Die Spur des Tieres
Geschlüpften, entledigte sich in einem Aufbäumen des Widerstands, den Kathalenas Linke entgegensetzte, und ließ das Schwert auf die gerade erblindete Kreatur hinabfahren, die im Zurückweichen getroffen wurde.
Aber zu flüchtig, zu ungenau, um sie wirklich zu besiegen.
Die Klinge durchtrennte die halbe Schulter - ein für einen Menschen absolut tödlicher Streich, aber dies war kein Mensch. Es lebte nicht einmal ein Leben, das dem eines Menschen nahegekommen wäre. Es war, und dieses Sein zu beenden, dafür fehlte es Salvat bereits an Mitteln, denn er selbst .
Er strauchelte.
Die Kreatur sprang vom Altarpodest, mitten hinein in die Menge, von der ihr Bann nun auch gewichen war. Mitten unter die Illumi-naten, die sich ihm sofort entgegenwarfen, todesmutig, mit den Waffen, die Salvats Arsenal entstammten, die aber nichts waren im Vergleich mit dem Schwert . das in diesem Moment aus seinen Fäusten verschwand!
Eine Sekunde, bevor auch Salvat zusammenbrach und reglos, wie tot, auf dem Steinboden liegenblieb.
*
Ich muß etwas tun, dachte Lilith.
Aber was konnte sie tun?
Was ließ diese Hand überhaupt zu, die sich, kaum daß sie den Kontakt zu Salvat aufgegeben hatte, am Altarstein festklammerte, als wollte sie unter keinen Umständen zulassen, daß sich Lilith an dem Kampf zwischen der weichenden Kreatur und der Bruderschaft beteiligte?
Einen Augenblick lang erinnerte die Hand an den Symbionten, der Lilith fast zwei Jahre ihres Lebens begleitet hatte und den sie mit ihrem Körper verloren hatte. Auch er war ein Geschenk mit Tücken gewesen. Man hatte ihr nie die Wahl gelassen, ob sie es überhaupt haben wollte. Es war untrennbarer Bestandteil von ihr geworden, vom ersten Augenblick an, da sie es sich wie ein mimikryfähiges Kleid angelegt hatte .
Noch während sich Lilith gegen die Fessel zur Wehr setzte, die sie an den Altarstein band, noch während sie mitbekam, wie die ersten Kuttenträger, die Salvat um sich geschart hatte, der wütenden Kreatur zum Opfer fielen, tauchte neben ihr schattenhaft schnell eine Gestalt auf.
Es war Tobias, der den Dolch, den er Lilith zugeworfen hatte, selbst wieder aufgehoben hatte und nun .
»Nein!« schrie Lilith. »Bist du ...?«
Aber Tobias ließ sich nicht beirren. »Tut mir leid, aber du mußt verrückt sein, wenn du immer noch an der Notwendigkeit zweifelst!«
Noch bevor er ausgesprochen hatte, drang die von ihm gelenkte Klinge in die Stelle, wo der mutmaßliche Übergang zwischen Lenas Unterarm und Auers Hand bestand!
Noch einmal durchzuckte Lilith ein ähnlicher Schmerz wie in dem Moment, als Salvats Schwert Lenas Hand abgetrennt hatte. Sie verlor fast das Bewußtsein, als sich das erneute Martyrium tief in ihr Nervengeflecht krallte. Nichts ist schlimmer, als wenn zweimal in dieselbe Wunde gestochen wird .
Und Tobias begnügte sich nicht mit einem Stich. Während er Li-liths Arm, der nach ihm schlagen wollte, festhielt, versuchte er, Fleisch und Knochen zu durchsägen.
Noch während Lilith wünschte, er hätte statt des Dolchs ein Schwert benutzt, reagierte die Hand und löste sich von Lenas Arm. Noch im Abfallen sah es aus, als wollte sie sich drehen und irgendwie in Hautkontakt mit Tobias kommen.
Aber der Jüngling sprang entschlossen zur Seite und riß Lilith im selben Schwung mit sich außer Reichweite der Hand, die auf den Boden klatschte, aber immer noch nicht aufgab, sondern mit Hilfe der sich spinnenbeinhaft krümmenden Finger versuchte, Lilith -oder Tobias - zu folgen.
Lilith war kaum fähig, etwas zu sagen. Sie sah nur das aus ihrem wieder bloßgelegten Armstumpf schießende Blut und verfolgte fast paralysiert die Bemühungen von Tobias, ihren Arm mit einem Stoffetzen, den er sich vom eigenen Hemd trennte, abzubinden, den Blutfluß zu knebeln.
Kurz darauf versiegte der Strom allmählich, und Tobias zog Lilith erneut ein Stück von der mühsam, aber beharrlich folgenden Hand am Boden weg.
»Danke«, sagte Lilith, der Ohnmacht nahe. Viel Blut war bereits verloren, und die Schwäche zog sie wie ein Zentnergewicht nach unten.
Als sie ihren Blick ins Kirchenschiff richtete, sah sie Tote und Verwundete, aber von der Brut, die dem Kokon entschlüpft war, nur noch einen huschenden Schemen, der zum Kirchenportal hinausfloh.
»Wir müssen . Wir können ihn nicht .«
Mehr brachte Lilith nicht mehr hervor, denn in diesem Augenblick senkte sich doch noch das rabenschwarze Vergessen über ihre Sinne.
Sie sah nur noch, wie Tobias eine der in Wandhaltern
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