Die Spuren der Seele
wurde. Sie ist diesbezüglich nur von der Menge ein Sonderfall. Das Thema Schuhkauf verdient daher eindeutig ein eigenes Kapitel und hätte wahrscheinlich auch ein Buch gefüllt.
Die Gründe, warum fast alle Frauen so ungehemmt darauf stehen , sind vielschichtig. Zum einen hat es sicher mit ihrem Problemthema Verwurzelung und Eigenständigkeit zu tun, sind Schuhe doch eine Art Wurzel-Schutz. Viele Damen kümmern sich zwar darum, aber auf der ungeschickten, weil nicht sehr günstigen Ebene des Schuhekaufens. Deutlich günstiger, aber seelisch aufwändiger, dafür jedoch viel wirksamer wäre es, sich auf wichtigeren Ebenen um eigene Standpunkte und seinen Platz im Leben zu kümmern. Immer neue Schuhe sind sicher nur ein schlechter Ersatz für ein bewegtes, abwechslungsreiches Leben, das sich hier und dort und immer nur für eine gewisse Zeit verwurzelt.
Ein anderer Grund für den Kaufrausch auf unterster Ebene dürfte darin liegen, dass selbst wenn sie noch so zunimmt, ihre Schuhgröße praktisch konstant bleibt. Vielleicht kauft sie deshalb lieber Schuhe als anderes.
Außerdem legen Frauen auch viel mehr Wert auf die Schuhe von Männern als diese selbst, was Männer oft zu ihrem Schaden übersehen. Eine Frau kann zum Beispiel an den Schuhen des Mannes leicht erkennen, ob er Geschmack und Klasse hat. Frauen blicken tief und schließen von ungeputzten Schuhen auf ebensolche Füße und Wurzeln. Wenn diese dann noch in heruntergetretenen Latschen stecken, hat er schon verloren und weiß nicht einmal, warum. Am unteren Pol werden alle ehrlich. Frauen kümmern sich nur intensiver darum – bei sich und bei ihrem Gegenüber. Sie sehen mit Röntgenaugen durch die Schuhe auf die Füße bis zu den Wurzeln. Ob er elegante oder klobige, passende oder unangemessene Schuhe trägt, verrät Stilempfinden und findet bei einer Frau Beachtung und Bewertung. Schon kleinste Accessoires wie braune Schuhe zur Unzeit oder gar weiße Frotteesocken, die ihm keinerlei Bewusstseinsenergie wert sind, können alles nachhaltig und endgültig vermasseln.
Füße und Lebensalter
Viele Babys haben ausgesprochen fleischige Füßchen, die sich beim Aufstehen- und Laufenlernen erst an die neuen Gegebenheiten und wachsenden Freiheiten anpassen müssen. Im Allgemeinen strecken und recken sie sich mit ihren wachsenden Aufgaben. Bei sehr eingeengten Kindern, die in der Regel auch zaghafter laufen lernen, bleiben die Füße oft (toll-)patschig. Sehr negativ wirkt es sich aus, wenn schon kleinste Kinder in zu kleinen Schuhen gemartert und in ihren Entwicklungschancen behindert werden. Die Füßchen legen in ihrem Zusammenkrampfen beredtes Zeugnis von solch beschränkten Entfaltungsmöglichkeiten ab.
Kinder , die schrankenlos aufwachsen, tendieren zu abgehobenen Jubelzehen im Bereich der zweiten Zehe (Gedankenzehe) und der dritten Zehe am linken Fuß (Kreativitätszehe). Bei Teenagern , denen viele Schranken gesetzt werden und die mit sehr autoritären Eltern geschlagen sind, können sich die Zehen zu Krallen entwickeln. Sie versuchen, sich festzuhalten und gegen den Anpassungsdruck zur Wehr zu setzen. Auf diese Weise kann Kreativität unterdrückt und die entsprechende Zehe zum Rückzug gezwungen werden. Ihre verkrampfte Signatur spiegelt dann das Lebensdilemma wider. Die vierte Zehe links (Liebeszehe) kann nach entsprechenden Frustrationen sogar unter einer Nachbarzehe Zuflucht suchen oder sich zur Kralle verformen. Die kleine Zehe (Angst-/Vertrauenszehe) kann sich richtig abwenden, wenn sie die Angst nicht konfrontieren mag, oder unter der benachbarten Liebeszehe Zuflucht suchen, was im wahrsten Sinne des Wortes von Unterdrückung zeugt. Falls sie sich verkrallt, kann das Zeichen von einer Angstlähmung sein, von Freiheitsverlust oder mangelndem Urvertrauen. Die Form der Zehenspitze gibt dann weitere Aufschlüsse.
Erwachsene , die den Sprung in die Selbstständigkeit schaffen – durch die endgültige Abnabelung vom Elternhaus oder auf beruflichen Wegen –, strecken sich auch auf der Ebene der Füße, die länger, breiter und insgesamt freier werden. Dieses »Wachstum« geschieht durch Lösen von Verkrampfungen. Die Betreffenden geben ihren Wurzeln mehr Raum – wie sich selbst im Leben. In Ehe- oder Berufssituationen mit massiv beschnittener Freiheit und dadurch extremem Stress kann es zu Hammerzehen oder Hallux-Entwicklung kommen.
Im Alter werden die Füße immer ehrlicher, aber nicht unbedingt schöner, wobei auch dies möglich ist. Reife, alte
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