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Die Spur des Tieres

Die Spur des Tieres

Titel: Die Spur des Tieres Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Vampira VA
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Blick suchte und fand Tobias. Doch sie verweilte nur kurz auf dem bei Salvat stehenden Jüngling, dessen Motive ihr noch nicht ganz klar geworden waren. Er gehörte nicht zu Salvats Leuten, schi-en ein Bürger dieser Stadt zu sein.
    Aber letztlich zählte nur, daß er nicht zu der Loge gehörte, die sich hier versammelt hatte, um der Kreatur aus dem Kokon den Weg zu bereiten.
    Liliths Blick schweifte durch die Kirche.
    »Die Spinnen«, sagte sie rauh. »Was ist aus all den Spinnen geworden?«
    »Sie sind nicht mehr«, sagte Salvat, dann winkte er sie herbei. »Sie haben ihren Zweck erfüllt.«
    Als Lilith nicht auf den Wink reagierte, drängte Tobias: »Komm schon! Hör dir an, was er zu sagen hat! So wie er sprach, während du bewußtlos warst, kennt ihr euch. Dann weißt du besser als ich, was von seiner Behauptung zu halten ist .«
    Täuschte sie sich, oder bildete sich auf Salvats Zügen tatsächlich ein hauchdünnes Lächeln, während er Tobias' Worten lauschte?
    »Welche Behauptung?«
    Jede Bewegung war Schmerz; dennoch richtete sich Lilith auf. Schwäche und Schwindelgefühle waren beherrschbar geworden. Nur der Stumpf brannte wie ein unlöschbares chemisches Feuer. Gerade so, als glühte immer noch die Macht des Schwertes in ihm nach.
    Was war überhaupt aus der Waffe geworden, mit der Salvat gegen die Brut aus dem Kokon vorgegangen war?
    Wer war Salvat?
    Nach dem Torwächter der fernen Zukunft hatte auch der Salvat dieser Zeit Eigenheiten offenbart, die es unmöglich machten, länger einen Menschen in ihm zu sehen. All die Eindrücke, die Lilith während des Marsches gen Heidelberg gesammelt hatte, waren hinfällig geworden. Sie hatte sich etwas hingegeben, was im nachhinein keinen Ekel, aber Angst und Mißtrauen in ihr weckte.
    »Wir unterhielten uns gerade darüber«, antwortete Salvat an Tobias' statt, »daß sich das Teufelsgeschenk, das er dir vom Leib schaff-te, zuvor unentbehrlich gemacht hat.«
    Das Teufelsgeschenk . die Hand.
    »Was meinst du mit >unentbehrlich    »Es floh - und es wird ohne Wirt zugrunde gehen. So wie der Wirt ohne es.«
    Solche Abhängigkeiten waren Lilith nicht fremd. Dennoch sagte sie: »Warum? Ich sehe keine Notwendigkeit, daß dieser Körper sterben muß! Wenn der Stumpf nicht heilt, besteht immer noch die Möglichkeit, ihn mit einem glühenden Eisen -«
    »Dieser Körper?« unterbrach Salvat sie.
    Lilith wurde bewußt, daß auch sie noch immer das Geheimnis ihrer Herkunft vor Salvat verwahrt hielt.
    »Mein Körper!« betonte sie und hob den Stumpf. Die Schnittstelle war roh und voller Blut, das nicht gerinnen wollte. Das immer noch nachdrängte, wenn auch längst nicht mehr so vehement wie vor dem Provisorium, das den Arm schnürte und sich schon fingerbreit ins Fleisch geschnitten hatte.
    »Worauf wartet ihr also noch? Besorgt Hilfe! Es kann doch nicht sein, daß die ganze Stadt dieser Spinneninvasion zum Opfer gefallen ist! Irgendwo muß es einen Arzt geben, der sich darauf versteht -«
    »Ich verstehe mich besser darauf«, beharrte Salvat, »und ich sage dir, nicht einmal ich kann diese Wunde schließen. Es sei denn .«
    »Was?«
    Tobias stöhnte leise auf. Gleichzeitig löste er sich von der Stelle, wo er gestanden hatte, und machte zwei Schritte auf Lilith zu, ehe er wieder abrupt zum Stehen kam, als hätte er vergessen, wohin er wollte.
    »Sag es!« verlangte Lilith, während sie sich tastend auf Salvat zubewegte. Bei der leisesten Anstrengung verstärkte sich das Pochen in dem abgebundenen Arm.
    Salvat sah ihr tief in die Augen. Er versenkte sich regelrecht darin.
    »Die Knebelung der Blutung wird nicht lange nützen. Dann bricht sie wieder auf, und ich kenne keine Möglichkeit, sie noch einmal zu stoppen - es sei denn ...«, er schwieg kurz, dann fuhr er fort: »... du erbarmst dich ihrer.«
    Er schlug die Decke zurück und offenbarte dadurch nicht nur das eigene verstümmelte Bein, sondern auch das, was zwischen seinen beiden leicht geöffneten Schenkeln lag.
    Die Hand.
    »Du meinst ... du glaubst ...?« stammelte Lilith.
    Als sie zu Tobias blickte, preßte dieser die Faust vor den Mund, als könnte er nur so das Grauen im Zaum halten, das aus ihm herausdrängte.
    »Sie würde dich sofort wieder nehmen.«
    »Woher willst du das wissen?«
    »Das Böse ist aus ihr vertrieben«, sagte Salvat, und auch wenn es sehr bestimmt klang, spürte Lilith, daß ihr Salvat etwas vorenthielt.
    »Wo - ist der Haken?« fragte sie.
    »Es gibt keinen Haken.«
    »Das glaube ich

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