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Die Spur des Dschingis-Khan

Titel: Die Spur des Dschingis-Khan Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hans Dominik
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gleichzeitig den Fuß in die Türspalte schob und den Flügel so weit zurückdrängte, daß sie eintreten konnten.
    »Herr Witthusen ist nicht zu Haus?«
    Zum zweitenmal und noch dringlicher fragte Fox.
    Der Chinese schüttelte den Kopf.
    »Und Fräulein Witthusen?«
    Das Gesicht des Gelben sagte mehr als Worte.
    Wellington Fox schob sich zwischen Georg Isenbrandt und den Boy. Eine Banknote raschelte in der Faust des Gelben und verschwand schnell in der faltigen Kleidung.
    »Wo sind sie hin?« fragte Fox. »Wann sind sie abgereist?«
    Der Gelbe krümmte sich verlegen.
    »Wohin sie sind, hoher Herr … Hui-Fang weiß es nicht … Vorgestern abend kam ein Auto vorgefahren. Zwei Offiziere stiegen aus und gingen zu dem Herrn … Und dann kamen sie wieder heraus … Mit ihnen der Herr und Fräulein Maria Feodorowna und … stiegen zusammen in das Auto und fuhren fort.«
    »Wohin sind sie?«
    Georg Isenbrandt hatte Fox beiseite geschoben und stand vor dem Chinesen.
    »Wohin? … Bei den Geistern deiner Ahnen!«
    Das gelbe Gesicht wurde grau. Der Boy sank in die Knie und hob beschwörend die Hände.
    »Ich weiß es … nicht … hoher Herr! Ich weiß es nicht.«
    Wellington Fox fragte: »Hat der Herr etwas hinterlassen? … Befehle?«
    »Nein! Nichts …« Nach einer Weile kam es zögernd von den Lippen des Gelben. »Gestern war Mr. Cameron hier. Der sagte, der Herr ist verreist und kommt vorläufig nicht wieder. Mr. Cameron hat alles verschlossen … hat alle Schlüssel mit sich genommen …«
    Als der Name »Cameron« fiel, zuckte Wellington Fox zusammen.
    »Ist Mr. Cameron noch in Kaschgar?«
    »Ich weiß nicht … Ich glaube …«
    Georg Isenbrandt fuhr dazwischen. Mit der Rechten hatte er das Gewand des Gelben an der Brust gepackt und schüttelte ihn.
    »Wo ist Mr. Cameron?«
    »In Peking.«
    Mit jähem Ruck schob Georg Isenbrandt den Boy weg.
    »Komm, Fox, wir haben hier nichts mehr zu tun!«
    Fast mechanisch schlugen sie den Weg zum Bahnhof ein. Minuten hindurch gingen sie stumm nebeneinander her. Dann brach Wellington Fox das Schweigen.
    »Also nach Peking!«
    »Wer?«
    »Ich! … Mit dem nächsten Postschiff! Colin Cameron ist jetzt ein doppeltes Jagdobjekt für mich. Ich werde ihn finden … und ihm das Handwerk legen.«
    »Fox … du guter Freund … du wirst mir Nachricht geben … auch von der kleinsten Spur.«
    Einen Moment standen sie sich Hand in Hand gegenüber.
    »Frisch auf, Georg!«
    »Halt! Noch eins!«
    Georg Isenbrandt griff in seine Tasche und holte eine kleine Glasröhre hervor.
    »Du kommst nach Peking. Du wirst morgen früh dort sein. Um die Mittagsstunde wirf dies hier von irgendeiner Brücke ins Wasser!«
    Wellington Fox ließ das Röhrchen in die Tasche gleiten.
    »Noch etwas?«
    »Ja! Bevor du es wirfst, mußt du den Korken öffnen. Aber auch keine Sekunde früher.«
    »All right, Georg!«
    *

»Der Himmel hat seinem erlauchten Sohn die Gesundheit wiedergegeben. Schitsu, der Hwangti, der Herr und Kaiser, kehrt in seine Residenz zurück.«
    Seit 24 Stunden hielt diese Nachricht die Bewohner Pekings in Atem. Seit den frühen Morgenstunden begannen die Volksmassen aus dem Stadtinnern hinauszuströmen und die Straße zu umlagern, die von Schehol nach Peking führt.
    Um die zwölfte Stunde marschierten von Peking her die Garden des Schanti heran. Nach Ausbildung und Ausrüstung Elitetruppen. Die anmarschierenden Regimenter schwenkten nach rechts und links gegen die Straßenränder aus, drängten die Menge über die Gräben zu beiden Seiten zurück und bildeten einen zusammenhängenden Kordon.
    Die Straße war jetzt hermetisch abgesperrt. Die Menge, zur Seite gedrängt, breitete sich über die Felder aus und suchte erhöhte Punkte, von denen aus über die Köpfe der absperrenden Garden hinweg möglichst viel von dem kommenden Schauspiel zu sehen sein mußte.
    Auf einer kleinen Erhöhung hatte Wellington Fox seinen Platz gefunden. Dort stand er, wartete und sah, wie plötzlich Bewegung in die Menge kam.
    Der Wagen des Kaisers kam. Eine der alten, schwervergoldeten Staatskarossen mit großen Glasscheiben. Von acht Pferden gezogen.
    Der Kaiser aufrecht auf dem Rücksitz, allein im Wagen. Wellington Fox verschlang das Bild mit den Augen. Als der Wagen die Straße gerade vor ihm passierte, konnte er seine Neugierde nicht länger meistern und brachte sein scharfes Perspektiv an die Augen. In greifbarer Nähe erblickte er jetzt die markanten Züge des Kaisers. Doch nur für einen kurzen Augenblick.
    Er

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