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Die Staatskanzlei - Kriminalroman

Die Staatskanzlei - Kriminalroman

Titel: Die Staatskanzlei - Kriminalroman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Wilhelm Braumüller <Wien>
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Gehaltserhöhung von A 7 nach A 8 durchsetzen, so um die fünfzig Euro monatlich, dann ist die Kacke am Dampfen. Fünfzig Euro mehr sind dann kriegsentscheidend für die Sanierung der Landesfinanzen.“
    Ein Zustimmung heischender Blick in Stollmanns Richtung. Der nickte verständnisvoll. „Mag sein, Herr Ballauf. Aber darum geht es im Moment nicht. Ich will mehr über die Konflikte erfahren.“
    „Sie mochten sich nicht, das stimmt. Bis auf den Ministerpräsidenten werden Sie allerdings kaum jemanden bei uns im Haus finden, der Britta König schätzt. Ihr übertriebener Ehrgeiz und ihre Arroganz kommen nicht gut an. Dennoch, eine Mörderin ist sie mit Sicherheit nicht. Warum sollte sie das auch tun? Es macht keinen Sinn, oder?“
    Verena warf einen Blick auf die Aufzeichnungen vor ihr. „Sie sind seit acht Jahren Personalratsvorsitzender …“
    „Neun, seit neun Jahren“, wurde sie korrigiert.
    „Umso besser. Dann kennen Sie das Haus und die Vorgänge besser als jeder andere. Fallen Ihnen Personen ein, Mitarbeiter, Außenstehende, Bittsteller, vielleicht auch Politiker, die sich mit den beiden überworfen haben? Gab es Ärger mit Genehmigungsverfahren, Gorleben, Asse, EU-Mitteln, Landesbürgschaften, was auch immer.“
    Ballauf dachte nur kurz nach. „Klar gibt es Atomkraftgegner, die die Staatskanzlei für Gorleben verantwortlich machen. Aber dass sie zur Waffe greifen, halte ich für ausgeschlossen. Lieber bewerfen sie den Regierungschef mit faulen Tomaten oder Eiern. Das ist auch sehr wirkungsvoll und kein Kapitalverbrechen.“
    Verena ließ nicht locker. „Und was ist mit dem Personal? Fällt Ihnen jemand ein, der Ärger mit den beiden hatte? Vielleicht in der Vergangenheit?“
    Ihr Gegenüber zögerte. Dann sagte er mehr zu sich als zu den Polizeibeamten: „Nicht dass ich wüsste. Niemann hatte mit niemandem Ärger, das habe ich doch schon gesagt. Natürlich gab und gibt es hin und wieder Probleme. Mitarbeiter, die gegen Dienstvorschriften verstoßen, die Stempelkarte manipulieren zum Beispiel, Dienstgänge vorgeben und sich zum Kollegenplausch in der Markthalle treffen. Aber was hat das mit den Morden zu tun? Das ist der normale behördliche Alltag.“ Seine Stimme klang belehrend. Das Augenzwinkern in Richtung ihres Kollegen ärgerte sie. „Ob es Ihnen gefällt oder nicht, wir suchen nach einer Verbindung zwischen Heise und Niemann, die Aufschluss über mögliche Täter und Motive gibt. Die Staatskanzlei ist momentan die einzige Verbindung. Wie sieht es mit Gesine Terberg aus, gehört sie zu den gerügten Mitarbeiterinnen?“
    „Wie kommen Sie denn darauf? Gesine Terberg ist gelegentlich krank und manchmal hat sie eine Art …“
    Seine Stimme verlor sich. „Was denn nun?“, beharrte Verena.
    Statt einer Antwort setzte Ballauf ein beleidigtes Gesicht auf. Stollmann vermittelte. „Es muss ja nicht gleich eine Abmahnung oder Kündigung gewesen sein. Vielleicht fühlte sie sich gemobbt.“
    Der Personalratsvorsitzende räusperte sich. „Ist gut möglich. Die Frau ist irgendwie komisch. Als sie dem Regierungssprecher zugewiesen war, hat sie Ansätze einer Stalkerin gezeigt. Sie wurde dann versetzt. Aber Niemann hat sie ganz bestimmt nicht gemobbt, das war nicht sein Stil. Bei Heise war es anders, der hat fast jeden gemobbt. Wenn Sie die alle festnehmen wollen, ist der Laden leer.“
    Stollmann grinste, Verena ging der Mann zunehmend auf die Nerven. „Ich erwarte mehr Kooperationsbereitschaft von Ihnen, Herr Ballauf. Also denken Sie noch einmal gründlich nach. Vielleicht fällt Ihnen noch jemand ein, der Ärger mit den beiden hatte, jemand, der gegen seinen Willen versetzt wurde oder sich um eine Beförderung betrogen fühlte.“
    Ballauf setzte ein abweisendes Gesicht auf, bevor er sich unter Hinweis auf eine Kabinettsnachbesprechung, bei der er nicht fehlen dürfe, mühsam erhob. Verena fragte sich, weshalb sie ständig das Gefühl hatte, dass die Beamten der Staatskanzlei ihr etwas verschwiegen. Ballauf, Staatssekretär Haders, die verhuschte Gesine Terberg und die arrogante Ministerialrätin. Selbst bei Wagner, der ihr durchaus gefiel, war sie sich nicht sicher, ob er ihr etwas verschwieg.
    „Du kannst ihn nicht leiden“, stellte Stollmann fest, als sie wieder unter sich waren. Verena blickte von ihren Aufzeichnungen hoch. „Das siehst du falsch. Ich will die Morde aufklären und habe nicht den Eindruck, dass die Mitarbeiter der Staatskanzlei besonders kooperativ sind. Dass mich das nicht

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