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Die Spur des Tieres

Die Spur des Tieres

Titel: Die Spur des Tieres Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Vampira VA
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Greises und war entsetzt, dort nur den stumpfen, erloschenen Glanz eines Hundertjährigen zu finden.
    Und dann, fast schon verzweifelt, unterbreitete sie ihm das Angebot, das sie vor sechzehn Jahren schon Juilette hatte machen wollen, in der Gewitternacht, als die Alte aus Morlaix von Davids dämonischem Vater getötet worden war.
    »Ich werde versuchen«, sagte Beth, »dir die verlorene und verflos-sene Zeit zurückzugeben! Damit du keine Angst mehr vor dem Sterben haben mußt. Damit du -«
    »Ich habe keine Angst!«
    Davids Schrei, die Hysterie einer brüchigen, aller Kraft beraubten Stimme brachte sie zum Schweigen. Jetzt zerrte er doch seine Hand aus der ihren.
    »Du begreifst nicht«, keuchte er. »Du hast nichts verstanden! Mein Körper mag von Maden und Würmern zerfressen werden, aber ich werde ewig existieren! In jedem Körper, den ich mir nur wünsche -und wo immer ich sein will! Das hat er mir versprochen, und er hält seine Schwüre! Er nimmt nicht nur, er gibt auch so viel .«
    Beth krümmte sich leicht. Davids Worte erinnerten sie daran, was das negierende Wesen, diese Urkraft auch ihr gegeben, nein angetan hatte.
    Macht!
    Aber dafür würde IHM auch ewig ein Teil von ihr gehören!
    Er tat nichts umsonst - niemals und bei niemandem!
    »Du bist verloren, wenn du das glaubst«, rann es über ihre Lippen.
    »Und du bist verloren, wenn du glaubst, ihn betrügen zu können«, erwiderte David wieder ruhig und gefaßt, »wie du es mit der Zeit zu tun gelernt hast .«
    Sie grub ihre Blicke wie Dorne in sein verfallenes Antlitz. Die Illusion, dahinterblicken und das freischürfen zu können, was Falten und welke Haut verbargen, schwand wie ein Sonnenstrahl, der vom Schatten einer Wolke erstickt wird.
    Beth war allein, unsagbar allein, denn gerade hatte der Alte neben ihr aufgehört, David zu sein.
    »Ich wünschte«, flüsterte sie, »ich wäre dir nie mehr begegnet .«
    *
    Die Klinge aus flammendem Rubin teilte das aufgeblähte, straff ge-spannte Spinngewebe - die Hülle, deren einzelne Fäden für einen monströsen Moment, und nachdem sie ihren kühlen Glanz verloren hatten, wie Adern aussahen. Adern, durch die das Blut aller eingewebten Bewohner dieses Viertels strömte .?
    Nein, befand Lilith, die Salvats mit aller Wucht geführten Streich aus Lenas weit aufgerissenen Augen verfolgte. Blut war es nicht, was die ehemals silbrigen Fäden transportierten.
    Was dann?
    Kraft! antwortete sie sich erneut selbst. Das, was hier neu und verändert geboren wurde, brauchte Kraft. Und die stahl es den Heidelbergern! Stahl sie, um aus einem vermutlich kräftezehrenden Akt der Vereinigung nicht völlig geschwächt und wehrlos hervorzugehen, sondern .
    Aus dem Mund des jungen Mannes neben Lilith rann ein Laut baffen Entsetzens.
    Lilith erging es kaum besser.
    Die weiche Schale, in die Salvats Klinge eingedrungen war, erinnerte mehr denn je an die Puppe eines Insekts. Und welche schreckliche Form sich aus der »Larve« entwickelt hatte, enthüllte nun der tiefe Schnitt der Klinge, die sich geradezu grotesk langsam durch den ihr entgegengesetzten Widerstand (aus Fleisch und Blut und Knochen?) senkte.
    Die Metamorphose im Innern des nackten, dämonischen Uterus war abgeschlossen.
    Vielleicht hatte dem »fertigen« Geschöpf darin nur noch eine einzige Sekunde gefehlt, ehe es den Kokon selbst zerteilt hätte, um zu entschlüpfen.
    Salvats Klinge machte dieses Vorhaben zunichte. Sie hinterließ auf ihrem Weg durch den Körper dieser . Brut eine klaffende Wunde!
    Lilith blinzelte. Sie versuchte zu sehen, was dort in der erschlaffenden Hülle lauerte, aber gab es überhaupt Worte, um es zu beschreiben?
    Eine Ausgeburt der Hölle. Animalisch. Furchteinflößend. Beispiellos in Form und Gebaren. Hoch aufgerichtet hätte dieses wie ein Embryo zusammengekrümmte Geschöpf Salvat wohl um die Länge seines knöchernen Hauptes überragt. Und nur der soeben unter die schuppige Haut gedrungene Stahl verhinderte, daß es sich zu seiner unheilvollen Größe erhob.
    Es hatte zwei Beine und zwei Arme - möglicherweise aber auch vier Beine und gar keinen Arm. Äußere Geschlechtsmerkmale suchte der Blick vergebens, dennoch wirkte die Gestalt in ihrer mörderischen Dominanz maskulin; selbst auf Lilith, die nie in den Fehler verfallen wäre, dem Femininen weniger Heimtücke und Potenz zuzutrauen.
    Die Brut im Spinnenkokon mochte beide Geschlechter in sich vereinigen, und doch nichts von beidem wirklich sein. »Animalisch« umschrieb seine

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