Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Die Spur des Tieres

Die Spur des Tieres

Titel: Die Spur des Tieres Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Vampira VA
Vom Netzwerk:
verursachte Beth ein sich wieder verstärkendes Unwohlsein. Auch war es ihr, als sei die Frau, mit der ihr Sohn nach eigenem Bekunden vermählt war, gar nicht wirklich bei ihnen - als unterhielten sie sich über etwas so Abstraktes wie ein Bild an der Wand.
    Vielleicht weil die verleugnete Nähe dieser Frau plötzlich etwas Erstickendes hatte, wechselte Beth das Thema. »Überleg es dir noch einmal«, wandte sie sich eindringlich an David. »Schwöre diesem Ungeheuer, das vorgibt, dein Vater zu sein, ab! Lebe dein Leben -laß mich wenigstens versuchen, es dir wiederzuschenken!«
    David sah sie so unverblümt an wie in den vergangenen Stunden noch kein anderes Mal. Für einen Moment verbannte sein Wille sogar die Altersschlieren aus seinem Blick. »Du bist dir nicht sicher, ob es überhaupt gelingen könnte, oder? Du hast es noch nie versucht?«
    Beth wußte nicht, was das für ein Schmerz war, den seine Worte auslösten. Vielleicht peinigten sie gerade die Klarheit, mit der sein Verstand noch in diesem greisen Schädel arbeitete, und die Leichtigkeit, mit der er sie durchschaute.
    »Nein«, gab sie zu, »sicher bin ich nicht. Es fehlte an Gelegenheiten, es zu erproben. Aber was hast du zu verlieren?«
    »Ich fürchte, das würdest du nicht verstehen.«
    »Versuch es. Erklär es mir.«
    »Ich hätte ihn zu verlieren«, sagte David mit brüchiger Stimme.
    »Um nach dem Strohhalm zu greifen, den du mir entgegenhältst, müßte ich ihn zuerst fallen lassen. Und das ...«
    . .. würde er nie tun, vollendete Beth das Unausgesprochene.
    Zugleich war sie - ihr fiel kein anderes Wort ein - erleichtert. Er hatte sich endgültig gegen sie ausgesprochen. Er wollte die Chance nicht, die sie ihm bot. Er vertraute auf das, was sein Vater ihm versprochen hatte.
    »Mein Körper mag von Maden und Würmern zerfressen werden, aber ich werde ewig existieren! In jedem Körper, den ich mir nur wünsche -und wo immer ich sein will! Das hat er mir versprochen, und er hält seine Schwüre! Er nimmt nicht nur, er gibt auch so viel...«
    Narren sterben, dachte Beth.
    »Der Tag meines Todes«, sagte David in diesem Augenblick, »der mir vorherbestimmt und genannt wurde, ist heute. In dieser Stunde. Es wird auch ihr Ende sein .« Er hob seinen Arm und zeigte auf Beatrice, deren Augen kalt und unberührt blieben.
    »Du willst sie mit in den Tod reißen?«
    »Es läßt sich nicht vermeiden.«
    »Warum nicht?«
    David lächelte mit einem Hauch jener Bosheit, die er geerbt hatte. »Du willst es wirklich wissen?«
    »Ich will es wissen.«
    Er überlegte kurz, zuckte dann die Schultern. »Vielleicht hilft es dir, dich von mir zu trennen .«
    Aber er kam nicht dazu, sein Vorhaben auszuführen, denn in diesem Augenblick . verdarben all die betörenden und auf angenehme Weise die Sinne reizenden Düfte des Kontors.
    ZZZUUUWWW!
    Von einem Herzschlag zum nächsten nistete nur noch höllischer Gestank in jedem dunklen Winkel des Ladens.
    Keine drei Schritte von Beth entfernt zerriß eine von der Decke über der Theke herabhängende Stoffbahn.
    Und im Widerschein ihres eigenen Lichts sah Beth in das zerstörte Auge Satans.
    * Lilith erwachte aus kurzer Ohnmacht.
    Sie war immer noch gefangen in Kathalenas Hülle, und dies war die Kirche, die den Aufeinanderprall zweier Urgewalten erlebt hatte. Die Toten, die dies gekostet hatte, lagen da wie zum Zählen aufgebahrt.
    Die Verletzten auch.
    Der Schmerz lenkte Liliths Blick zum Stumpf. Der ganze linke Arm war geschwollen und tat weh - am schlimmsten schmerzte die Stelle, wo das fauchende Schwert gewütet hatte, aber auch eine Elle darüber pochte es, weil sich die von Tobias durchgeführte Maßnahme als unzureichend entpuppte. Der Versuch, die Schlagader abzupressen und ein Verbluten zu verhindern, mußte scheitern, weil ...
    »... weil der Stumpf nicht heilen wird! Niemals!«
    Salvat mußte ihre Gedanken gelesen haben. Er regte sich unweit auf einem Lager, das ein ähnliches Provisorium darstellte wie Liliths Wundversorgung. Auch Salvat war als Verlierer aus dem Kampf hervorgegangen. Eine Decke, die zuvor den Altar geschmückt hatte, verbarg das Bein, das ein Stück weit im Schlund der Bestie gesteckt hatte. Salvat Züge wirkten wächsern. Auch er sah nur noch wie ein Schatten seiner selbst aus.
    Gibt es überhaupt einen Gewinner?
    Lilith war geneigt, dies zu verneinen. Dem hier vereinigten Geschöpf war die Flucht gelungen - und Salvats Anhängerschar war zuvor noch empfindlich von ihm dezimiert worden.
    Liliths

Weitere Kostenlose Bücher