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Die Staatskanzlei - Kriminalroman

Die Staatskanzlei - Kriminalroman

Titel: Die Staatskanzlei - Kriminalroman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Wilhelm Braumüller <Wien>
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steigt. Irgendwann platzt der Kessel. Man muss kein Prophet sein, um das zu erkennen. Man sieht sich.“ Ohne ein weiteres Wort verließ er ihr Büro.
    Ein Feind mehr auf dieser Welt, dachte Verena und fühlte sich auf einmal unendlich erschöpft.

40
    „Sie haben keine Vorstellung, wer Ihre beiden Kollegen ermordet haben könnte?“ Verena hatte Bernd Wagner in seinem Büro aufgesucht. Er saß hinter seinem Schreibtisch, vor sich einen Teller mit zwei Mandelhörnchen, eines davon angeknabbert.
    Der korpulente Regierungssprecher, der seit ihrem letzten Gespräch an Gewicht zugelegt hatte, schüttelte den Kopf. „Nicht die geringste. Glauben Sie mir, Frau Hauser, niemand wäre glücklicher als ich, wenn die Mordfälle aufgeklärt würden. Das ist die reinste Hölle hier. Die Journaille spielt total verrückt. Meine Mailbox quillt über, mein Handy schalte ich schon gar nicht mehr ein und meine Sekretärin steht kurz vor dem Nervenzusammenbruch.“
    Es war nicht zu übersehen, dass der Tod Niemanns Wagner an die Nieren gegangen war. Aber da war noch etwas anderes in seinem Gesicht. Sie schaute ihn prüfend an, dann erkannte sie es. Es war Angst. Wovor hatte Wagner Angst, befürchtete er, der Nächste zu sein?
    „Wie war Herr Niemann denn so?“
    Wagner zögerte einen Moment, runzelte die Stirn. Es wollte nichts Falsches sagen.
    „Er war ein umgänglicher Kollege, konfliktscheu, aber eine ehrliche Haut. Etwas mehr Schneid hätte ihm gutgetan, seiner Arbeit auch. Wie viele Beamte kultivierte er die Zuständigkeitskultur. Verantwortung zu übernehmen, war nicht sein Ding. Dennoch, seine Vorzüge überwogen. Niemann hatte immer ein offenes Ohr für andere, selbst für untere Dienstgrade. Ganz anders als Heise, der alles unterhalb vom Ministerialrat schon aus Prinzip ignoriert hat.“
    „Was halten Sie von Spekulationen, dass es einen politischen Hintergrund für die Morde gibt?“
    „Nicht viel. Die linken Medien behaupten, dass Nazis dahinter stehen. Die konservativen Medien spekulieren über autonome Gewalttäter. Beide Seiten versuchen, den Mord für ihre Zwecke zu instrumentalisieren. Ich mag gar nicht daran denken, wenn die Parteien aus der Schockstarre erwachen und sich reinhängen, womöglich noch eine Debatte im Landtag lostreten. Ich kann nur hoffen, dass Sie den Täter bald finden.“
    „Wir tun unser Bestes. Und Sie wissen von niemandem, der Groll gegen Ihre beiden Kollegen hegte? In hohen Positionen bleibt es nicht aus, dass man Feinde hat“, fasste Verena nach.
    „Stimmt, Feinde muss man sich hart erarbeiten.“ Fast dieselben Worte hatte der Staatssekretär benutzt. Für einen kurzen Augenblick glaubte Verena so etwas wie einen Geistesblitz in den Augen ihres Gegenübers zu erkennen. Ihm schien etwas Wichtiges eingefallen zu sein. Doch es kam nichts.
    „Tut mir leid, ich weiß von keinem, der mit Niemann nicht konnte. Außer …“ Er zögerte. Verena versuchte ihre Ungeduld zu verbergen.
    „Abgesehen von Ministerialrätin, demnächst Ministerialdirigentin König“, räumte er schließlich ein. „Die konnte nicht mit ihm. Aber, unter uns gesagt, ich kenne niemanden in der Kollegenschaft, der mit ihr gut klarkommt. Und zwischen Niemann und ihr bestand eine ganz normale Antipathie, wie sie im Berufsalltag alltäglich ist. Den einen mag man, der andere geht einem auf den Senkel. Anders als mit Heise gab es mit Niemann keine offen ausgetragenen Auseinandersetzungen.“
    Stollmann, mit von der Partie und an diesem Vormittag schlecht gelaunt, warf Verena einen Blick zu, der so viel besagte wie: So kommen wir doch nicht weiter.
    „Mit Sicherheit gibt das Scharmützel unter Kollegen kein Motiv für einen Mord her“, beeilte sich der Pressesprecher hinzuzufügen. Ihm war der Blick nicht entgangen. „Der Ministerpräsident hält Stellvertretermorde für möglich. Er wird rund um die Tür von Personenschützern bewacht, seine engsten Mitarbeiter nicht.“
    Stollmann, früher selbst Personenschützer, schnaubte hörbar. Bevor er eine abfällige Bemerkung von sich geben konnte, fragte Verena: „Und Sie, wie denken Sie darüber?“
    Wagner runzelte die Stirn. „Wenn ich jemanden umbringen will, schaff ich das. Trotz Bodyguards und Dienstwagen mit Panzerglas, Lücken finden sich immer. Denken Sie an die Anschläge gegen Lafontaine und Schäuble. Beide hatten das volle Programm, Personenschutz rund um die Uhr, auf Schritt und Tritt bewacht und trotzdem wurden sie lebensgefährlich verletzt.“
    „Sie

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