Doch er schaffte es nicht, den Mann ganz aus der Kabine zu ziehen.
    »Stoß dich mit den Beinen ab!«, rief Jafir Kamal. Ihre Blicke trafen sich. »Hilf mir, dir zu helfen!«
    Er sah, wie der Mann strampelte, wie seine Füße schließlich Halt fanden und wie er schob, sodass Jafir Kamal ihn hinausziehen und auf die andere Seite der Brücke und in Sicherheit schleppen konnte. Erschöpft und mit brennenden Lungen schaffte er es gerade noch, im Rauch und der allgemeinen Verwirrung zu verschwinden.
    Jafir Kamal ging wieder hinter dem nahen Gebüsch neben der Brücke in Deckung und ließ die Hände auf die Knie fallen. Er wollte sich einen Moment ausruhen, als irgendetwas mit der Wucht eines Huftritts auf seinen Rücken prallte. Er spürte, wie ihm etwas Warmes über die Haut lief und in der Nachtluft sofort abkühlte. Dunkel erinnerte sich an ein Krachen, das er zuvor nur am Rande wahrgenommen hatte.
    Ich bin angeschossen!
    Dann vernahm er knirschende Schritte, die sich rasch näherten. Unter Schmerzen drehte Jafir Kamal sich um.
    Über ihm ragte die Silhouette von Omar Shaath auf.

73.
    »Den Namen des großen Mannes habe ich erst später erfahren«, endete Petroskow. Seine Finger waren blutleer, weil er während der Geschichte das Lenkrad krampfhaft umklammert gehalten hatte. Nervös knirschte er mit den Zähnen. »Shaath muss das Team geführt haben, das unseren Konvoi hatte treffen sollen. Deswegen war er in der Nähe.«
    »Sie haben gesehen, wie Shaath meinen Vater getötet hat«, sagte Ben vom Beifahrersitz, als hätte er erst eine Frage stellen wollen. Er war überrascht, dass ihm diese Worte überhaupt über die Lippen kamen. Fragen, die er sich sein Leben lang gestellt hatte, waren letztlich beantwortet

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