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Die Spur Des Feuers

Die Spur Des Feuers

Titel: Die Spur Des Feuers Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Iris Johansen
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wieder daran, das Gitterwerk zu streichen.
    Es spielte keine Rolle. Sie hatte Jason und Laura und ihre Freunde auf der Feuerwache. Sie brauchte keine Vaterfigur in ihrem Leben. Schon gar nicht Ron Murphy. Sollte er sich allein mit seinen Schuldgefühlen gegenüber ihr und ihrer Mutter herumplagen. Und wegen jener grauenvollen Nacht in Boston.

    Kerry lachte und scherzte ausgelassen. Sie wirkte entspannter, als Silver sie je erlebt hatte. Ihr Bruder stand am Grill und briet Hamburger, während Laura Murphy, hochschwanger, an einem Picknicktisch saß und zufrieden ihre neue Gartenlaube betrachtete.
    Silver ließ sein Fernglas sinken. War es der richtige Zeitpunkt, hinzugehen, an die Tür zu klopfen und mit Kerry zu reden? Sie war ruhig und beinahe gelassen. Das Trauma der vergangenen Tage schien verblasst. Vielleicht sollte er die günstige Gelegenheit nutzen und sich wieder ins Spiel bringen.
    Nein, er würde ihr diesen ruhigen Abend noch gönnen.
    Wenn er sie erst einmal in den Albtraum hineingezogen hatte, in dem er lebte, würde sie vorerst keine ruhige Minute mehr haben.

    »Der Präsident.« Melissa reichte Michael Travis das Telefon und flüsterte kaum hörbar: »Ziemlich sauer.«
    Das wunderte Travis nicht. Im Verlauf der letzten drei Tage hatte Andreas zunehmend die Geduld verloren. »Guten Tag, Mr President. Ich hatte vor, Sie heute Abend anzurufen und Sie auf den neuesten Stand zu bringen.«
    »Bringen Sie mich jetzt auf den neuesten Stand«, erwiderte Andreas knapp. »Was zum Teufel ist los? Ist Silver mit Däumchendrehen beschäftigt? Ist ihm nicht klar, wie dringend diese Angelegenheit ist?«
    »Doch, das ist ihm durchaus bewusst. Aber er bemüht sich, sie auf rücksichtsvolle Weise zur Kooperation zu bewegen.«
    »Während er sich in Diplomatie übt, muss ich mich mit der Verwüstung auseinander setzen, die dieser Verrückte verbreitet.
    Gestern Abend ist Tim Pappas von der Straße abgekommen und gegen einen Baum gerast. Der Wagen ist explodiert und Pappas verbrannt, bevor ihn jemand retten konnte.«
    »Mist!«
    »Genau. Ich hatte Pappas versichert, er wäre nicht in Gefahr.
    Ich mag es nicht, als Lügner dazustehen. Und es macht mich wütend, dass ein anständiger Mann zu Tode kommt, bloß weil wir Trask nicht zu fassen kriegen.«
    »Silver wird ihn finden. Es gibt niemanden, der motivierter wäre als er.«
    »Das ist der einzige Grund, warum ich ihm traue.«
    Andreas überlegte. »Diese Frau, brauchen wir sie wirklich so dringend?«
    »Entweder sie oder jemanden wie sie. Und ich bin noch nie jemandem begegnet, der ihr spezielles Talent besitzt.«
    »Aber sie weigert sich zu kooperieren?«
    »Das wissen wir noch nicht. Vor fünf Jahren wollte sie mit mir und meiner Gruppe nichts mehr zu tun haben. Sie ist sehr auf ihre Unabhängigkeit bedacht und darauf, ein normales Leben zu führen.«

    »Da hat sie aber schlechte Karten.«
    »Bisher hat sie das sehr gut hingekriegt. Sie ist klug und sehr geschickt darin, ihre Spuren zu verwischen.«
    »Sie haben mir nie einen vollständigen Bericht über sie gegeben. Erzählen Sie mir von ihr.«
    »Ihre Mutter ist bei einem Hausbrand ums Leben gekommen, als Kerry sechs war. Der Brandstifter hat Kerry damals einen Schlag auf den Kopf versetzt, woraufhin sie zwei Jahre im Koma lag. Nachdem sie aus dem Koma erwacht war, konnte sie die Person, die das Feuer gelegt hatte, nicht identifizieren. Ihr Vater, Ron Murphy, und ihre Mutter lebten zu dem Zeitpunkt, als das Feuer ausbrach, in Scheidung, und der Vater hatte Kerrys Bruder Jason zu einem Jagdausflug nach Kanada mitgenommen.
    Murphy arbeitet als freiberuflicher Journalist und lebt nie lange an ein und demselben Ort. Die Kinder waren die meiste Zeit im Internat oder bei ihrer Tante. Als Kerry zwanzig war, bekam sie Albträume von Feuersbrünsten und die üblichen Visionen, woraufhin ihr Vater sie in ein Sanatorium gesteckt hat. Und da habe ich mich eingeschaltet. Ich hatte sie schon beobachtet, seit einer meiner Informanten mir von ihr berichtet hatte. Ich dachte, sie könnte eine von uns sein.«
    »Die Komata.«
    »Ja. Ich habe Unterlagen gefälscht und mich in dem Sanatorium als Gastanalytiker ausgegeben. Es ist mir zwar gelungen, sie trotz ihrer Wut und Verwirrung ein bisschen zu beruhigen, aber mehr wollte sie auf keinen Fall mit mir zu tun haben. Sie sagte, sie bräuchte meine Hilfe nicht und sie wolle nicht als Verrückte durchs Leben gehen.«
    »Verständlich.«
    »Ich verstehe das sehr gut, ich habe sie sogar in

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