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Die Staatskanzlei - Kriminalroman

Die Staatskanzlei - Kriminalroman

Titel: Die Staatskanzlei - Kriminalroman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Wilhelm Braumüller <Wien>
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Zeitgenosse.“
    „Das ist freundlich gesagt. Ein aufgeblasener Gockel, aber ungemein erfolgreich. Der Beste seiner Branche und sehr diskret, so diskret, dass kein Mensch seinen Wohnort kennt. Läuft alles über eine Briefkastenfirma.“
    Er drückte die Zigarette auf einer Untertasse aus. Der Chef verzog angewidert das Gesicht.
    „Das läuft folgendermaßen ab: Harhaus bekommt von euch den Auftrag, das Event zu organisieren, einschließlich der Akquise der Sponsorengelder. Der Mann hat Erfahrung darin, Geld locker zu machen. Die eingeworbenen Mittel gehen auf sein Konto, ein Nummernkonto in Zürich. Sehr angenehme Zeitgenossen, die Schweizer, wenn es um Bankgeschäfte geht. Und praktisch ist die Lösung obendrein. Harhaus wickelt das Fest für euch ab, will sagen, er bezahlt die ganze Chose und der Rest wird aufgeteilt.“
    Der Ministerpräsident machte große Augen. „Du meinst, 300 000 Euro werden zwischen uns aufgeteilt?“
    Bitter machte sich über die zweite Bierflasche her. „Genau so. Ein Drittel er, ein Drittel du – für diesen Konsul –, ein Drittel für die Partei. Wir könnten daraus die neue Werbekampagne bezahlen, das Geld läuft nicht über die Parteikasse, sondern geht direkt an die Werbefirma. Als Auftraggeber tritt Harhaus auf.“
    Die Bedenken des Ministerpräsidenten waren noch nicht ausgeräumt. „Was ist, wenn er eine Steuerprüfung hat?“
    „Ist schnurzpiepe, der Mann hat die Schweizer Staatsbürgerschaft angenommen. Liegt alles gut und sicher auf seinem Schweizer Konto, und was die Schweizer Finanzbehörden angeht, muss ich dir nichts sagen. Die denken nicht im Traum daran, deutschen Behörden behilflich zu sein. Erst recht nicht, nachdem ein deutscher Finanzminister denen mit der Kavallerie gedroht hat. Das hat unsere Schweizer Freunde mächtig auf die Palme gebracht.“
    Der Ministerpräsident blieb skeptisch. „Mir ist nicht wohl bei dem Gedanken, dass ein halbseidener Typ wie Harhaus von Sponsorengeldern niedersächsischer Firmen profitiert. Außerdem stört es mich, dass die Unternehmen die Zuwendungen als Betriebsausgaben steuermindernd geltend machen. Eine Edelsause auf Kosten der Steuerzahler, also ich weiß nicht.“
    „Mein Gott, Manfred! Willst du im nächsten Jahr die Landtagswahlen gewinnen oder den Moralapostel geben?“
    Er wandte sich Wagner zu. „Und, was halten Sie von meinem Vorschlag?“
    Ich finde ihn zum Kotzen, in meinen Augen ist er kriminell, hätte Wagner gerne erwidert. Gottlob blieb ihm eine Antwort erspart, da in diesem Moment die Persönliche Referentin Sybille Becker im Türrahmen erschien, um den Vorstandsvorsitzenden der TAWES AG zum verabredeten Termin anzukündigen.
    Auf dem Weg in sein Büro lief dem Regierungssprecher Gesine Terberg über den Weg. Der Blick, mit dem sie ihn musterte, bereitete ihm Unbehagen. Das Gefühl der Bedrohung wurde täglich stärker. Und er wusste nicht, was er tun konnte, um seine Angst zu vertreiben. Er brauchte jetzt einen Freund, dem er sich anvertrauen konnte. Ansgar, sein engster Freund, war für ein Jahr nach Glasgow gegangen. Ein Austauschprogramm niedersächsischer und schottischer Unternehmen. Max Hollmann kam nicht infrage. Er war zwar ein Freund, aber auch Journalist, wobei die Reihenfolge für Wagner nicht eindeutig war.

49
    „Sie könnten unterschiedlicher nicht sein und trotzdem sind sie vom selben Täter ermordet worden.“ Verena hatte ihren Kopf an die Rücklehne ihres ramponierten Schreibtischstuhls gelehnt, die Beine weit von sich gestreckt und schaute an die Zimmerdecke, die dringend einen frischen Anstrich brauchte. Sie war müde, nicht angenehm müde wie nach einer Wanderung oder einem langen Arbeitstag, sondern aufgedreht.
    Ihr gegenüber saß Stollmann und spielte an einem Lebkuchenherz mit der sinnigen Aufschrift „Meinem Liebsten“ herum. Seine Freundin hatte es ihm in der gemeinsam verbrachten Mittagspause auf dem Weihnachtsmarkt um den Hals gehängt.
    „Niemann war konfliktscheu, aber überall beliebt. Und anders als Heise hatte er eine soziale Ader“, fügte Verena hinzu. Sie versuchte das Kribbeln in ihrer Nase zu ignorieren. Hatte Hirschmann sie etwa angesteckt?
    Stollmann wickelte das Lebkuchenherz aus. Er brach ein Stück ab und steckte es sich in den Mund. Mit vollem Mund sagte er: „Okay, ich räume ein, dass Niemann menschliche Stärken hatte. Seine Frau ist am Boden zerstört, seine Sekretärin hat Rotz und Wasser geheult und seine Mitarbeiter trauern um ihn. Selbst der

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