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Die Spur des Dschingis-Khan

Titel: Die Spur des Dschingis-Khan Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hans Dominik
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Die flüssige Luft hatte den Stoff durchtränkt und war schließlich in ihm gefroren.
    Achtlos warf er das Stück zur Seite. Nur noch das Thermometer interessierte ihn … 271 Grad … der rote Faden blieb plötzlich regungslos stehen. Der Alkohol war von der Kälte erreicht worden und zu einer massiven Stange gefroren. Jetzt aber sah er, wie die Heliumfüllung in Tropfen im Thermometer hinunterzufallen begann, wie das Heliumgas als feste Kruste an der Innenwand haftete.
    Der absolute Nullpunkt war erreicht. Auch der flüchtigste aller bekannten Stoffe, das Heliumgas, erlag dieser exzessiven Kälte.
    Georg Isenbrandt ließ sich auf einen Sessel sinken. Minutenlang haftete sein Blick auf dem erstarrten Thermometer.
    Ein Rütteln an der Tür riß ihn aus seinen Gedanken.
    »Wer ist da?«
    »Ich! Wellington Fox.«
    »Einen Augenblick, Fox … sofort …«
    Georg Isenbrandt sprang auf und machte mit größter Schnelligkeit eine Dynothermlösung zurecht. Im nächsten Augenblick goß er sie über den Apparat aus und riß die Fenster auf. Dann ging er, um die Tür zu öffnen.
    Wellington Fox stand vor ihm. Regennaß.
    »Ich störe dich bei deinen Arbeiten? Du hast dich eingeschlossen …«
    »Nein, du störst mich nicht. Du kamst zu einer glücklichen Stunde …«
    »Glücklichen Stunde? … Du meinst, weil es hier endlich kräftig gießt. Es war wohl höchste Zeit … Ich habe allerlei gehört. Hier blieb es dürr, und woanders war der Segen zu reichlich. Richtig wird die Sache erst, wenn ihr eure Suppen auch den Mäulern vorsetzen könnt, die sie brauchen.«
    Georg Isenbrandt blieb unbewegt. Sein Gesicht zeigte gleichmäßige, freundliche Mienen. Dann sprach er:
    »Ja … das … sag mal, Fox, willst du nicht ablegen? Du triefst ja.«
    Wellington Fox schüttelte sich.
    »Naß bin ich, aber eine sibirische Kälte ist hier bei dir … Was hast du denn da auf dem Tisch?«
    Wellington Fox trat näher heran und betastete den in eine wogende Nebelwolke gehüllten Apparat.
    »Dampf? … Eis? … Ja, das ist ja kalt!«
    »Eis ist meistenteils kalt, lieber Fox.«
    Wellington Fox hauchte auf seine weiß angelaufene Fingerspitze.
    »Weiß ich, Georg … ist mir nicht neu. Aber das Eis hier ist ja wenigstens 100 Grad kalt.«
    »Sage ruhig 200 Grad, Fox. Luft ist hier gefroren. Du siehst, was das Dynotherm zu tun hat, um die Frostmasse aufzutauen und zu verdampfen.«
    Wellington Fox betrachtete die dampfende und nebelnde Apparatur, von der die Wolken jetzt bereits bis zur Zimmerdecke emporstiegen.
    »In der Tat, Georg. Wenn ich bedenke, wie fabelhaft schnell eine ganz große Lawine auf eine kleine Tube von deinem Dynotherm Wasser und Dampf wurde. Ich habe dir ja mein Abenteuer schon telefonisch erzählt.«
    Isenbrandt lachte.
    »Ja, Fox, so kopflos darauf loszupudern! Habe ich dich nicht gewarnt, vorsichtig damit umzugehen?«
    Wellington Fox lächelte etwas gezwungen.
    »Zwei so hübsche junge Damen, wie dort im Schnee begraben lagen, konnten auch einen alten Fuchs zu Torheiten veranlassen … Na, jedenfalls … ich habe da etwas gefunden, was mich veranlaßte, dich aufzusuchen.«
    Wellington Fox griff in die Tasche und brachte ein in Maroquinleder gebundenes Notizbuch zum Vorschein.
    »Das ist ein Souvenir an die eine der beiden Damen, die Gräfin di Toresani.«
    »Ah? Also ein Andenken an die Herzallerliebste.«
    »Falsch geraten, Georg. Die schöne Toresani ist eine Abenteuerin, die Spionendienste für die gelbe Seite leistet.«
    »Hast du Beweise dafür?«
    »Ja – das heißt erst mal starken Verdacht. Den strikten Beweis hoffe ich in diesem Büchelchen zu finden. Es geriet mir in die Hände, als ich die Toresani aus der schmelzenden Lawine hervorzog.«
    Wellington Fox öffnete das kleine Buch.
    »Unter diesen harmlosen Notizen hier ist nichts Interessantes. Aber da fand ich hier noch diesen …«
    Er blätterte weiter und hielt Isenbrandt die Seite hin. Sie war vollkommen weiß. Nur am Rand, wo offenbar die Nässe gewirkt hatte, traten einzelne Buchstaben hervor. Die äußersten stärker, die innersten nur schwach.
    b … r … a … n … d … t … entzifferte Georg Isenbrandt nicht ohne Mühe.
    »Und du meinst?«
    Er sah Wellington Fox fragend an.
    »Ich wette, daß das Wort vollständig Isenbrandt heißt.« »Und was weiter?«
    »Daß hier zweifellos noch einige für dich sehr interessante Notizen stehen, dich ich leider nicht lesen kann. Der Teufel mag wissen, mit welcher Tinte das geschrieben ist.«
    Georg Isenbrandt

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