Die Spur Des Feuers
gibt keine Garantien.«
»Was nützt mir dann dieses verdammte Talent?«, fragte sie gereizt. »Wenn man schon mit so was geschlagen ist, sollte man wenigstens irgendeinen Vorteil davon haben.«
»Himmel, Herrgott, hören Sie auf, sich selbst zu bemitleiden!«, entgegnete Silver. »Finden Sie nicht, es hat sich schon gelohnt, dass Sie in all den Jahren so viele Brandstifter ausfindig gemacht haben? Ohne Ihr Talent wären Sie bei weitem nicht so erfolgreich gewesen. Sie müssen das Positive ebenso anerkennen wie das Negative.«
Seine unverblümten Worte hatten sie getroffen. »Ich bemitleide mich nicht selbst«, fauchte sie. »Aber ich –«
Sie unterbrach sich und schüttelte den Kopf. »Okay, vielleicht habe ich mich ein bisschen selbst bemitleidet. Ist das etwa verboten?«
Silver schüttelte den Kopf. »Aber es ist selbstzerstörerisch und das wissen Sie. Deswegen kämpfen Sie so verzweifelt.
Deswegen sind Sie so zäh geworden.« Er ließ den Wagen an.
»Wollen wir also jetzt nach Hause fahren und uns ein bisschen ausruhen? Wir dürfen uns nicht zu sehr verausgaben, denn wir werden unsere Energie noch dringend brauchen.«
Er hielt sie also für zäh, doch im Moment fühlte sie sich alles andere als zäh und hart im Nehmen. Sie hatte Angst und sie fühlte sich entmutigt. Und bei ihm fand sie keine Hilfe.
Oder vielleicht doch. Vielleicht wusste er, dass seine Schonungslosigkeit sie anspornen würde. Er kannte sie gut genug, um zu wissen, dass sie für Mitleid ganz und gar nicht empfänglich war.
Mitleid? Allein bei dem Gedanken sträubten sich ihr die Nackenhaare. Sie holte tief Luft und richtete sich in ihrem Sitz auf. »Nein, fahren wir noch nicht zurück. Lassen Sie uns noch zwei Lagerhäuser überprüfen, dann fahren wir nach Hause und hoffen, dass George irgendwas zutage gefördert hat, das es uns ermöglicht, unsere Suche auf wenige Objekte zu beschränken.«
»In Ordnung. Klingt wie ein Plan.« Silver lächelte schwach, als er losfuhr. »Sehen Sie auf der Liste nach, und sagen Sie mir, welches Gebäude wir uns als Nächstes vornehmen.«
»Irgendwas rausgefunden?«, fragte George, als er sie an der Haustür in Empfang nahm.
»Das wollten wir Sie gerade fragen«, sagte Silver. »Wir sind auf der ganzen Linie gescheitert.«
»Pech.« George schaute Kerry an. »Sie haben keine Schwingungen von dem Scheißkerl aufgenommen?«
Sie hatte schon fast vergessen, dass sie sich vor ein paar Stunden verplappert hatte. »Ich bin nicht in der Stimmung, mich von Ihnen auf den Arm nehmen zu lassen, George.«
»Ich würde nicht im Traum daran denken, mich über Sie lustig zu machen. Ich bin nur neugierig.« Er lächelte. »Und ich sehe Ihnen an, dass Sie ziemlich mutlos sind. Vielleicht kann ich Sie ja ein bisschen aufmuntern.«
»Irgendwelche Fortschritte?«, fragte Silver.
»Kein Durchbruch, sonst hätte ich mich bei Ihnen gemeldet.
Aber durchaus ein Fortschritt.«
»Ledbruks Leute haben das Lagerhaus gefunden?«, fragte Kerry hoffnungsvoll.
George schüttelte den Kopf. »Nein, aber die Informationen aus der Datenbank für vermisste Kinder sind gekommen. Es gibt nur drei Carmelas auf der Liste. Eine wurde 1997 als vermisst gemeldet, die müsste inzwischen zwanzig sein. Die andere ist siebzehn und in Dallas verschwunden. Die dritte ist Carmela Ruiz aus Louisville, Kentucky. Das ist nicht sehr weit von hier entfernt.«
»Wie alt?«
»Fünfzehn. Ihre Mutter hat sie vor über einem Monat als vermisst gemeldet.« Er hob eine Hand, als Kerry etwas sagen wollte. »Ledbruk hat bereits jemanden zu der Mutter geschickt, um herauszufinden, ob Carmela sich dort gemeldet hat, und um sich die Namen von Carmelas Freunden und Freundinnen geben zu lassen. Ich rechne jeden Augenblick mit dem Bericht.«
»Gott sei Dank!«
George nickte. »Das können Sie laut sagen.« Er drehte sich um und ging in Richtung Bibliothek. »Wenn Sie mich jetzt entschuldigen wollen, begebe ich mich zurück auf meinen Kommandoposten. Vielleicht haben die Kollegen draußen ja inzwischen irgendwas entdeckt. Ich hoffe, Ihnen ist klar, dass es nicht einfach für mich ist, einen perfekten Haushalt zu führen und gleichzeitig meinen Pflichten als Horchposten nachzukommen.«
»Wir sind schwer beeindruckt«, sagte Silver. »Irgendwas Neues von Ledbruks Leuten?«
»Nein. Die fluchen nur, wenn ich mich bei ihnen melde. Die größeren Lagerhäuser sind die reinsten Karnickelhöhlen.« Er ging in die Bibliothek. »Nicht so einfach zu durchsuchen
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