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Die Stadt am Ende der Zeit

Die Stadt am Ende der Zeit

Titel: Die Stadt am Ende der Zeit Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Greg Bear
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fast röchelte.
    »Wir haben etwas zu erledigen«, erklärte Bidewell. »Deshalb müssen wir vorübergehend Burgfrieden schließen. Fühlen Sie sich fit, Mr. Glaucous?«
    Mit pfeifendem Atem und ächzend rappelte Glaucous sich hoch und rieb sich heftig die Nase. »Meistens so fit wie ein Brauereipferd.«
    »Ich habe Sie eher als einen Bullterrier in Erinnerung, den man in die Rattenlöcher schickte«, sagte Bidewell.
    »Bieten Sie einem ehrlichen Arbeiter immer noch die typische Belohnung für seine Mühen an? Ich weiß noch, dass Sie früher gern tranken.«
    Bidewell drehte sich um und überzeugte sich davon, dass sich alle Damen versammelt und Ginny, die zitterte, in ihre Mitte genommen hatten.
    Jack hatte Mühe, sich zurückzuhalten. »Wo ist deine dicke Gefährtin abgeblieben?«, fragte er erneut.
    Glaucous warf ihm ein schmieriges Lächeln zu. »Sie wird mir fehlen.«
    Bidewell erschreckte alle, indem er in die Hände klatschte. »Das reicht jetzt. Die Außenwelt wird bald noch höhere Anforderungen an uns stellen. Uns bleibt keine andere Wahl, als unsere stärksten Abwehrwaffen dort zu positionieren, wo sie uns am meisten nützen.«
    Glaucous öffnete eine Kartonlasche und fingerte an einer Buchecke herum. »Gute Lektüre weiß ich wirklich zu schätzen.«
    Bidewell funkelte ihn böse an. »Vorsicht, Mr. Glaucous. Sie haben es hier nicht mit Kindern zu tun. Wenn Sie uns provozieren, dann auf Ihre eigene Gefahr.« Er deutete auf den Kistenstapel. »Wir müssen die Kartons und Lattenkisten an die Außenwände verlagern.«
    »Ihr Diener, Sir.« Glaucous neigte den Kopf.
    Während die anderen sich an die Arbeit machten, ging Jack zu Bidewell hinüber. Daniel warf ihm einen hintergründigen, abschätzenden Blick zu. Derweil zerrten die Damen Ginny hastig mit sich, und sie machte keine Einwände. Sie würden getrennt von den anderen ihren eigenen Aufgaben nachgehen, erklärte Ellen.
    »Mir gefällt das alles nicht«, sagte Jack zu Bidewell, als sie allein waren.
    »Ist Ihnen schon aufgefallen, dass nicht wir es sind, die die Vorbereitungen treffen?«, fragte Bidewell.
     
    Die Kakophonie draußen war lauter geworden. Es klang so, als würden Felsbrocken in einer riesigen Mischmaschine zerkleinert.
Auf ein heftiges Knistern und Knacken, als stürzte Mauerwerk ein, folgten alle paar Stunden tiefe Glockentöne. Das Läuten ließ die Dachsparren so erzittern, dass sich Staubwolken vom Gebälk lösten.
    Als Bidewell die Gänge des Lagerhauses abschritt, sah er, dass seine Leute schliefen, wenn auch unruhig. Er lauschte auf die leisen Stimmen von Glaucous und Iremonk, die aus der Abstellkammer drangen, in der sie ihre Feldbetten aufgeschlagen hatten. Im Augenblick hatten sie sich von den anderen zurückgezogen, und das aus gutem Grund. Jack konnte den Anblick des einen wie des anderen kaum ertragen. Bidewell hielt sich mit eigenen Meinungsäußerungen dazu weitgehend zurück, doch in Wirklichkeit stand er selbst vor einem Rätsel. Glaucous hatte etwas Ungewöhnliches an sich, das überhaupt nicht zu Bidewells Erfahrungen mit anderen Jägern und Dienern der Kalkfürstin passte.
    Die Stimmen der beiden Flüchtlinge wurden immer leiser und verstummten schließlich. Hellwach kehrte Bidewell zu seinem Schreibtisch und in die Wärme des eisernen Öfchens zurück. Um den entsetzlichen Bildern zu entgehen, die andere vermutlich als Träume bezeichnet hätten, genehmigte er sich nur einmal im Monat festen Schlaf. Für Bidewell, einen Mann, der niemals etwas vergaß, der sich nicht aus seinen flüchtigen Verbindungen mit allen möglichen Geschichten lösen konnte, waren Träume wie schwarze Magie oder unnütze Hustenanfälle. Doch die Vergangenheit, all seine Vergangenheiten, konnte er nicht abschütteln.
    Ihm war klar, dass keiner seiner Leute, kein Angehöriger seiner Wahlfamilie verstehen konnte, wieso er Glaucous ins Lagerhaus gelassen hatte. Hingegen empfanden sie Daniel Patrick
Iremonk eher als mysteriös, denn er war zwar ein Schicksalswandler und besaß einen Integralläufer, war aber trotzdem ganz anders als Ginny oder Jack.
    Einige Schritte von ihm entfernt tauchte unvermittelt der Jäger auf. Noch ehe Bidewell den Mann (so er denn noch ein menschliches Wesen war) sah, spürte er dessen Gegenwart. Wie es zu ihm passte, hielt sich Glaucous im Schatten. »Es wird jetzt noch hässlicher«, bemerkte er, doch seine Worte wurden fast von einem Rumpeln im Boden übertönt. »Da draußen, meine ich. Sie sollten mal hinausgehen

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