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Die Stadt am Ende der Zeit

Die Stadt am Ende der Zeit

Titel: Die Stadt am Ende der Zeit Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Greg Bear
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dem Astyanax und allen anderen Stadtfürsten doch klar, dass …«
    »… dass ein vollständiges Babel, sollten alle Teile zusammengeführt werden, das auflösen würde, was vom alten Kosmos noch übrig war«, ergänzte Ghentun und merkte gleich darauf, dass er das nicht von Polybiblios wusste. Dieses Wissen war Teil des Bildes, das der Astyanax seinerzeit in sein Denken projiziert hatte. »Denn dann würden die Musen oder das Wenige, das von ihnen zurückgeblieben war, wieder zum Leben erwachen, um die ganze Fülle der hier versammelten Geschichten zu untersuchen – alle möglichen Geschichten, aber auch allen möglichen Unsinn.«
    »Zwar braucht jede Schöpfung sowohl Geschichten als auch Unsinn, doch der Anteil des Unsinns ist stets sehr viel größer.«
Das Epitom stand auf. »Meine Tochter opferte sich, als andere sich nur noch wünschten, ich würde mein Projekt in unvollständigem Zustand belassen und abbrechen.«
    »Gefangen in der Kalpa, wollten die Großen Eidola das, was ihnen vom Leben noch geblieben war, auch weiterhin genießen«, sagte Ghentun. »Sie wollten sich einfach ihren endlosen Vergnügungen hingeben, sich in Dekadenz und Langeweile verlieren, aber auch in einem außerordentlich angenehmen Leben. Sie wollten, dass es ewig so weitergeht.« Er stand auf und schüttelte die Fäuste. »Während du einer neuen Schöpfung Starthilfe geben wolltest. Die das Ende von uns allen bedeutet hätte.«
    »Ja, das habe ich mir von meinem Babel erwartet.« Arglos wie ein Kind – ein ungewöhnlich altes Kind – blickte Polybiblios von einem zum anderen.
    »Und die Eidola ließen Ishanaxade durch das Chaos ziehen, obwohl sie wussten, dass Nataraja schon verloren war«, murmelte Jebrassy.
    »Die Stadtfürsten trafen ein Abkommen mit dem Typhon«, schloss Polybiblios. »Man hat uns alle hintergangen. Aber das heißt noch lange nicht, dass wir gescheitert sind.«
    Inzwischen wurde die Luft in diesem Teil des Chaos immer stickiger und unangenehmer. So als hätten sie sich stillschweigend darauf geeinigt, eine Gesprächspause einzulegen, versiegelten sie ihre Helme und bereiteten sich auf den Abmarsch vor.
    »Was ist der Typhon, wenn er Abkommen treffen kann?«, fragte Jebrassy, als sie wieder unterwegs waren.
    »Kann man nicht wissen, junger Freund«, erwiderte Polybiblios. »Aber die Kalpa hätte schon vor langer Zeit fallen müssen, und das ist nicht passiert.«
    »Du wusstest all das, und trotzdem hast du mich Marschierer nach draußen schicken lassen …« Ghentun war vor Wut dunkelgrün angelaufen. Er fand für seinen Zorn keine Worte mehr.
    Polybiblios sah sich in der Umgebung um, die sich ständig veränderte. »Meine Tochter hat entscheidende Teile meiner Schöpfungen mitgenommen, um sie nach Nataraja zu bringen … Weg von den Realitätsgeneratoren. Sie hatte keine andere Wahl. Doch ehe sie aufbrach, bat sie uns beide – den Astyanax und den Bibliothekar –, uns zusammenzutun und die älteste Menschenart, die wir uns vorstellen konnten, aus ursprünglicher Substanz nachzuzüchten. Sie forderte uns auf, die Instandsetzer mit deren Aufzucht und Erziehung zu beauftragen. Von mir, und nur von mir, verlangte sie, Integralläufer zu schaffen und auf den Weg zu bringen – die ausgefeilteste aller Shen-Technologien, sogar noch ausgefeilter als die Realitätsgeneratoren oder diese Schutzpanzer. Und nur mich bat sie, mein Babel aufzuteilen, in den Integralläufern unterzubringen – sozusagen als Rückversicherung, als Plan B – und die Läufer in die Vergangenheit zurückzuschicken, damit sie sich von Anbeginn der Zeit aus den Weg in die Zukunft suchen konnten. Sie sollten miteinander kommunizieren und alle, die mit ihnen in Berührung kamen, miteinander verbinden. Ishanaxade war die Mutter aller Nachgezüchteten der alten Art. Und sie ist die Mutter derjenigen, die träumen.«
    »Das ist wirklich die tollste Geschichte überhaupt«, räumte Ghentun ein. »Sie verließ ihre Stadt, verließ Sangmer – verließ alles und jeden, den sie liebte. Und dachte sogar, ihnen einen Dienst zu erweisen, als sie alle hinterging.«
    »Und was ist mit Sangmer?«, fragte Jebrassy. »Wie hätte er das verstehen sollen? Hat er sie je gefunden? Was ist mit ihm passiert?«
    »Wir leben diese Geschichte, junger Freund. In unserem Fleisch, in unseren Knochen hallt diese Geschichte so nach, dass wir sie vielleicht aus dem Verborgenen zutage fördern können. Und dann, wenn sie vollendet ist, ziehen wir weiter – oder gelangen

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