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Die Staatskanzlei - Kriminalroman

Die Staatskanzlei - Kriminalroman

Titel: Die Staatskanzlei - Kriminalroman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Wilhelm Braumüller <Wien>
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Weise überführt und der Mordfall schneller als erwartet aufgeklärt.

25
    Dieses Mal öffnete Frau Heise sofort. Was ihr Äußeres betraf, bot die Frau ein Kontrastprogramm. Gestern noch top gepflegt, waren ihre Haare heute ungekämmt und strähnig. Der Rock war ungebügelt und der viel zu weite Pullover schlabberte an ihr herum. Unaufgefordert führte sie Verena ins Wohnzimmer. Jemand hatte aufgeräumt, auch wenn immer noch viel Kleinkram herumlag: Zeitschriften, Prospekte, Bücher und zwei angeknabberte Stück Kuchen.
    Verena kam gleich zur Sache und konfrontierte sie mit den Aussagen von Gabi Eggers.
    „Ja, ich bin manchmal zu seinem Haus gefahren, es war schließlich fast mein halbes Leben lang auch mein Zuhause“, räumte Frau Heise ein. „Wenigstens ein schlechtes Gewissen sollte er haben.“
    Verena legte nach. Ob Frau Eggers sie angerufen und von der Trennung berichtet habe. Auch das gab ihr Gegenüber zu. Es klang glaubhaft, als sie behauptete, den Anruf vergessen zu haben. „In letzter Zeit habe ich Probleme mit dem Gedächtnis und der Konzentration. Vermutlich handelt es sich um Nebenwirkungen der Tabletten, die ich seit der Scheidung nehme.“
    Was für Tabletten? Die Antwort kam prompt. „Psychopharmaka gegen meine Depressionen. Ich habe schon versucht, sie abzusetzen. Ich schaffe es nicht. Ohne die Tabletten …“ Ihre Stimme verlor sich.
    Für Verena wurde vieles klar: die zitternden Hände, der fahrige Blick, die angestrengte, langsame Sprechweise. Auch für die Vergesslichkeit gab es jetzt eine Erklärung.
    „Ich muss Sie fragen, wo Sie am Tatabend waren, Frau Heise.“
    Stirnrunzeln war die Reaktion. Sie gab vor, sich nicht zu erinnern. Und das war vermutlich nicht einmal gelogen.
    „Vielleicht kann Ihre Tochter behilflich sein, sie war doch sicher zu Hause?“
    Irene Heise zögerte nur kurz, dann willigte sie zu Verenas Überraschung ein. „Karla macht Schulaufgaben in ihrem Zimmer, gleich neben der Küche. Vergessen Sie nicht, anzuklopfen. In dieser Hinsicht ist meine Tochter eigen. Mich entschuldigen Sie bitte.“ Sie stand auf, stakste vor Verena her ins Badezimmer. Ihr Gang war unsicher, zwischendurch hielt sie sich an Möbelstücken fest.
    Vorgestern noch war sie strikt dagegen, dass ich mit ihrer Tochter spreche. Jetzt ist es plötzlich okay, wunderte sich Verena. Karla antwortete nicht auf ihr Klopfen, nahm nicht einmal ihren Kopf von den Büchern hoch. Anders als das Wohnzimmer war ihr Zimmer aufgeräumt, die Bettdecke glatt gezogen und die Bücher waren auf dem Regal der Größe nach sortiert. Auf dem Nachttisch lag ein aufgeschlagenes Buch, daneben ein Teddybär.
    Das Mädchen gab sich keine Mühe, seinen Unmut über die ungebetene Besucherin zu verbergen. Sie musterte Verena mit zusammengekniffenen Lippen und strengem Blick. Der schmale Mund, die gerade Nase, das volle dunkle Haar, die fast schwarzen Augen erinnerten an ihren Vater. Sie würde keine Schönheit werden, war aber durchaus apart. Die Reaktion auf Verenas Frage fiel brüsk aus. „Ob meine Mutter Dienstagabend zu Hause war? Warum fragen Sie sie nicht selbst?“
    „Sie erinnert sich nicht.“
    Das Mädchen verdrehte die Augen. „Ich frage mich, ob sie an Demenz leidet. Mit Anfang 50 ziemlich krass, oder?“
    Verena schluckte. Dieser Blick, durchdringend und gleichzeitig überheblich. Nach allem, was sie über Heise erfahren hatte, war sie ganz die Tochter ihres Vaters. „Deine Mutter leidet nicht an Demenz. Sie hat lediglich ein Problem, sich zu konzentrieren. Beantworte bitte meine Frage.“
    Überraschte Augen starrten sie an. Offenbar war sie Widerspruch nicht gewohnt. Erst jetzt fiel Verena auf, wie dünn das Mädchen war.
    „Ich bin um halb sieben zu meiner Freundin gegangen. Rosemarie Klaus, hab ihr bei den Hausaufgaben geholfen. Sie ist nicht so gut in der Schule. Danach haben wir im Internet gesurft und Videos geguckt. Als ich gegen zehn Uhr nach Hause gekommen bin, bin ich sofort ins Bett gegangen. Am nächsten Morgen stand eine Mathearbeit an. Keine Ahnung, ob meine Mutter zu Hause war.“
    „Kein Licht im Wohnzimmer, kein Fernseher oder Radio, das lief?“
    Das Mädchen zuckte die Schultern. „Hab nicht drauf geachtet. Vielleicht war sie bereits im Bett. Meine Mutter entzieht sich dem Leben, indem sie schläft.“ Eine überraschende Feststellung für eine Vierzehnjährige. „Und wenn sie nicht schläft, fährt sie mit ihrem alten Polo ziellos durch die Gegend“, fügte sie hinzu. Karlas Augen

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