Die Spur Des Feuers
weiterzuerzählen. Sie wissen doch sowieso, was ich –« Sie schaute ihn wieder an. »Ich fühlte mich … mit Ihnen verbunden. Wie ein Teil von Ihnen. Sie haben mir nicht gesagt, dass das passieren würde.«
»Es ist jedes Mal anders. Ich wusste, dass eine gewisse Intimität entstehen würde. Das habe ich Ihnen vorher gesagt.
Aber ich war mir nicht sicher, ob Sie die Verbindung spüren würden. Ich wusste nicht mal im Voraus, ob ich sie spüren würde.«
»Aber ich habe sie gespürt, verdammt«, erwiderte sie gereizt.
»Geht das wieder weg?«
»Wahrscheinlich.«
»Wann?«
Er zuckte die Achseln. »Ich bin mir nicht sicher.«
»Weichen Sie nicht aus. Ist Ihnen das schon mal passiert?«
»Zweimal. Anfangs, als ich anfing, mit meinem Talent herumzuexperimentieren. Aber nicht so intensiv. Schwächer.
Viel schwächer.«
»Wer waren die Leute?«
»Ein zehnjähriger Junge und eine alte Italienerin.«
»Und was war dann?«
»Die alte Frau ist ein paar Jahre später gestorben. Keiner von den beiden hat je etwas von der Verbindung mitbekommen.«
»Und der kleine Junge.«
»Es ist allmählich immer schwächer geworden.«
»Aber es ist nie ganz weggegangen?«
»Nein, aber ich habe auch nicht eingegriffen.« Er zog die Brauen zusammen. »Hören Sie, Sie sind nicht die Einzige, die davon betroffen ist. Was erwarten Sie von mir? Ich bin nicht Superman. Ich weiß nicht alles. Verdammt, ich weiß höchstens einen Bruchteil von dem, was in Ihrem Kopf vorgeht. Wie gesagt, jeder ist anders.«
»Ich will nicht, dass es stärker wird«, sagte sie mit zusammengebissenen Zähnen. »Sorgen Sie dafür, dass es aufhört.«
»Ich versuch’s.« Er schaute ihr direkt in die Augen. »Aber ich kann Ihnen keine Versprechungen machen. Wenn Ihnen das nicht gefällt, dann steigen Sie am besten jetzt gleich aus.«
Es gefiel ihr nicht. Aber sie wollte auf keinen Fall aussteigen.
Sie steckte zu tief in dieser Sache drin, um jetzt einen Rückzieher zu machen. »Nein.« Mühsam riss sie ihren Blick von ihm los.
»Versuchen Sie einfach, es aufzuhalten. Es macht mir Angst.«
»Das sagten Sie bereits.« Er beugte sich vor und legte eine Hand auf ihre. »Es wird alles gut, Kerry. Wir werden das so hinkriegen, dass wir beide damit zurechtkommen können.«
Seine Hand fühlte sich stark und warm an, plötzlich fühlte sie sich sicher und zugleich … unsicher.
Irritiert.
Hitze.
O Gott!
Sie zog ihre Hand weg und stand zitternd auf. »Ich muss mich anziehen und Sam holen. Er braucht ein bisschen Bewegung.«
»Er ist in der Küche.«
»Ein Grund mehr, mit ihm nach draußen zu gehen.«
Sie ging in Richtung Badezimmer. »Wahrscheinlich wird er da unten rund um die Uhr gefüttert. Wir sehen uns.«
»Ja.« Er wirkte abwesend, als er langsam aufstand.
»Später.«
Er wusste, wie sie sich fühlte. Wie zum Teufel sollte es anders sein? Nähe. Sie waren einander so nah, dass sie nicht einmal Luft holen konnte, ohne dass er es mitbekam. Sie blieb in der Badezimmertür stehen. »Es bedeutet nichts. Es ist nur dieses …
Zusammensein – es hat überhaupt keine Bedeutung.«
»Das weiß ich«, antwortete er ruhig. »Sie brauchen mir nichts zu erklären.«
Nein, das brauchte sie nicht, dachte sie frustriert. Weil er sie so verdammt gut kannte. »Es wird weggehen. Dafür werde ich sorgen.« Sie ging ins Bad und knallte die Tür hinter sich zu.
10
»Man hat sich über Sie beschwert, Dickens.« Ki Yongs Stimme klang seidenweich. »Trask ist nicht mit Ihnen zufrieden.«
Dickens’ Hand umklammerte das Telefon. »Dann soll er sich einen anderen suchen, der die Drecksarbeit für ihn erledigt. Ich hab keine Lust, für diesen verrückten Scheißkerl meinen Hals zu riskieren.«
»Sie halten ihn für verrückt?«
»Was glauben Sie denn?«
Einen Moment lang herrschte Schweigen am anderen Ende der Leitung. »Vielleicht haben Sie Recht. Mir ist auch schon aufgefallen, dass er labil ist. Aber das spielt keine Rolle, solange wir ihn unter Kontrolle haben. Deswegen möchte ich, dass loyale Männer wie Sie ihn im Auge behalten.«
»Sie werden ihn schnappen. Er ist viel zu leichtsinnig. Aber ihm ist jedes Risiko egal, Hauptsache, es gelingt ihm, sein Opfer zu töten.«
»Er ist äußerst gewieft. Er hat gute Aussichten, zu tun, was er will, und doch zu überleben.«
»Wie viele Morde will er noch verüben? Er verliert sein Ziel aus den Augen. Gerade erst hat er mich von Raztov abgezogen und auf Kerry Murphy angesetzt. Und gestern Abend hat er mir
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