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Die Staatskanzlei - Kriminalroman

Die Staatskanzlei - Kriminalroman

Titel: Die Staatskanzlei - Kriminalroman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Wilhelm Braumüller <Wien>
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aber auch ganz anders sein und sich am Ende als eines der vielen falschen Gerüchte entpuppen, die der Flurfunk am laufenden Band produzierte. Die Kollegen tratschten für ihr Leben gerne.
    Schlag dir Ritter aus dem Kopf und konzentrier dich auf den Fall, ermahnte sie sich und ging zum Schrank, um ihren Mantel zu holen. Sie war gespannt, was Frau Eggers über ihre Bekanntschaft mit Niemann zu sagen hatte.

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    [email protected] an [email protected]
    Nachfolgend unterrichte ich Sie über eine Mitteilung des Bundesministeriums für Verteidigung – BMVg –, erhalten heute um 11.25 Uhr. Aus dieser behördeninternen Mitteilung bringe ich Ihnen nachfolgenden Textauszug zur Kenntnis:
    „
Das Department of Defense Washington hat uns (gemeint ist das BMVg) über einen Kampfeinsatz eines Apache-Kampfhubschraubers in der Grenzregion Pakistan, in der sich Talibankämpfer aufhalten, in Kenntnis gesetzt. Bei dem Verteidigungsangriff sind fünf feindliche Talibankämpfer getötet worden. Unter den Getöteten wurde der deutsche Staatsbürger türkischer Herkunft, Mehmed Hamad aus Braunschweig, identifiziert. Die in Braunschweig lebenden Familienangehörigen sind mit gesondertem Schreiben unterrichtet und gebeten worden, sich zur Frage der Kostenübernahme einer eventuellen Rückführung des Leichnams zu äußern
.
    Es ist unstrittig, dass Mehmed Hamad zu einer Gruppe von Terroristen gehörte, die Angriffe auf die angrenzende Region in Nordafghanistan vorbereitet hat, um den Friedensprozess zu stören.
    Gezeichnet Oberleutnant Scharf, Referat 30.4, BMVg“
    Ich nehme auf die zwischen unseren Behörden geführten Gespräche in der Angelegenheit Bezug. Es gibt somit weiterhin keine Anhaltspunkte für einen verfassungsfeindlichen Hintergrund der beiden Tötungsdelikte in der Staatskanzlei. Es bleibt bei der bereits mündlich getroffenen Feststellung, dass der Verfassungsschutz keinen Anlass sieht, tätig zu werden
.
    Mit kollegialem Gruß
    Gez. Oberamtsrat Meissner, Referat 107, Niedersächsischer Verfassungsschutz
    Verena legte die Mail beiseite. Kollege Hirschmann hatte sie ihr vorbeigebracht. Seine Erkältung machte ihm immer noch zu schaffen. Er wurde von einem Hustenanfall geschüttelt. Krächzend brachte er schließlich hervor: „Schon wieder ein Verdächtiger weniger. Um Mehmed Hamad tut es mir allerdings nicht leid. Er hat seine verdiente Strafe bekommen.“
    Ich habe ihn nie verdächtigt, nicht eine Sekunde, dachte Verena. Auch sie hatte schlechte Nachrichten. „Frau Eggers müssen wir ebenfalls von der Liste der Verdächtigen streichen. Sie hat Niemann auf einem Treffen der Ehrenamtlichen der Stadt getroffen. Sie engagiert sich für die Obdachloseninitiative. Seither standen sie in losem Kontakt“, räumte Verena ein. Seufzend fügte sie hinzu: „Es sieht ganz danach aus, als würde alles auf den berüchtigten Beamtenkiller hinauslaufen. Schrecklich die Vorstellung, dass ein Psychopath durch die Gegend läuft und politische Beamte abknallt. Und mit Frau König kommen wir auch nicht weiter. Stollmanns neuerliche Vernehmung hat nichts Neues erbracht.“
    Sie schaute auf die Uhr. Der Direktor hatte sie für vier Uhr zur Rücksprache bestellt. Hirschmann wollte mitkommen. Verena hätte es nur zu gerne verhindert, konnte aber keinen stichhaltigen Grund nennen. Also gingen sie zusammen zum Büro des Direktors. Ritter hatte sein Amtsgesicht aufgesetzt. Verena ließ ihrem Kollegen den Vortritt. Als der mit seinem Bericht fertig war, kam der Direktor zum Grund ihrer Einbestellung. „Es ist zwar nicht gänzlich ausgeschlossen, dass Britta König die Täterin war, aber doch eher unwahrscheinlich. Und was den mehr als vagen Verdacht gegen diese andere Frau …, wie heißt sie noch gleich?“
    „Gesine Terberg.“
    „Die meine ich, auch gegen sie haben wir nichts in der Hand. Weshalb sollte eine Sachbearbeiterin zwei Abteilungsleiter umbringen? Das macht keinen Sinn. Wir kommen so nicht weiter. In Anbetracht der Umstände sollten wir einen Profiler hinzuziehen. Er wird uns mehr über die Persönlichkeit des Täters sagen können.“
    Hirschmann war angetan, Verena musste schlucken. Dr. Faustmann, den das LKA in solchen Fällen bevorzugt um Rat bat, war ein Chaot. Sie konnte sich an keinen einzigen Fall erinnern, bei dem er mit seinem Täterprofil recht behalten hatte. In lebhafter Erinnerung war ihr hingegen sein unstrukturierter Arbeitsstil, der jedes Mal für erhebliche Unruhe gesorgt

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