Die Spuren der Seele
Menschen , die das Leben genutzt haben, um sich aus vorgegebenen Zwängen zu befreien und über Barrieren hinauszuwachsen, haben schöne, Würde ausstrahlende Füße, die diese Entwicklung widerspiegeln.
Ähnlich wie würdevolle alte Gesichter heute seltener werden, trifft es auch die Wurzeln in modernen Zeiten eher hart. Viele Menschen müssen sich ein Leben lang krummlegen , und ihre Füße bezeugen es. Meist verkrümmt sich zuerst die vierte Zehe (Liebeszehe), was zeigt, wie schwer wir uns mit Liebe und Zuneigung tun. Oft treffen auch die ersten Arthroseschübe gerade diese Zehe und ihr Thema.
Unterschlupfzehen, die sich unter einem Nachbarn verkrochen haben, sprechen für untergebutterte Ambitionen, etwa bei vierten und fünften Zehen, wenn alte Menschen sich aus Frustration aufgeben. Die kleinen Zehen (Angstzehen) und die vierten Zehen (Liebeszehen) entziehen sich besonders häufig wie ihre Besitzer. Sie machen sich davon und brechen aus dem zumindest angedeuteten Harmoniebogen aus. Auf diese Weise verkörpern sich aufgegebene Hoffnungen und Wünsche. Wo Ängste als übermächtig empfunden werden und keine Chance gesehen wird, sich ihnen zu stellen, kann es zu dieser Entwicklung kommen. Ähnliches wird auch bei Liebeszehen geschehen, wenn die Hoffnung auf die Erfüllung entsprechender Wünsche endgültig begraben wurde. Sie verkriechen sich ihren Besitzern entsprechend bei diesem Thema.
Viel seltener kann dieses Schicksal auch die linke mittlere (Kreativitäts-)Zehe und den rechten mittleren (Aggressions-)Zeh ereilen. Ebenso selten kommt es bei der linken zweiten (Gedanken-)Zehe und beim rechten zweiten (Wunsch-)Zeh vor. Sogar große Zehen können versuchen, sich auf diese Weise zu verstecken. Dann hat sich der ganze Mensch aufgegeben und verkriecht sich vor seinem Schicksal. Natürlich kann man sich mit vierzig noch leichter verändern als mit sechzig, aber auch dann geht es noch in Maßen, wenn man gewöhnt war, sich ein Leben lang zu wandeln und der Erkenntnis » Panta rhei « (»Alles fließt«) zu folgen.
Wie es geht und steht – Gangart und Standpunkte
Wenn wir uns nach dem Wohlbefinden und der Gesundheit eines Menschen erkundigen, wollen wir wissen, wie er im Leben steht und wie es in seinem Leben steht , wie er vorwärtskommt und welche Fortschritte er macht. Wer fest auf dem Boden steht, hat es gut; wer festsitzt oder festgelegt ist, hat dagegen schon halb verloren und jedenfalls erhebliche Einbußen bei der Flexibilität.
Beim normalen Stehen sind beide Beine gleich belastet, was für eine gute Balance zwischen dem weiblichen und dem männlichen Pol spricht. So präsentiert sich jemand, der mit beiden Beinen im Leben steht , der ein gesundes Selbstwertgefühl, entsprechendes Selbstvertrauen und Stehvermögen hat. Er zeigt durch seine ausgewogene Haltung, dass er für vieles offen ist und Spielraum in alle Richtungen hat. Wer dagegen betont breitbeinig steht, wirkt schon auf den ersten Blick groß spur ig. Wenn er obendrein die Hände in die Hüften stemmt, unterstreicht er noch seinen Dominanzanspruch und damit das Bestreben, sein Gegenüber herabzusetzen und seinem Willen zu unter stellen . Solch eine demonstrative Haltung wirkt auf andere leicht einschüchternd. Diese Pose drückt Überheblichkeit aus. Wer regelmäßig so steht, sollte sich fragen, ob er der überlegenen Rolle gerecht wird und diese Überlegenheit auch wirklich dar stellen kann oder nur vorspie(ge)lt.
Bei lockerem Stehen wird der zum Standbein gehörende Fuß be- und der andere entlastet. So ist man sprungbereiter als auf zwei gleichmäßig belasteten Füßen, und diese Haltung vermittelt auch Zugewandtheit, Offenheit und Kommunikationsbereitschaft. Sie macht die verschiedenen Optionen deutlich, die sich die Betreffenden offenhalten, und die Flexibilität und Anpassungsbereitschaft.
Die Gewölbe, auf denen das Leben ruht
Der menschliche Fuß verfügt idealerweise über ein Doppelgewölbe. Das Körpergewicht wird auf drei Punkten mit Hilfe von zwei Verbindungsbögen sicher getragen. Die meisten Menschen haben jedoch das vordere Gewölbe, das der oberen Körperhälfte zugeordnet wird, durchgetreten. Überlastung hat das Gewölbe niedergedrückt und zu mehr Bodenkontakt geführt, was die Betreffenden vorn ziemlich platt dastehen lässt. Man könnte bei dieser Situation einerseits den Verlust des Zugangs zu höheren Sphären vermuten und andererseits die Notwendigkeit zu mehr Bodenständigkeit erkennen.
Die Füße, unsere
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