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Die Staatskanzlei - Kriminalroman

Die Staatskanzlei - Kriminalroman

Titel: Die Staatskanzlei - Kriminalroman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Wilhelm Braumüller <Wien>
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du Millionen machen kannst. Trotzdem frage ich mich, wie der Kerl, der als ein Niemand sein Unternehmen begonnen hat, in zwei Jahrzehnten eine halbe Milliarde machen konnte.“
    Die Antwort lieferte er gleich hinterher. „Kollege Meißner vom Dezernat für organisierte Wirtschaftskriminalität vermutet, dass er im großen Stil Mafiagelder wäscht. Für die Mafia ist die Rendite zweitrangig. Hauptsache, ihr dreckiges Geld ist im legalen Geldkreislauf. Ganz zu schweigen davon, dass vermutlich in jedem größeren Bauamt dieses Landes Leute sitzen, die er besticht. Und nicht wenige Politiker fressen ihm ebenfalls aus der Hand.“
    „Das weißt du oder vermutest es?“
    „Sei nicht so kleinlich, der Kerl hat es faustdick hinter den Ohren.“
    „Wenn es nur Vermutungen sind, solltest du sie nicht herausposaunen. Das kann mächtig in die Hose gehen. Schon mal was von Verleumdungsklagen gehört? Aber selbst wenn: Weshalb sollte Baumgart Heise abknallen? Das macht doch keinen Sinn.“
    „Diese Herren ticken anders als unsereins. Die denken in anderen Kategorien. Weißt du, was sich hinter den Kulissen abgespielt hat? Vielleicht geht es um Subventionsbetrug im großen Stil. Liest man doch ständig, dass EU-Gelder veruntreut werden. Dabei geht es fast immer um Millionen. Da kann selbst ein Kaliber wie Baumgart ins Grübeln kommen. Gut möglich, dass Heise involviert war und sich für sein Wissen hat bezahlen lassen. Nach allem, was man über ihn hört, war er mächtig hinterm Geld her. Die Eggers hat das auch gesagt. Wenn er den Hals nicht voll kriegen konnte, ist es Baumgart womöglich zu bunt geworden und er hat jemanden auf ihn angesetzt.“
    „Stolli, du bewegst dich im Reich der Fabeln.“
    Ihr Kollege wurde plötzlich hektisch. „Oh Scheiße, schon vier Uhr. Ich habe ’ne Verabredung.“ Eiligen Schrittes verließ er ihr Büro.
    Mit seinem Job hatte die Verabredung bestimmt nicht zu tun, eher mit einer Frau. Der traut sich was, dachte Verena. In seinem Zustand und mit den Klamotten zu einem Date zu gehen. Aber egal, sie war es nicht, die er mit seiner körperlichen Nähe beehren wollte. Wenigstens hatte er ein Date. Ganz im Unterschied zu ihr. Auf sie wartete wieder einmal nur Arbeit. Sie wollte, es wäre anders. Ihre Gedanken schweiften ab.
    Als ihr Telefon klingelte, hoffte sie auf einen Anruf von dem Mann, an den sie in diesem Moment denken musste. Nicht Jürgen Ritter meldete sich, sondern Hirschmann. Er behelligte sie mit einem endlos langen Bericht über ein belangloses Telefonat mit dem Polizeidirektor des Innenministeriums. Nach zehn Minuten verlor sie die Geduld. Unter dem Vorwand dringender Termine in der Staatskanzlei beendete sie seinen Monolog.
    Der Pförtner der Staatskanzlei begrüßte sie wie eine alte Bekannte. Nein, heute wollte sie zunächst nicht in den Roten Salon, der gelb war. Heute wollte sie zuerst zu Ministerialrätin König. Ob die noch im Büro sei? Selbstverständlich, vor sieben Uhr abends verlasse sie das Haus nicht. Die umständliche Wegbeschreibung trug zur Verwirrung bei. Unterwegs lief ihr Gesine Terberg über den Weg. Sie war in Gedanken versunken und zuckte erschreckt zusammen, als Verena sie ansprach. Es dauerte eine Weile, bis sie sich gefasst hatte und Verena den Weg zum Büro von Frau König erklärte. Verena sah sich bestätigt. Die Frau war neben der Spur. So ähnlich hatte ihre inzwischen verstorbene Patentante sich benommen, bevor sie in eine Psychiatrische Klinik eingewiesen werden musste.
    Auf ihr mehrmaliges Klopfen wurde nicht reagiert. Vielleicht war die Ministerialrätin doch schon nach Hause gegangen. Als Verena die Tür öffnete, wurde sie eines Besseren belehrt. Die Referatsleiterin thronte hinter einem mit Aktenbergen und Schriftstücken beladenen Schreibtisch. Auch auf dem Beistelltisch und den beiden Besucherstühlen lagen Akten, selbst auf dem Fußboden. Entweder hatte die Beamtin sehr viel zu tun oder ihr Arbeitsstil war chaotisch. Bei Verenas Anblick verzog sie missmutig ihren dunkelrot geschminkten Mund. Ermittlungen in einem Mordfall sorgten nie für gute Laune. Im Fall Heise schien die Unlust der Beteiligten, zur Aufklärung beizutragen, noch ausgeprägter als sonst zu sein.
    Auf Verenas Gruß reagierte die Beamtin nicht. Alles in ihr strahlte Abwehr aus. Bevor sie den Grund ihres Kommens erklären konnte, wurde Verena rüde abgefertigt. „Das ist ein denkbar schlechter Zeitpunkt für ein Gespräch. Ich stecke bis über beide Ohren in Arbeit. Die

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