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Die Spur Des Feuers

Die Spur Des Feuers

Titel: Die Spur Des Feuers Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Iris Johansen
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nicht.«
    »Wenn ich von Feuer träume, dann ausschließlich in Albträumen. Bloß weil ich immer wieder solche Albträume habe, heißt das noch lange nicht, dass Feuer mich auf perverse Weise fasziniert.«
    »Das müssen Sie mir nicht erzählen.« Silver musterte sie.
    »Warum beschäftigen Sie sich überhaupt mit den Phantasien dieses Perversen?«
    »Also, ich weiß nicht. Er war sich so … sicher.« Sie bemühte sich zu lächeln. »Und er hat seinen Finger genau auf die eine große Unsicherheit gelegt, die mein Leben beherrscht.«
    »Wenn er sich so sicher ist, dann nur, weil er sich das einredet.« Er fasste sie an den Schultern. »Lassen Sie es sich von jemand sagen, der weiß, wovon er redet. Sie plagen sich mit allen möglichen Schuldgefühlen herum, aber Ihr Horror vor Feuer ist real. Das ist keine Scharade, hinter der Sie sich verstecken.«
    Sie atmete erleichtert auf. Ja, Silver wusste, wovon er redete.
    Nicht dass sie echte Zweifel gehabt hätte. Es war nur ein Gedanke gewesen, den dieses grässliche Telefongespräch hervorgerufen hatte. »Danke.« Dann fiel ihr noch etwas ein. »Er sagt, er hätte sich noch nie jemandem so nah gefühlt wie mir.
    Glauben Sie, er spürt irgendwie, dass ich seine Gedanken lese?«
    »Gut möglich. Das wäre eine Erklärung dafür, dass er so von Ihnen fasziniert ist. Aber Sie können sich sicher sein, dass es nicht daran liegt, dass Sie beide Seelenverwandte sind.«
    »Gut zu wissen.« Plötzlich wurde ihr bewusst, wie warm seine Hände sich auf ihren Schultern anfühlten. Und wie ihr Körper auf seine Berührung reagierte. O Gott, nicht jetzt! »Offenbar sind Sie nicht der Einzige, der meine Gedanken beeinflussen kann.« Sie trat einen Schritt zurück und er ließ langsam die Hände sinken.
    »Ich muss mich anziehen. Wir sehen uns in der Bibliothek, nachdem Sie mit Travis telefoniert haben, okay?«
    Er nickte. »Sind Sie sicher, dass Sie auf Georges Lieblingsheilmittel für solche Lebenskrisen verzichten wollen?«
    »Ich möchte keinen Tee.«
    »Och, ich könnte mir noch ein anderes Heilmittel vorstellen.«
    »Nein.« Sie zog die Decke fester um sich und ging zur Tür.
    »Ich will nicht, dass Sie in meinem Kopf herumfuhrwerken und versuchen, irgendwas in Ordnung zu bringen.«
    »Ich hatte nicht die Absicht, in Ihrem … Kopf herumzufuhrwerken.«
    Sie hielt inne. Nicht umdrehen. Sie wollte nicht sehen, was sie mit Sicherheit sehen würde.
    Verdammt, sie brauchte seinen Gesichtsausdruck nicht zu sehen, um zu wissen, was er meinte.
    Sie öffnete die Tür. »Ich finde schon ein Heilmittel.«

    11
    Verflixt, hatte sie einen Hunger!
    Der würde auch wieder vergehen, sagte sich Carmela, als sie die baufällige Treppe in den zweiten Stock des Lagerhauses hinaufstieg. Morgen würde sie zur Heilsarmee in der Third Street gehen und sich von denen was zu essen geben lassen.
    Gott, es widerstrebte ihr zutiefst, ein Fall für die Fürsorge zu werden. Sie war so voller Hoffnung gewesen, als sie von zu Hause in Louisville durchgebrannt war. So hatte sie sich das nicht vorgestellt. Sie hatte selbständig und unabhängig sein wollen, um sich nicht länger die Lügen anhören zu müssen, die ihre Mutter und deren neuer Freund ihr erzählten. Sie hatte genug Geld gehabt für die ersten paar Wochen und war davon ausgegangen, dass sie mühelos einen Job finden würde.
    Aber das Geld war schon nach ein paar Tagen weg gewesen, und dann hatte sie feststellen müssen, dass niemand bereit war, einer Fünfzehnjährigen einen Job zu geben, bis auf eine ganze Reihe von Zuhältern, die sie hatten überreden wollen, ihren Körper zu verkaufen.
    Zum Teufel mit denen! Schließlich war sie nicht dumm. Sie wusste, dass Prostitution eine Einbahnstraße war; diesen Weg würde sie nicht gehen. Sie würde sich an die Heilsarmee wenden und weiter nach einem Job suchen. Noch gab sie sich nicht geschlagen.
    Aber sie fror und sie fühlte sich einsam und verängstigt. In diesem dunklen, zugigen Lagerhaus stank es nach Schimmel, zudem roch es immer noch nach dem Tabak, der hier vor Jahren gelagert worden war. Bei jedem Schritt, den sie machte, quietschte der Holzboden unter ihren Füßen. Und es gab noch andere Geräusche, dachte sie schaudernd. Ratten flitzten in den Wänden herum, und als sie in der vergangenen Nacht wach geworden war, hatte sie gemeint, Schritte zu hören.
    Alles Einbildung. Niemand außer ihr konnte so verzweifelt sein, dass er sich in diesem verfluchten Gebäude aufhalten würde. Trotzdem hatte

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