Die Stadt der Engel
Zuschlagen sind, hatte ihnen zum Beispiel mein Vorgänger fortgesetzt zugesichert – nur fast ohne Erfolg.«
»Was halten Sie von Oberst Maliwan und General Ragusat?« fragte Garella.
»Nicht wenig«, erklärte Vasatrana. »Beide sind Fachleute, verschwiegen und vertrauenswürdig, haben sich bewährt. Wenn die Sache richtig in die Hand genommen wird, haben wir das Königshaus, das Militär, die Amerikaner, die Presse und die Öffentlichkeit des Landes hinter uns. Wir müssen nur losschlagen, bevor die Gegenseite gewarnt ist, also sofort.«
Garella überlegte: Wer in Thailand gegen Heroin vorgeht, bekämpft automatisch die politische Infiltration aus den Nachbarländern. Das wollte auch er, aber sein direktes Ziel war schließlich die Ausschaltung Sullas und die Entlarvung seines Maulwurfs in einer der westlichen Zentralen.
»Sie haben die Namen der Verdächtigen nicht preisgegeben?« fragte er den Major.
»Keinen einzigen.«
»Dann erhalten Sie auch keine Verhaftungsbefehle.«
»Gefahr in Verzug«, entgegnete Vasatrana. »Das würde ich auf meine Kappe nehmen.«
»Sie sind ja ein Fanatiker, Somjot«, versetzte Garella. »Und ein Amokläufer.«
»Solange es um mein Land geht.«
»Haben Sie den großen Gregory bereits angegangen?«
»Nein«, versicherte der Draufgänger. »Ich wollte Ihnen natürlich nicht vorgreifen …«
»… sondern mir den Schwarzen Peter zuschieben.« Er nickte grimmig. »Well«, entgegnete das Narbengesicht. »Wenn Sie für Ihren Vorschlag eine Blankogenehmigung erhalten, ohne Ihren Vorgesetzten wesentliche Teile dieses Dossiers zu unterbreiten, bin ich mit dem Losschlagen einverstanden. Nicht, daß ich dem Thai Secret Service und seinen Leitern misstraue, aber gerade Ihr Dossier hat mir klargemacht, daß Sulla weder ein Europäer noch ein Amerikaner und auch kein Russe sein kann. Kein Farang würde im Goldenen Dreieck gleichzeitig mit Halbnomaden, Grenzpolizei, Aberglauben und Korruption zurechtkommen.«
»Einer schon«, erwiderte Vasatrana. »Sie, zum Beispiel, Paul.«
»Wie witzig!« entgegnete der Einsatzleiter eine Spur zu humorlos.
»Gut, dann fahre ich jetzt sofort ins Ministerium«, sagte der Major.
»Moment noch!« hielt ihn Garella zurück. »Ich möchte Predi sprechen.«
»Schwierig«, erwiderte Vasatrana wenig begeistert. »In Little Sing Sing wäre es wohl nicht ratsam.«
»Lassen Sie ihn herschaffen«, verlangte Garella, »ohne daß er weiß, wo er sich befindet. Das läßt sich doch arrangieren, Somjot?«
»Sicher«, versetzte Vasatrana unsicher. Garella spürte, daß es ihm nicht recht war. Vermutlich wollte er sich seinen wichtigsten Trumpf – und Triumph – nicht aus der Hand nehmen lassen, aber Paul Garella hatte die Verantwortung für die Operation ›Flashlight‹, und auch im Untergrund sticht der Ober den Unter.
Die Ermittlungen hatten zu schnelleren und besseren Resultaten geführt, als der Sonderbeauftragte beim Start hoffen konnte, aber es ging ihm zu glatt, und so hatte er eine üble Vorahnung, die er verstandesmäßig nicht definieren konnte, weil sie vom Gefühl her kam.
Und von der Erfahrung.
Am frühen Nachmittag hatten Dany und ihr Begleiter ihren ersten Stadtausflug unterbrochen und waren vor der brodelnden Hitze in ein klimatisiertes Speiselokal geflüchtet. Hier bewies der Architekt, daß er sich nicht nur mit Stilepochen und Landessitten bestens auskannte, sondern auch mit der extrem scharfen Thai-Küche.
Dany kamen die Tränen, und Ferry klopfte ihr auf den Rücken. Den Rest des Nachmittags wollten sie zur Erholung in dem hoteleigenen Fitnesscenter verbringen: exotischer Garten, Bar, Swimming-pool; selbst Tennisplätze und Sporträume standen den Dusit-Thani -Gästen zur Verfügung.
Der Architekt wählte einen Platz halb in der Sonne, halb im Schatten. Neben ihm schüttelten die Osiris -Besucher Unmengen ›Singha‹-Bier in sich hinein, blieben dabei aber merkwürdig still. Die Polizei war noch immer nicht aufgetaucht, aber der Hotelmanager hatte ihnen mitgeteilt, daß einer aus ihrer Gruppe ›außer Haus‹ einem tödlichen Herzschlag erlegen sei, und Anderl hatte seine traurige Pflicht erfüllt und Brennhubers Frau angerufen.
Ferry sah Dany und ging ihr entgegen. Dann richtete er ihr eine Liege zurecht, während er einen Seitenblick zu den stillen Trinkern hinüberwarf. »Diese Liebes-Bathisanen sind ja nicht wieder zu erkennen«, stellte er fest.
»Sie werden ihre Gründe haben«, erwiderte die Journalistin, von Bruno
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