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Die Staatskanzlei - Kriminalroman

Die Staatskanzlei - Kriminalroman

Titel: Die Staatskanzlei - Kriminalroman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Wilhelm Braumüller <Wien>
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„Tüchtige Beamte wie Heise, engagiert und aufgeschlossen für die Belange des Mittelstands, gibt es viel zu wenige in diesem Land“, ließ er den Regierungssprecher wissen.
    Wagner verwies ihn ans LKA. Als er in sein Auto stieg, stand der Mann noch immer auf dem Parkplatz und schaute hinter ihm her. Erst als der Regierungssprecher außer Sichtweite war, holte er sein Handy hervor und telefonierte. Der Mann am anderen Ende nahm die Information begierig auf. Wagner selbst überlegte während der gesamten Rückfahrt, woher er den Mann kannte. Es fiel ihn nicht ein.
    Zurück in seinem Büro entschloss sich der Regierungssprecher, vor seinem Termin beim Ministerpräsidenten das überfällige Telefonat mit seinem Kollegen Niemann zu führen. Er hatte bereits mehrere vergebliche Anläufe unternommen. Dieses Mal meldete sich Niemann.
    Er stellte sich dumm. „Wovon reden Sie? Ich weiß von keinem Vorfall. Falls Sie auf das Telefonat neulich anspielen, ich habe davon nichts mitbekommen. Wie Sie wissen, habe ich Heises Büro sofort wieder verlassen. Lassen Sie mich da raus“, sagte er.
    Dann eben nicht, dachte Wagner und beendete das Gespräch. Nichts sehen, nichts hören, Augen zu und durch, war die Devise vieler seiner Kollegen. Sich aus allem heraushalten, was irgendwie nach Unannehmlichkeiten roch. Sich wegducken, keine Stellung beziehen, wie oft hatte er das erlebt. Blöd von ihm, anzunehmen, dass ausgerechnet Niemann Farbe bekennen würde. Und noch blöder war es, sich in die Arbeit der Polizei einzumischen. Hatte er nicht genug Ärger am Hals? Auf der anderen Seite war die Angst. Er hatte es zunächst nicht wahrhaben wollten, aber sein Bauchgefühl sagte ihm, dass er in Gefahr war. Er war Zeuge des brisanten Telefonats geworden und kurz darauf war der Mord passiert. In Gedanken versunken stand der Pressesprecher auf, ging zum Besuchertisch und steckte sich ein Stück Stollen in den Mund. Es war vom Vortag und steinhart. Ein Mandelhörnchen wäre besser und genau das, was ihm jetzt guttäte. Hätte er doch bloß auf dem Weg ins Büro bei der Konditorei angehalten. Aber da hatte er die Hänseleien seines Chefs wegen seiner korpulenten Figur im Ohr gehabt.
    Vielleicht wäre heute der passende Zeitpunkt, den Ministerpräsidenten einzuweihen. Selbst wenn seine Enthüllungen dem Chef ganz und gar nicht gefallen würden. Ein lautes Bellen riss Wagner aus seinen Gedanken. Der neue Handy-Klingelton war albern, er würde ihn wieder ändern. Der Ministerpräsident höchstpersönlich. Wo er denn bliebe, sie warteten auf ihn. Sie? Das klang nicht gut. Also kein Vieraugengespräch und keine Gelegenheit, die heikle Sache zur Sprache zu bringen.
    Innenminister Krause und die Persönliche Referentin Sybille Becker hatten auf der ausladenden Besuchercoach im Büro des Regierungschefs Platz genommen. Zwangsläufig mussten sie zum Ministerpräsidenten aufschauen. Der Stuhl des Regierungschefs war um fünf Zentimeter erhöht worden. Wie so oft waren es die Kleinigkeiten, die den Unterschied ausmachten.
    Der Chef machte einen aufgeräumten Eindruck. Auch die anderen wirkten entspannt. Gab es endlich einen Durchbruch im Mordfall Heise? Wagners Hoffnung sollte sich bewahrheiten.
    „Es gibt gute Nachrichten, Wagner, die Mörderin ist überführt. Es war die Exfrau. Ein Eifersuchtsdrama. Schrecklich, dass es so weit kommen musste.“ Der erleichterte Gesichtsausdruck entlarvte die Worte des Ministerpräsidenten als Lüge.
    „Wir haben es mit einem stinknormalen Beziehungsdelikt zu tun, keine politischen Motive, kein terroristischer Hintergrund.“
    Dann besann er sich. „Obwohl das Wort ‚normal‘ im Zusammenhang mit einem Mord zugegeben problematisch ist“, fügte er hastig hinzu.
    Innenminister Krause sah sich zu einem Kommentar genötigt. „Kriminaldirektor Hirschmann hat mich vor einer halben Stunde angerufen. Es wurden DNA-Spuren von Frau Heise auf dem Jackett der Leiche sichergestellt. Und das Schönste daran ist, dass das Jackett gerade erst vier Wochen alt war. Seine Exgeliebte hat es bestätigt. Ein Alibi hat Frau Heise auch nicht. Ihr Nachbar hat ausgesagt, dass sie am Mordabend nicht zu Hause war. Und ein Motiv hat sie auch.“
    Er unterdrückte nur mühsam ein Rülpsen. Der Innenminister war kein Kind von Traurigkeit und, wie Wagner vermutete, beim geselligen Umtrunk zur Einleitung des Wochenendes gestört worden. Jetzt roch man es auch. Seine Fahne war stärker als die Pfefferminzdrops, die er lutschte. „Heise

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