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Die Stadt am Ende der Zeit

Die Stadt am Ende der Zeit

Titel: Die Stadt am Ende der Zeit Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Greg Bear
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haben’s geschafft!«, stellte Perf verblüfft fest. »Wir haben’s überlebt.«
    »Wir dürfen jetzt nicht haltmachen«, erklärte Tiadba. »Wir sollten so weit wie möglich vorankommen, ehe wir eine Ruhepause einlegen.«
    Ein angenehmer leiser Ton, lang gezogen und melodiös, drang in ihre Ohren.
    Herza und Frinna fassten sich an die Helme. »Der Leitstrahl«, sagte Herza. »Wir sind auf dem richtigen Kurs.«
    »Zeit zu gehen.« Frinna war wie verwandelt und steckte auch Macht mit ihrem Schwung an. Die Lähmung war überwunden – vielleicht allzu schnell.
    »Was, wenn etwas Ausschau nach uns hält?«, fragte Perf.
    »Irgendetwas wird immer Ausschau nach uns halten .« In Khrens Stimme schwang Sarkasmus mit. »Also los, wie sie gesagt hat. Allerdings sollten wir uns vorher natürlich noch kurz umschauen. «
    »Das wollte ich ja gerade«, sagte Nico.
    Sie alle konnten es spüren: Jetzt hielten sie sich im Chaos auf, mitten in der lange herbeigesehnten Wildnis. Doch Tiadba empfand das plötzliche Hochgefühl und die Vorfreude der Gruppe als ähnlich beängstigend wie Pahtuns Vernichtung. Sie waren viel zu eifrig bei der Sache, viel zu unbekümmert.
    Doch was immer als Nächstes passieren mochte, wenigstens war ihnen klar, dass sie genau hierhergehörten.

ZEHN NULLEN

67
Das grüne Lagerhaus
    Daniel und Glaucous standen still und wachsam an der Tür des Lagerhauses, zu müde, um zu reden. Bidewell hatte die neuen Gäste hineingeführt, Jack bei ihnen zurückgelassen und sich danach entfernt, um Vorbereitungen zu treffen, wie er sagte. »Die Situation wird noch schlimmer werden, und zwar eher heute als morgen.«
    Glaucous ließ sich auf die Holzbank neben der Tür fallen. Sein Gesicht war vor Erschöpfung aufgedunsen, und sein Blick aus den Schweinsäuglein war trübe. Keinem der jüngeren Männer schenkte er auch nur einen Funken Beachtung, als wären sie für den Augenblick Luft. Daniel senkte den Kopf und beugte sich vor, um gegen Übelkeit anzukämpfen.
    »Dich kenne ich nicht«, sagte Jack zu Daniel. »Aber dich kenne ich zur Genüge!«, schrie er den stämmigen, kleinwüchsigen Mann an. »Und falls du irgendetwas versuchst, bringe ich dich um, das kann ich dir schwören.«
    Glaucous starrte zu Jack hinauf. »Schön gesprochen, junger Herr. Allerdings solltest du wissen, dass ich das Paar getötet
habe, das die junge Dame verfolgt hat. Wir alle haben gute und schlechte Seiten.«
    »Wie bist du aus dem Van herausgekommen?«, fragte Jack. »Und wo ist die dicke Frau?«
    Glaucous ließ die Finger spielen, um anzudeuten, dass etwas davongeflogen war.
    »Wegen dem würde ich mir keine Sorgen machen«, sagte Daniel und richtete sich wieder auf.
    »Und was ist mit dir?«, fragte Jack.
    Glaucous lächelte. »Immer am Ball und überaus scharfsichtig. «
    Jack bemühte sich, seine Wut im Zaum zu halten. »Ich weiß nicht, warum der Alte auch nur einen von euch beiden hereingelassen hat.«
    »Du nimmst an, dass Bidewell dich hierhergebracht hat, um dich zu beschützen – vor Leuten wie mir. Also hat er dir seine Geschichte wohl nicht erzählt, wie?«, fragte Glaucous.
    »Du solltest in seiner Abwesenheit nicht tratschen.«
    »Aha, wir befinden uns also unter deiner Aufsicht«, sinnierte Glaucous und senkte den Blick.
    »Wie viele von uns sind hier?«, fragte Daniel. »Schicksalswandler, meine ich. Ich glaube drei, mich einbezogen.«
    Jack, der keine Informationen preisgeben wollte, schüttelte nur den Kopf. »Woher hast du den Stein?«
    Daniel zuckte zusammen. »Das weiß ich nicht mehr. Weißt du es denn noch?«
    Jack sah ihn finster an.
    »Von deiner Familie, stimmt’s? Meine Familie ist verschwunden. Nicht tot, nur verschwunden und vergessen, schon vor diesem … vor dem, was da draußen gerade geschieht.«
    »Ein schlimmer Ort«, murmelte Glaucous. »Und kein Fluchtweg offen.«
    »So geht es mit uns«, bemerkte Daniel. »Man löscht uns aus der Geschichte.«
    Inzwischen war Ginny zu ihnen gestoßen und im Dunkel stehen geblieben, um sie zu beobachten. »Du kommst in meinen Träumen nicht vor«, sagte sie zu Daniel und deutete auf Glaucous. »Wer ist das?«
    »Mein Verfolger«, erklärte Jack.
    Gleich darauf kehrte Bidewell zurück, im Schlepptau hatte er Agazutta und Miriam, die die Neuankömmlinge erwartungsvoll und zugleich besorgt musterten. Auch Ellen und Farrah gesellten sich zu ihnen, und Ellen griff nach Ginnys Arm. Schweigend blieben sie im Kreis stehen, bis auf Glaucous, der mühsam und rasselnd atmete,

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