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Die Staatskanzlei - Kriminalroman

Die Staatskanzlei - Kriminalroman

Titel: Die Staatskanzlei - Kriminalroman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Wilhelm Braumüller <Wien>
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auf Auffälligkeiten überprüft werden. Vielleicht hat er in den Tagen davor immer dieselbe Nummer angerufen“, schlug sie vor. Frau Schramm und Kriminalinspektor Kleinsorge würden sich darum kümmern.
    „Was ist mit der Aufstellung der Männer und Frauen aus der Region, die eine Sauer Backup besitzen?“, brachte Verena ein weiteres Thema zur Sprache. Kleinsorge, damit beauftragt, wurde unruhig. Sein Gesicht nahm eine rosarote Farbe an. „Es handelt sich überwiegend um Jäger, einige Sportschützen sind dabei, aber keiner, der Kontakte zu Heise gehabt hat. Jedenfalls haben sie das behauptet.“
    Verena wollte die Liste mit den Namen sehen. Aus den Augenwinkeln registrierte sie, dass einer der Beamten zum wiederholten Mal provokant auf seine Armbanduhr schaute. Es war noch nicht einmal zwei Uhr. „Haben Sie noch etwas vor, Herr Kollege?“
    Seine Antwort fiel ebenso kurz wie patzig aus. „Ja, ich habe sechzig Überstunden und wollte heute früher Schluss machen.“
    Bleib ruhig, ermahnte sich Verena. Dann setzte sie an, lauter als beabsichtigt: „Wir haben einen in mehrfacher Hinsicht brisanten Mordfall aufzuklären. Einigen scheint der Ernst der Lage nicht bewusst zu sein. Der Innenminister erwartet schnelle Resultate, die Öffentlichkeit auch. Soll ich denen sagen: Gedulden Sie sich, meine Leute haben mittags den Griffel fallen lassen und sind nach Hause gegangen?“
    Betretene Mienen waren die Folge. Viele der Anwesenden gehörten den unteren Diensträngen an. Die Bezahlung war lausig und Aufstiegschancen weniger wahrscheinlich als ein Sechser im Lotto. Alles in allem keine guten Voraussetzungen für unbezahlte Überstunden. Hirschmann schwieg aus Prinzip. Kollegen zur Seite zu springen, war nicht sein Ding. Stollmann spielte mit seinem Handy. Seine zum Verdruss der vorgesetzten Dienststelle immer wieder vorgebrachte Kritik am Besoldungssystem im Polizeidienst lag im Widerstreit mit seinen freundschaftlichen Gefühlen für Verena.
    Verena ließ sich mehr Zeit als sonst mit der Sitzungsleitung. Als sie auseinandergingen, war es halb drei und Verena fühlte sich beschwingt. Sich Luft zu verschaffen, hatte gutgetan.
    In ihrem Büro warteten diverse Berichte darauf, gelesen zu werden. Als Erstes nahm sie sich Stollmanns Vermerk über sein Gespräch mit Gabi Eggers vor. Seine Art zu schreiben, war gewöhnungsbedürftig. Er schrieb, wie er dachte, kreativ und eigenwillig. Sehr eigenwillig. Hauptsätze kamen in seinen Berichten nicht vor, stattdessen wimmelte es von Halbsätzen. Mit Fragezeichen versehene Vermutungen, garniert mit Klammerzusätzen und Abkürzungen, machten jeden Bericht zu einer Denksportaufgabe.
    Zwei Dinge waren es, die ihre Aufmerksamkeit besonders erregten. Gabi Eggers behauptete, dass es ein Testament geben müsse. Der Bungalow sei ihr zugedacht gewesen, von einer Änderung sei ihr nichts bekannt. Bemerkenswert auch ihre Erklärung, dass sie Frau Heise über die Trennung informiert habe. Sie selbst habe seine Ex angerufen und ihr gesagt, dass sie ihn zurückhaben könne. Die Frau habe sich schließlich oft genug vor Alexanders Haus herumgetrieben. Manche Frauen hätten einfach keinen Stolz.
    Stollmanns Bericht endete mit der Feststellung, dass Frau Eggers Alexander Heise als Narzisst bezeichnet hätte. Abgesehen von seiner Karriere sei ihm alles andere am Arsch vorbeigegangen, genau diese Worte hätte sie gebraucht. Verena musste schmunzeln. Für eine Investmentbankerin hatte die Dame eine drastische Ausdrucksweise. Frau Heise hatte kein Wort darüber verlauten lassen, dass sie über die Trennung informiert gewesen war. Auch dass sie ihrem Exmann vor seinem Haus aufgelauert hatte, hatte sie verschwiegen. Was hatte sie von ihm gewollt? Ihm ein schlechtes Gewissen einreden, mehr Unterhalt?
    Nachdenklich legte Verena den Bericht beiseite. Nach Britta König hatte sie auch Irene Heise angelogen. Ihr Verdacht bekam dadurch neue Nahrung. Warum sollten sie lügen, wenn sie nichts vor ihr zu verbergen hatten? Sie würde sich beide Frauen noch einmal vorknöpfen.
    Muenchs Obduktionsbericht war das Gegenteil von Stollmanns unstrukturierten Ergüssen: jeder Satz geschliffen formuliert. Inhaltlich hatte er seinem mündlichen Bericht allerdings nichts Bemerkenswertes hinzugefügt.
    Eine kurze Notiz aus Ingas Dezernat lag ebenfalls vor. Es ging um DNA-taugliche Spuren, die auf Heises Jackett sichergestellt worden waren und jetzt mit der Datenbank abgeglichen wurden. Vielleicht würde der Täter auf diese

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