Die Spur Des Feuers
Dusche und fluchte leise vor sich hin. Silver hatte Recht. Sie war völlig verspannt und das heiße Wasser tat ihr gut.
Es war ihr ausgesprochen unangenehm, dass er sie so scharfsinnig durchschaute.
Aber warum war sie sich so sicher, dass er nicht gelogen hatte, als er behauptete, er hätte ihre Gedanken nicht gelesen?
Eigentlich müsste sie misstrauisch sein. Aber sie war es nicht, sie glaubte ihm. Instinkt? Wie auch immer, sie musste es akzeptieren. Sie durfte nicht dauernd an ihren eigenen Gefühlen zweifeln. Sie musste darauf vertrauen, dass sie stark genug war, sich vor Übergriffen von Silver zu schützen. Sonst würde ihre Zusammenarbeit ein Albtraum werden.
Albtraum.
Sie holte tief Luft. Seit der vergangenen Nacht, der Nacht des Feuers, würde sie jetzt zum ersten Mal schlafen. Seit der Nacht, in der Silver ihr versichert hatte, dass sie nicht vom Tod ihrer Mutter träumen würde. Sie hatte ihm nicht geglaubt, aber sie war nicht dazu gekommen, seine Behauptung zu testen. Trask hatte dafür gesorgt, dass ihr Albtraum Wahrheit geworden war.
Sie schloss die Augen. Gott, sie konnte nur hoffen, dass sie heute Nacht keine Albträume haben würde. Ihre Nerven waren zum Zerreißen gespannt. Über die Jahre war sie in unregelmäßigen Abständen immer wieder von diesen Albträumen heimgesucht worden. Sie würde es auch noch ein weiteres Mal überleben, daran zweifelte sie nicht. Also sollte sie sich nicht so anstellen. Sie würde sich erst einmal abtrocknen, etwas essen und dann Jason anrufen.
Über ihre Albträume konnte sie sich später noch Gedanken machen.
»Ich bringe Ihnen ein Steak, Salat und Zitronenpudding«, sagte George, als sie auf sein Klopfen hin die Tür öffnete. »Nahrhaft, aber nicht zu schwer.« Er betrat das Zimmer und stellte das Tablett auf dem Schreibtisch an der Wand ab. »Ich würde Ihnen raten, es zu essen, nachdem Sie keins von den Sandwiches angerührt haben, die ich Ihnen zum Tee gereicht habe.«
»Ich hatte keinen Hunger.« Himmel, sie hatte tatsächlich ein schlechtes Gewissen! Lächerlich! »Wo ist Sam?«
»Er ist in der Küche und spielt mit dem Sohn der Köchin. Er schien sich sehr wohl zu fühlen.« Er schenkte ihr eine Tasse Kaffee ein. »Er scheint an den Umgang mit Kindern gewöhnt zu sein.«
»Ja, ich statte jede Woche mit ihm zusammen der Kinderstation im Krankenhaus einen Besuch ab. Die Kinder sind ganz verrückt nach ihm.«
»Ein Ausbund an Geschicklichkeit ist er allerdings nicht. Er hätte mich beinahe umgestoßen, als ich ihm seinen Napf mit Wasser füllte.«
»Er ist ein bisschen trottelig.«
»Und er hat das Wasser überall in der Küche verteilt.«
»Ja, sehr sauber ist er auch nicht.« Sie reckte das Kinn vor.
»Wenn Sie ihn nicht mögen, bringen Sie ihn einfach zu mir ins Zimmer.«
»Nein, er stört mich nicht. Und die Köchin hat ihn schon ins Herz geschlossen.« Er lächelte. »Ich habe mich nur über ihn gewundert. Brad sagte mir, dass er ein Spürhund ist.«
»Sie nennen Silver beim Vornamen. Verstößt das nicht gegen Ihre Vorstellung von Korrektheit?«
»Gewiss doch. Aber er hat den Zweikampf gewonnen und ich habe mich mit Anstand ergeben.«
»Zweikampf?«
»Karate. Meine Höflichkeit ging ihm auf die Nerven, weshalb er mich bat, damit aufzuhören. Als ich mein Missfallen zum Ausdruck brachte, erklärte er, wenn es mir gelänge, ihn in zwei von drei Kämpfen auf die Matte zu legen, würde er das Thema fallen lassen.« Er schüttelte den Kopf. »Es ist mir nur einmal gelungen, ihn zu besiegen. Aber ich trainiere bereits für den nächsten Kampf.«
»Er sagte, sie hätten den schwarzen Gürtel.«
George zuckte zusammen. »Müssen Sie mich unbedingt an meine Schmach erinnern? Ja, ich hätte ihn eigentlich besiegen müssen. Er hat mich überrascht. Mr Cameron hat mir erzählt, dass Brad an der Universität in einem Expertengremium arbeitete. Irgendetwas, was mit Hydrostatik zu tun hat. Was auch immer das sein mag.«
Er verzog das Gesicht. »Seine Tricks hat er nicht an der Universität gelernt. Er ist ein Straßenkämpfer, und zwar ein ausgezeichneter. Und er schreckt nicht vor schmutzigen Tricks zurück, wenn sie ihm zum Sieg verhelfen.«
»Er hat mir erzählt, dass er in der Welt herumgereist ist und als schwarzes Schaf gilt.«
»Er ist jedenfalls nicht wie Mr Cameron.« George rückte ihr einen Stuhl zurecht. »Mr Cameron hätte nie etwas gegen mein Verhalten einzuwenden gehabt. Er war immer der Meinung, dass jeder Mensch nach seinen
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