Die Spur Des Feuers
kleines bisschen heruntergelassen hätten. Oder wäre das zu viel verlangt gewesen?«
»Ja. Ich habe Ihnen alles gegeben, was ich konnte.« Er schwieg eine Weile, den Blick auf ihren angespannten Rücken geheftet. »Sie haben eine Menge gelernt und mit etwas Übung werden Sie noch mehr lernen.«
»Aber ich weiß nicht, ob es bei Trask funktionieren wird.
Vielleicht wird er merken, dass ich da bin. Vielleicht werde ich mich in der Jauchegrube seiner Gedankenwelt verirren.
Vielleicht ist gar nichts passiert, als ich dachte, ich würde Sie beeinflussen, vielleicht hab ich mir das nur eingebildet.«
»Nein, Sie haben mich beeinflusst.«
»Wie stark? Genug?«
»Das weiß ich nicht.«
»Ich auch nicht. Ich fische nur im Trüben, ich werde erst wissen, ob es funktioniert, wenn ich Trask begegne.«
»Genau das versuche ich schon die ganze Zeit, Ihnen zu erklären.« Er ging zur Tür. »Ich gehe jetzt schlafen. Vielleicht ist Ihnen das nicht klar, aber Sie haben mich völlig erschöpft.«
»Ja, das kann ich mir vorstellen. Es muss sehr anstrengend für Sie gewesen sein, mich davon abzuhalten, dass ich irgendwas sehe, oder mich daran zu hindern, auch nur ein winziges Loch in Ihre Mauer zu schlagen, Sie geheimnistuerischer Mistkerl!«
»Es freut mich, dass Sie anfangen, mich so gut zu verstehen.
Wir sehen uns, wenn Sie ausgeschlafen sind.«
Er ging hinaus und schloss die Tür.
Einsamkeit.
Gott, es war schon schlimm genug, dass sie sich verlassen fühlte, wenn sie sich mental trennten. Jetzt fühlte sie sich schon einsam, wenn er nur das Zimmer verließ.
Sie musste irgendwie damit zurechtkommen. Es gehörte alles zu dieser verdammten Verbundenheit.
Oder, falls es ihr nicht gelang, damit zurechtzukommen, musste sie sich eben damit abfinden, bis ihre Wege sich wieder trennten.
Einsamkeit.
Vielleicht half es, sich einfach vorzustellen, es handle sich um eine weitere Mauer, die sie überwinden musste. Einfach Stück für Stück ein Loch hineinklopfen. Vielleicht würde sie mehr Erfolg dabei haben, die Einsamkeit zu überwinden, als damit, in die Psyche eines anderen Menschen einzudringen.
Doch im Moment konnte sie unmöglich schlafen. Sie hatte zu viel getan und zu wenig. Von wegen, sie würde müde werden!
Sie fühlte sich so angespannt und überdreht wie ein Drogensüchtiger auf Entzug. Verdammt, vielleicht machte diese Verbundenheit ja süchtig. Ihr war nur zu gut bewusst, dass die Zeit mit Silver am See etwas sehr Sinnliches und Verführerisches hatte.
Weil er wollte, dass sie es so empfand.
Sie musste aufhören, über ihn nachzudenken. Er beherrschte so schon einen viel zu großen Teil ihres Lebens. Vielleicht würde eine heiße Dusche ihr die ersehnte Entspannung bringen.
Sie ging ins Bad. Das war die beste Idee. Eine heiße Dusche würde ihr gut tun. Dann würde sie schlafen können und mit Hilfe dessen, was Silver ihr beigebracht hatte, alle Gedanken an ihn verscheuchen.
Sie hatte geduscht und war gerade dabei, sich abzutrocknen, als ihr Telefon klingelte. Sie erstarrte. Es war nach vier Uhr früh.
Jason?
Eilig wickelte sie sich in ihr Badetuch, flitzte aus dem Bad und griff nach ihrem Handy, das auf ihrem Nachttisch lag.
»Sie klingen ja sehr wach für diese Tageszeit. Raube ich Ihnen den Schlaf, Kerry?«
Nicht Jason. Die tiefe Männerstimme war ihr nicht vertraut.
»Wer spricht da?«
»Ich glaube, das können Sie sich denken. Ach nein, das ist kindisch und wir sind schließlich keine Kinder. Meine Name ist James Trask.«
Ein Schauer lief ihr über den Rücken.
»Sie sagen ja gar nichts«, bemerkte Trask. »Glauben Sie mir nicht?«
»Doch.« Sie bemühte sich, mit fester Stimme zu sprechen.
»Was wollen Sie, Trask?«
»Ich finde, es ist an der Zeit, dass wir beide uns mal ein bisschen unterhalten. Ich habe in letzter Zeit sehr viel an Sie gedacht.«
»Das kann ich mir vorstellen. Wahrscheinlich sabbern Sie schon bei der Vorstellung, mich ebenso in Flammen aufgehen zu sehen wie Joyce Fairchild.«
»O nein, über das Stadium bin ich längst hinaus. Ich gebe zu, dass das mein erster Gedanke war. Es hat mich sehr geärgert, dass Sie entkommen konnten, als ich Firestorm in Macon auf sie losgelassen habe.«
»Meine Schwägerin dagegen konnte nicht entkommen. Sie hat ihr Baby verloren.«
»Erwarten Sie etwa von mir, dass mir das Leid tut? Ihre Angehörigen waren einfach im Weg.« Er ließ einen Augenblick verstreichen. »Eigentlich ist es Ihre Schuld, dass das Baby gestorben ist. Sie
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