Die Staatsanwältin - Thriller
Jahren gelogen hast. Dann reichen wir das bei Gericht ein. In diesem Fall werden die Staatsanwaltschaft und das Gericht versuchen, deine Zeugenaussage herunterzuspielen, weil sie die Verurteilung von Antoine Marshall nicht gefährden wollen. Du wirst auf gar keinen Fall wegen Meineids angeklagt.«
Mace sah, wie Freddie der Schweiß ausbrach, und er wusste, er hatte ihn.
»Die zweite Möglichkeit ist, dass du dich weigerst, das Ganze aufzuklären, und bei deiner ursprünglichen Aussage bleibst. In dem Fall werde ich diese Videoaufzeichnung und den Beutel Kokain der Polizei von Nashville übergeben, und nachdem Antoine Marshall hingerichtet wurde, schicke ich die Aufnahme deines Geständnisses von gestern Abend an die Staatsanwaltschaft von Atlanta. Wenn Antoine Marshall tot ist, werden sie keinen Grund mehr haben, deine Lügen unter den Teppich zu kehren, und du wirst sowohl für Meineid als auch für Drogenbesitz angeklagt. Du hast zehn Sekunden. Wie entscheidest du dich?«
Freddie starrte Mace leer an und blinzelte ein paar Mal, als wäre das hier nur ein böser Traum. Er blickte auf das kleine Päckchen Kokain, das Mace auf die Kommode gelegt hatte, und dann auf die Videokamera.
Mace verschränkte die Arme. »Fünf Sekunden.«
»Sie haben mich mit eurem Jungen in eine Zelle gesteckt«, sagte Freddie. »Ich habe ihnen gesagt, ich will mit keinem …« Freddie warf einen weiteren raschen Blick in Richtung Kamera. »Mit keinem Afroamerikaner in einer Zelle sein.«
Er trat von einem Bein aufs andere und fuhr fort. »Ähm … sie haben mir gesagt, es wäre nur für ein paar Tage, und wenn ich wüsste, was gut für mich ist, würde ich die Klappe halten und es machen. Sie haben mir gesagt, euer Junge sei wegen Mord dran und dass er vielleicht mit mir reden würde. Sie haben mir nichts versprochen oder so was, aber ich bin nicht dumm.«
Darüber ließ sich Maces Meinung nach zwar streiten, aber er sagte nichts. Junior bewegte sich hinter Mace, um einen besseren Blickwinkel auf Freddie zu bekommen. Mace hörte mit steinerner Miene zu, während Freddie weitschweifig und manchmal zusammenhangslos erklärte, warum er gelogen hatte. Als das Geständnis auf Band war, schlug Mace vor, Kaffee zu machen und das Ganze noch einmal durchzugehen.
Drei Tassen Kaffee später, mit mehr als nur ein bisschen Nachhilfe von Mace, lieferte Freddie seine beste Vorstellung der Nacht ab. Das linke Auge war jetzt geschwollen, und beide Augenlider waren schwer von Müdigkeit und Alkohol. Sein Blick aus blutunterlaufenen Augen glitt öfter von der Kamera weg, als Mace lieb war, Freddie konnte sein Lallen nicht unterdrücken und ließ mehrmals Sätze unvollendet in der Luft hängen, aber es war schließlich auch kein Spielberg-Film. Um drei Uhr morgens erlaubte Mace Freddie, sich hinzulegen und ein Nickerchen zu machen, während Mace eine eidesstattliche Erklärung in seinen Computer hämmerte. Um fünf Uhr morgens war die Schlafenszeit vorbei, und Mace druckte die Erklärung auf einem tragbaren Drucker aus, den Junior mitgebracht hatte, und ließ sie von Freddie unterschreiben.
Wenn alles nach Plan lief, würde Freddies Gesicht bald durch sämtliche Fernsehsender von Atlanta flimmern. Mace ging zur Rezeption und faxte die eidesstattliche Erklärung an einen Anwalt bei Knight & Joyner,einer großen Kanzlei im Zentrum von Atlanta, die den Fall als Teil ihres Pro-bono -Programms unterstützte.
Mace sah auf die Uhr. Wenn sein Plan nicht funktionierte, würde in vierzehn Stunden ein Arzt im Georgia Diagnostic and Classification Prison in Jackson Antoine Marshall eine Nadel in den Arm stechen, und der Staat Georgia würde einen unschuldigen Mann hinrichten.
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8
Ich weiß nicht mehr, ob ich am Tag von Antoine Marshalls Hinrichtung aufgewacht bin, weil ich mich nicht mehr daran erinnere, am Abend vorher eingeschlafen zu sein. Die ganze Nacht war ich mal mehr, mal weniger bei Bewusstsein gewesen, war aus Albträumen hochgeschreckt und hatte auf den Wecker gestarrt. Als mein Herz sich wieder beruhigt hatte, wurde mir klar, dass es immer noch Stunden dauern würde, bis die Sonne aufging.
Die Sonne ging nicht auf. Der Morgen war wolkenverhangen und grau, und der Wettermann sagte Regen für den ganzen Tag voraus. Das, beschloss ich, war eine angemessene Vorhersage für das, was ein brutaler Tag zu werden versprach.
Ich stand um halb sechs auf und las die Zeitung online. Es gab keine neuen Nachrichten zu Marshalls
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