Die Spur Des Feuers
ihr das Geräusch von Schritten so viel Angst gemacht, dass sie am Morgen in den Park gegangen war, um sich einen Ast zu holen, den sie als Waffe benutzen konnte.
Den Ast fest umklammernd, öffnete sie die Tür zu dem winzigen Büro, in dem sie sich eingerichtet hatte.
Sie hob die Taschenlampe und ließ den Strahl über Boden und Wände tanzen.
Nichts zu sehen außer einem alten Schreibtisch, einem Stuhl und dem Nachtlager, das sie sich aus ihren Kleidern gemacht hatte. Kein Grund, Angst zu haben. Sie schloss die Tür, schob den Stuhl unter die Klinke und kauerte sich auf ihr Lager. Um die Batterien nicht unnötig zu verbrauchen, überwand sie sich, die Taschenlampe auszuschalten. Vollkommene Dunkelheit umgab sie. Jetzt bloß nicht in Panik geraten. Sie war in Sicherheit. Hier war niemand, der ihr etwas tun konnte, außer vielleicht den Ratten, die sie in den Wänden rascheln hörte.
Wenn sie schlafen konnte, würde sie morgen schon viel ausgeruhter sein, und sobald sie erst einmal etwas zu essen bekam, würde sie sich noch kräftiger fühlen. Sie würde einen Job finden und alles würde gut werden. Das Leben konnte nicht mehr lange so beschissen bleiben, wie es jetzt war.
Aber sie hatte einen unbändigen Hunger.
»Tausendvierhundert Lagerhäuser in Washington und Umgebung«, sagte George, als er die Bibliothek betrat.
»Davon zurzeit mindestens zweihundertvierunddreißig leer stehend. Es könnten auch mehr sein. Manche Eigentümer ziehen es vor, den Versicherungsgesellschaften nicht mitzuteilen, dass ihre Gebäude leer stehen.«
»Mist!« Silver blickte frustriert drein. »Kein Wunder, dass Trask kein Risiko darin gesehen hat, Kerry zu sagen, dass er es auf ein Lagerhaus abgesehen hat.«
»Aber es ist ein Risiko für mich«, sagte Kerry. »Sie haben dem Geheimdienst doch sicherlich aufgefordert, diese Lagerhäuser zu überprüfen, nicht wahr, George?«
»Dazu brauchte ich die nicht aufzufordern. Die sind genauso hinter Trask her wie wir. Aber das sind eine Menge Gebäude, die sie überprüfen müssen.« George betrachtete den Stapel Telefonbücher, die vor Kerry auf dem Schreibtisch lagen. »Und in den Gelben Seiten werden Sie Trask bestimmt nicht finden.«
»Wer weiß. Ich glaube, er möchte, dass ich das Lagerhaus finde. Aber er wird es mir nicht leicht machen. Ich dachte, vielleicht entdecke ich etwas in den Büchern, was mich auf eine Idee bringt.« Sie rieb sich die Augen. »Bisher hab ich leider kein Glück gehabt.«
»Was machen wir also als Nächstes?«, wollte Silver wissen.
»Wir fahren in der Gegend herum. Vielleicht kann ich ja ein paar Schwingungen von dem Scheißkerl aufnehmen.«
»Schwingungen?«, fragte George.
Sie ignorierte die Frage. Sie hatte sich verplappert, aber sie war zu müde, um ihren Fehler mit einer Lüge wieder gutzumachen. »Können Sie uns eine Liste der leer stehenden Lagerhäuser besorgen, George?«
»Ich lasse sie gerade von der Liste, die Ledbruk mir gegeben hat, ausdrucken.« Eilig verließ er den Raum.
Kerry wandte sich an Silver. »Werde ich Trask spüren können?«
»Möglich. Falls er in der Nähe ist. Vielleicht taucht er aber auch erst im allerletzten Augenblick in der Gegend auf.«
»Wir müssen es versuchen. Ich kann nicht hier sitzen und warten, bis er –« Ihr Handy klingelte.
»Sie heißt Carmela«, sagte Trask, als sie sich meldete. »Aber sie ist doch nicht italienischer Abstammung, sondern eine Latina.«
Kerry erstarrte. »Ich dachte, Sie wollten mich nicht mehr anrufen, Trask.«
Silver wurde hellhörig.
»Ich konnte nicht widerstehen, als Dick… als mein Mitarbeiter mich anrief, um mir zu sagen, dass er ein paar Informationen über meine süße Kleine in Erfahrung gebracht hat.«
»Und woher hat er die Informationen?«
»Er ist ihr heute den ganzen Tag gefolgt. Sie ist auf Jobsuche, aber sie ist erst fünfzehn, offenbar hat sie nicht genug Geld, um sich falsche Papiere zu kaufen. Armes Kind. Sie hat es richtig schwer.«
»Warum lassen Sie sie dann nicht in Ruhe?«
»Weil sie einfach perfekt ist. Sie ist genau das Opfer, das ich mir für Firestorm wünsche.«
»Sie sind pervers.«
»Das Wissen, dass Carmela sich so abstrampelt, um ihren Weg zu finden, erfüllt Sie mit Bewunderung und dem Bedürfnis, ihr zu helfen und ihr Leben zu retten. Das erhöht doch den Anreiz beträchtlich, meinen Sie nicht?«
»Ich brauche keinen zusätzlichen Anreiz.« Sie dachte nach.
»Geben Sie mir wenigstens einen Hinweis auf die Gegend, wo ich suchen
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