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Die Stadt am Ende der Zeit

Die Stadt am Ende der Zeit

Titel: Die Stadt am Ende der Zeit Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Greg Bear
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Sonne und die anderen Welten einverleibte und die letzten zwölf Städte der Erde bedrohte. Die Sperre rund um die Städte wurde gestrafft, was die ganze Barriere bedenklich schwächte und fast zerstörte. Und selbst jetzt noch gingen die Materiekriege weiter. Die Stadtfürsten – allesamt noetische Eidola, vergeistigte Lebensformen – zwangen den Städten bis auf Nataraja die Umwandlung nach ihrem Muster auf. Bewohner, die damit nicht einverstanden waren, flohen Tausende von Kilometer quer durch die aschgraue Wüste bis nach Nataraja.
    Sowohl die überlieferte Geschichte als auch die Legenden sind recht lückenhaft, was die Zeit danach betrifft. Wenn der Ablauf auch vage bleibt, zeichnet sich doch folgende Entwicklung ab: Bis auf die Instandsetzer und Gestalter – Techniker und Konstrukteure, die in der Kalpa die Unterschicht bildeten – bestanden jetzt alle Bewohner der Stadt aus noetischer Masse, die viel praktischer, zuverlässiger und leistungsfähiger
war als die Biomasse der Menschen. Aber Polybiblios hatte seine ursprüngliche Gestalt behalten wollen. Um ihn besser begreifen und kontrollieren zu können, zwangen die Stadtfürsten schließlich auch ihm die Umwandlung auf und machten ihn zu einem ihnen ebenbürtigen Großen Eidolon, was sie wohl als ungeheure Ehrbezeugung betrachtet haben müssen. Im Gegenzug gelobten die Stadtfürsten, sich nicht in seine seltsamen, von den Shen inspirierten Forschungen einzumischen. Allerdings führte die Umwandlung bei Polybiblios keineswegs dazu, dass er fügsamer wurde oder mehr Rücksicht auf die Interessen der Stadtfürsten nahm. Im Gegenteil: Er verhielt sich ihnen gegenüber noch distanzierter als früher und zog sich mehr und mehr zurück. Wenn er seine neuen Eidolon-Teile, die Angelins und Epitome, zum Sprechen nutzte, dann nur, um mit Ishanaxade zu reden.
    Er zog in den Turm, der mehr als hundertfünfzigtausend Meter über dem ersten Bion der Kalpa aufragte, und setzte dort seine Arbeiten fort. Im Laufe der Zeit bezeichnete man ihn nur noch als den »Bibliothekar«.
     
    Bald darauf ordnete der Bibliothekar an, es müsse eine neue Klasse oder Unterklasse von Bürgern geschaffen werden, und zwar aus urzeitlicher Materie – ein wunderlicher Einfall, den man sowohl persönlichen als auch philosophischen Motiven zuschrieb. Inzwischen lag die Kontrolle über diese kostbare alte Materie ausschließlich in den Händen der Stadtfürsten, denn der Vorrat auf der Erde stellte die letzte Quelle im ganzen Universum dar. In der Regel gaben die Fürsten nur kleine Mengen davon frei, um die kümmerliche Anzahl der Instandsetzer und Gestalter in ihren Diensten aufzustocken oder den kultischen
Austausch zu vollziehen, wie er zwischen Eidola üblich war. Irgendwie gelang es dem Bibliothekar jedoch, sie dazu zu überreden, ihm eine sehr viel größere Menge der Materie zu überlassen.
    Ohne ihre Absichten näher zu erläutern, machten sich der Bibliothekar und seine Tochter daran, die ersten Modelle der ursprünglichen Gattung Mensch zu schaffen. Da Aufzeichnungen über die Frühphase der Leuchtenden Pracht längst verschollen waren, basierten ihre Muster bestenfalls auf Vermutungen. Gewisse Fragmente uralter Dokumente legten nahe, dass die Menschen der Frühzeit nur in einer mit hüpfenden und fliegenden Insekten bevölkerten Umwelt überleben konnten, deshalb bezogen der Bibliothekar und seine Tochter Insekten und Gliederfüßler in ihre Kreation mit ein.
    Ishanaxade überwachte im ersten Bion der Kalpa die Eröffnung der niedrigsten Ebenen und die Verlegung der Basisfundamente, mit denen die alten Hochwasserkanäle so aufgeteilt wurden, dass drei Inseln entstanden. Zunächst wurden die (noch leeren) Blöcke fertiggestellt, danach ging es an die Landschaftsgestaltung: Es entstand eine primitive, doch auf seltsame Weise anziehende Flur, über der sich ein künstlicher Himmel wölbte. Der Wechsel zwischen Helligkeit und Dunkelheit sollte die Schlaf- und Wachzyklen der neuen Wesen festlegen. Danach wurde ein Teil urzeitlicher Materie aus den Besitztümern der Stadtfürsten zu den Ebenen transportiert, und die Ersten der uralten Art nahmen ihr Leben im Verborgenen auf.
    Doch der Bibliothekar konnte sein Vorhaben nicht vollenden: Erneut drang das Chaos vor und verleibte sich zehn der letzten irdischen Städte ein, wandelte sie um, peinigte sie. Und deren frühere Bewohner begannen in den riesigen zerfallenden
Wüstenregionen herumzuspuken – als Spielzeuge des Typhon,

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