Die Spur Des Feuers
sagte George, als er aufsprang und sich seine Tasche schnappte. »Gehen wir.«
»Moment«, sagte Kerry. »Wie lange wirst du brauchen, um in Dickens’ Psyche einzudringen?«
»Nicht lange. Kommt drauf an. Vielleicht fünf, zehn Minuten.«
»Und woran werde ich merken, ob es dir gelingt, ihn für euch blind zu machen?«
»Du wirst es merken. Ich werde dich keine zwei Straßen weit kommen lassen mit dem Dreckskerl, wenn ich es nicht schaffe.«
»Kommt nicht in Frage. Ich würde es dir nie verzeihen, wenn du irgendetwas tätest, was Trask –«
»Was habe ich zu verlieren?«, fragte er mit einem herausfordernden Unterton. »Was mich angeht, ist deine Bereitschaft, zu verzeihen, ohnehin nicht besonders groß. Falls ich vor der Wahl stehen sollte, du oder dein Bruder: Rate mal, für wen ich mich entscheiden werde.«
»Kommen Sie, Brad«, drängte George. »Haben Sie noch nie gehört, dass Ehrlichkeit in solchen Situationen völlig überbewertet wird?« Er öffnete die Tür und bugsierte Silver nach draußen. »Im Moment scheinen Brads barbarische Instinkte die Oberhand gewonnen zu haben, Kerry. Ich werde dafür sorgen, dass Sie uns sehen, wenn wir Ihnen folgen, schließlich hat Brad versprochen, Dickens für uns blind zu machen. Ich glaube das zwar nicht so recht, aber es ist eine höchst interessante Situation.«
Interessant? Es war Furcht einflößend, dachte sie.
»Hör mir gut zu.« Sie schaute Silver direkt in die Augen. »Du hast mir gegenüber schon einmal ein Versprechen gebrochen, aber diesmal darf das nicht passieren. Du versprichst mir hier und jetzt, dass du warten wirst, bis ich dir Trask vor die Flinte liefere.«
»Und was ist, wenn du feststellst, dass du ihn nicht beeinflussen kannst? Soll ich dann etwa tatenlos zusehen, wie er euch alle röstet?«
»Dann musst du darauf vertrauen, dass ich eine andere Möglichkeit finde, ihn dazu zu bewegen, dass er sich zur Zielscheibe macht.«
Er starrte sie wortlos an.
»Versprich es mir, Silver.«
Nach einer ganzen Weile sagte er: »Ich verspreche dir, dass ich dir eine Chance geben werde.« Dann schlug er die Tür hinter sich zu.
Das war nicht die Antwort gewesen, die sie erhofft hatte, aber mehr würde sie nicht kriegen. Sich nicht sicher zu sein, ob sie Trask beeinflussen konnte, war schon schlimm genug. Jetzt war auch noch Silver für sie unberechenbar geworden.
Sie warf einen Blick auf ihre Uhr. Es waren erst wenige Minuten vergangen, aber es wurde Zeit, dass sie sich auf den Weg machte. Wusste der Teufel, was Dickens täte, wenn sie nicht rechtzeitig erschien! Auch er war unberechenbar für sie.
Im Moment schien ihr ganzes Leben aus Unberechenbarkeiten zu bestehen.
Der blaue Ford fuhr dreimal um den Häuserblock, vor dem Kerry stand, bevor er anhielt.
»Steigen Sie ein.« Dickens hielt ihr die Beifahrertür auf.
Anschließend nahm er ihr die Handtasche ab, durchwühlte sie und fuhr ihr plötzlich mit einer Hand über Brüste und Arme.
Sie wich vor ihm zurück. »Was soll das?«
»Ich vergewissere mich, dass Sie keine Waffe tragen und dass Sie nicht verkabelt sind.« Er warf einen nervösen Blick auf die Kirche und dann die Straße hinunter.
»Machen wir, dass wir von hier wegkommen. Ich will das möglichst schnell hinter mich bringen.«
»Ich auch.« Sie schlug die Beifahrertür zu. »Wohin bringen Sie mich?«
Er wählte eine Nummer auf seinem Handy. »Ich habe sie.
Nein, niemand zu sehen. Ich habe mich davon überzeugt, bevor ich sie habe einsteigen lassen. Ich kenne mich aus in diesem Geschäft, Trask.«
»Ich will mit ihm reden.«
Achselzuckend reichte Dickens ihr das Handy.
»Sie haben mir versprochen, ich könnte mit meinem Bruder reden, Trask.«
»Ah, ja. Ich hatte befürchtet, er würde sich zieren, doch ich glaube, er hat Ihnen etwas zu sagen.«
Er übergab Jason das Telefon. »Kerry, komm nicht her.
Versuch abzuhauen.«
Jason lebte. Erst in diesem Augenblick wurde ihr bewusst, wie sehr sie befürchtet hatte, Trask hätte ihn bereits umgebracht.
»Geht es dir gut?«
»Komm nicht her«, wiederholte Jason verzweifelt. »Mein Leben ist es nicht wert –«
Trask nahm ihm das Telefon ab. »Er muss Sie ja sehr lieben.
Er ist ein kluger Mann, und er zweifelt nicht daran, dass sein Leben auf dem Spiel steht. Und jetzt seien Sie brav und machen Sie Dickens keine Schwierigkeiten. Er ist ziemlich nervös, das kann leicht tödlich für Sie enden. Ich möchte nicht, dass Ihnen etwas zustößt.«
Er legte auf.
Sie reichte
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