Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Die Stachelbeerstraeucher von Saigon

Die Stachelbeerstraeucher von Saigon

Titel: Die Stachelbeerstraeucher von Saigon Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Siegfried Zimmerschied
Vom Netzwerk:
sche
    Ha-he-hu
    Da Aff bist du
    He-hu-ha
    Dann tanz iatzt a
    Langsam und fast autistisch wippend, aber dennoch seltsam erlöst genießt er das Absterben des Geräusches.
    Er atmet schwer, quält sich zum Fenster, flucht erneut, hängt wie ein leerer Sack im Fensterrahmen, trottet zurück und sackt auf seinen Sitz nieder, der eigentlich ein Eimer ist.
    Er schüttet einen Vitamintrunk ausdruckslos in sich hinein und vergräbt sich in der Stille.
    Dann versucht er, sich mit einem bereitliegenden Handtuch den Schweiß aus seinem Gesicht zu wischen, bricht angewidert ab, betrachtet es wie einen toten Vogel und schüttelt den Kopf.
    Wie oft habe er es diesen Kretins von Veranstaltern gesagt.
    Frische, mehrfach durchgewaschene, schweißaufsaugende Handtücher brauche er, und keine gerade noch schnell gekauften, parfümierten, bis zur Teichfolienhärte imprägnierten Tücher, die einen durchnässt und chemikalienverschmiert zurücklassen.
    Aber, dass sich Kabarettisten waschen würden, damit war nicht zu rechnen.
    Die sagen doch nur Text auf.
    Sie, die Veranstalter, seien jetzt aber eine internationale Veranstaltergruppe mit E-Mail und einer Espressomaschine.
    Da hätten sie wenig Zeit.
    Da wären sowieso kaum Termine zu finden für einen Kleinkünstler.
    Am Dienstag gehts überhaupt ned!
    Do bin i midm » Zigeunerbaron « in Deggendorf, do wirds länger,
    tschechische Chorweiber,
    da Rainer is mit de » Golden Gospel Pearls « in Pfarrkirchen,
    da Erwin hod an » Schwanensee « in Freyung,
    und da Otto mocht an Mittermeier in Vilshofen.
    Mittwoch, null Chance!
    Do moch i Catering beim » Schwanensee « in Pfarrkirchen,
    do brauchts an Diplomaten, weil de Rottaler Bauernfünfer bloß wieder Rosswürscht ham und de Russenhupfer des Zwoate ned fressn.
    Dann fahr i noch Freyung,
    do hod da Erwin an » Zigeunerbaron « , do wirds länger.
    Weißrussische Chorweiber!
    Da Rainer macht die Security bei de » Golden Gospel Pearls « ,
    vier Neger in Freyung, des is Alarmstufe Rot
    und da Otto mocht des Merchandising beim Mittermeier in Deggendorf.
    Vergiss den Donnerstag!
    Mittermeier Freyung,
    » Golden Gospel Pearls « Deggendorf,
    » Schwanensee « Viechtach,
    und dann fahrn ma olle mid de Rosswürscht noch Pfarrkirchen zum » Zigeunerbaron « , do wirds länger.
    Rumänische Ballettweiber!
    Den Sonntag könne man machen, meint er dann noch gönnerhaft, im » Babylon « in Besensandbach, Fünfzigfünfzigdeal, abzüglich örtlicher Kosten, denn er müsse ja noch fünf Anzeigen schalten im » Landkreisboten « , in » Landkreis aktuell « , im » Bauernecho « , in » Forst und Wild « , und die Durchsage in » Tele regional « koste ihn auch noch eine Flasche Jim Beam.
    Anlage sei mitzubringen, und vor zehn solle man fertig sein, weil dann der Streetworker den Strom abschalte.
    Und außerdem, das mit der Kirche, der Polizei und dem Krieg wolle sowieso keiner mehr hören.
    Die Menschen seien jetzt inhaltsfrei und modern.
    Comedy!
    Arschloch sein und Spaß dabei!
    Veranstalter!
    Vor zwanzig Jahren hätten sie noch » Born to Be Wild « gehört und ihn über die nächste politische Aktion befragt, heute fragten sie nach den Aktienkursen.
    Manchmal nimmt Ihobs sein unbrauchbares Handtuch und schlägt in der Garderobe rum, als gälte es, böse Geister zu vertreiben.
    Dann flucht er über die scheiß Bürgerhäuser, die keine Dusche hätten, keine Ruheliege, viel Technik, aber keinen, der sie bedienen kann, Hühnerleitern auf die Bühne, aber Leberkäs und Designerlampen im Foyer.
    Er müsse erst einmal über dreihundert halbtaube Abonnenten drüberspielen, bis er zum Publikum komme, und in der Pause komme eine Schwade in die Garderobe, das Parfüm mit der Sekretärin.
    Seidenbluse, Goldhalsband und der Lippenstift einen Meter zu hoch.
    Sie nütze die Pause und gebe mir die Gage gleich, dann könne sie eher nach Hause.
    Dann klatscht sie den Umschlag auf den Tisch wie die Begonien aufs Massengrab.
    Kulturamtsleiterinnen, die ihm erklären, dass Kabarett für sie eine Geburt mit Hüpfball im Nachthemd sei, zu der ein verliebter Träumer mit seinem Bambussaxophon spielt.
    Vierzigjährige, doppelnamige Antje-Vollmer-Klone, die ihre Schenkel zusammenzwicken, wenn überständige Dreitagebartalkoholiker Bukowski lesen.
    Performancetage in Rosenheim.
    Action Painting in Tirschenreuth.
    Rosenmontag im Beamtenhirn.
    Dann schlägt Ihobs in die Luft wie nach lästigen Fliegen.
    Lehrer, die Kulturarbeit machen.
    Widerstand zum

Weitere Kostenlose Bücher