Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Die Staatskanzlei - Kriminalroman

Die Staatskanzlei - Kriminalroman

Titel: Die Staatskanzlei - Kriminalroman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Wilhelm Braumüller <Wien>
Vom Netzwerk:
Ende und stieg die Stufen ins Allerheiligste hinauf, wie die Büroetage des Ministerpräsidenten genannt wurde. Niemann folgte ihm, noch weiter nach vorne gebeugt als üblich. Sein sonst meist freundliches Gesicht war voller Sorgenfalten.
    Auch Niemann war wie Wagner zufällig Zeuge des heiklen Telefonats geworden, dass Heise kurz vor seinem Tod geführt hatte. Vermutlich zerbrach er sich den Kopf, wie er mit dem unfreiwillig erworbenen Wissen umgehen sollte und ob der Mord damit zu tun hatte. Wagner nahm sich vor, seinen Kollegen darauf anzusprechen. Vielleicht könnten sie dann gemeinsam zum Ministerpräsidenten gehen, um ihn über Heises Machenschaften zu informieren. Geteiltes Leid war halbes Leid und der Zorn des Chefs würde ihn nicht allein treffen.

10
    Zur ersten Sitzung der Soko Heise kam Verena zu spät. Dagmar hatte sie aufgehalten. Ein Anruf zur Unzeit, den sie nicht abwimmeln wollte. Es gab nur noch wenige Menschen, die ihr nahestanden. Bis vor zwei Jahren war das anders gewesen. Als Lebensgefährtin eines prominenten Steuerberaters, zu dessen Klientel die Wirtschaftsgrößen der Landeshauptstadt gehörten, war sie überall gern gesehen. Nach der Trennung hatte sich das schlagartig geändert. Einige ihrer früheren Bekannten wechselten sogar die Straßenseite, um der Begegnung mit ihr aus dem Weg zu gehen.
    Als Verena den Besprechungsraum betrat, verbannte sie die bitteren Gedanken. Jetzt war ihre ganze Kraft als Polizeibeamtin gefordert. Ihre Kollegen warteten schon. Die meisten beschäftigten sich mit ihrem iPhon oder Black Berry, andere tuschelten leise miteinander. Die Luft war schneidend, die Stimmung angespannt. Der Platz am Kopfende zwischen Stollmann und Hirschmann war für sie frei gehalten. Beinahe wäre sie über eine achtlos hingeworfene Aktentasche gestürzt. Das Kichern im Raum ärgerte sie.
    „Wenn Sie sich ausgekichert haben, können wir anfangen.“
    Der Pünktlichkeitsfanatiker Hirschmann war verärgert. Dass Verena ihm im Dienstrang unterlegen war, machte ihr Zuspätkommen in seinen Augen noch schlimmer. Demonstrativ schaute er auf seine Uhr. „Ohne Sie wollten wir nicht anfangen, werte Kollegin. Sie leiten die Soko.“
    Verena verzichtete auf einen Kommentar und wandte sich Inga zu. „Willst du anfangen?“ Ihre Kollegin lächelte verständnisvoll. Sie wussten, was sie aneinander hatten.
    „Viel können wir im Moment noch nicht sagen. Bei der Tatwaffe handelt es sich um eine Sig Sauer Backup 290 Der erste Schuss hat die rechte Herzkammer zerstört. Der zweite dürfte überflüssig gewesen sein, da war er vermutlich bereits tot. Beide Schüsse sind von vorne eingedrungen, aus ca. drei Metern. Der Täter muss Heise frontal ins Visier genommen haben. Die Tatzeit war vermutlich zwischen 21 und 22 Uhr. Das Ergebnis der Obduktion steht noch aus.“
    „Gibt es Einbruchsspuren?“ Eine naheliegende Frage, die sich nicht nur Verena aufdrängte.
    „Nee, wir haben absolut nichts gefunden, das auf einen Einbruch schließen lässt. Es scheint auch nichts zu fehlen, in seiner Brieftasche befanden sich 600 Euro und in einer Geldkassette in seinem Schreibtisch waren sogar 3400 Euro. Auch sein Schmuck, zwei hochwertige Armbanduhren und eine Krawattennadel mit Diamant, sind nicht entwendet worden. Die Rumänenbande scheidet somit aus. Dafür spricht auch, dass Heise seinem Mörder die Tür geöffnet hat. Es wäre auch möglich, dass Mörder und Opfer zusammen das Haus betreten haben.“
    „Jemand aus der Nachbarschaft muss doch den Schuss gehört haben“, schaltete Hirschmann sich ein.
    Verenas Kollegin ließ sich nicht gerne unterbrechen. „Später“, sagte sie. „Die Leute vom MEK 1 haben sein Notebook mitgenommen, sein Handy natürlich auch und diverse Aktenordner, Bankauszüge, Privatkorrespondenz und so weiter. Handy und Notebook befinden sich noch in der Kriminaltechnik. Die Ordner liegen in meinem Büro und warten darauf, ausgewertet zu werden.“
    Sie unterbrach ihre Ausführungen, um sich die Nase zu putzen. Verena nutzte die Gelegenheit, schaute in die Runde und beauftragte zwei erfahrene Beamte, die Ordner nach der Besprechung abzuholen und sie auszuwerten.
    „Mit der Spurensicherung am Tatort sind wir noch nicht endgültig fertig. Bislang haben wir nichts Außergewöhnliches gefunden. Ich kann vermutlich morgen mehr sagen“, schloss Inga ihren Bericht.
    Die unvermeidbare Frage nach DNA-Material folgte. Die Kleidungsstücke Heises wurden zur Stunde darauf hin untersucht. Das

Weitere Kostenlose Bücher