Die Stadt der gefallenen Engel
Gefahr gebracht. Linas ist für deine Rache gestorben.«
Arias sprang auf. »Er starb im Dienst des Herrn. Im Kampf gegen das Böse. Er diente dem Licht – etwas, dass du vergessen zu haben scheinst.«
Gabriel wollte seinen Gefühlen freien Lauf lassen. Arias anbrüllen, ihn schütteln, damit er wieder zur Vernunft kam, aber er wusste, dass jedes weitere Wort ihn nur noch mehr aufbringen würde, also zügelte er sich. »Sprich nicht so zu mir.«
Arias’ Miene entspannte sich, als er erkannte, dass er zu weit gegangen war. »Gabriel, es tut mir leid, das hätte ich nicht sagen sollen. Trotzdem …«
Gabriel sah ihn fragend an.
»… kann ich dir nicht mehr folgen. Dein Weg ist nicht mehr mein Weg.«
Gabriel fühlte einen Stich in seinem Herzen. Trauer lag in seinem Blick, als er fragte: »Was hast du vor?«
»Zu Ende bringen, was du begonnen hast.«
Der 1. Kreis der Hölle
Asiszaar hatte den ersten Kreis der Hölle erreicht. Er stand auf einer hohen Felsnadel und blickte hinab auf die öde Ebene zu seinen Füßen.
Dunkler Stein und feurige Flüsse, so weit das Auge reichte. Hier gab es kein Leben. Keine Pflanzen, keine Tiere, nichts außer stickig heißer Luft und den Gestank des aufsteigenden Schwefels. Über den grauen Himmel zogen tief hängende, bleischwere Wolken, die sich an manchen Stellen zu mächtigen Gebilden auftürmten, aus denen Blitze zur Erde herabfuhren. In regelmäßigen Abständen rollte Donner über das Land.
Asiszaar grinste. Er liebte diesen Anblick. Den Anblick von Tod und Verderben. Diese Landschaft, die so schwarz wie seine Seele war. Als er Satan nach dem großen Fall in die Hölle gefolgt war, war mit ihm eine Veränderung vorgegangen.
Im Gegensatz zu vielen anderen dunklen Engeln genoss er sein neues Dasein, die Fähigkeit, Schmerzen zu verursachen, die Fähigkeit zu töten. Grausamkeit war zu seiner Natur geworden und darum betrachtete ihn Satan als einen vorzüglichen Krieger.
Auch jetzt war er wieder auf der Jagd und seine Beute würde ihm nicht entkommen. In seiner Brust loderte das Feuer des Hasses, als er an Damian dachte, der ein Günstling Satans war und ein Vertrauen erfuhr, das er nicht verdiente.
Endlich, endlich hatte der Fürst erkannt, was für ein Schwächling Damian war, den er einst Bruder nannte. Nun spie Satan seinen Namen voller Verachtung aus und nannte ihn Verräter. Asiszaars Grinsen wurde noch breiter, als er an den qualvollen Tod dachte, den er Damian bereiten wollte.
In der Ferne flimmerte das Energiefeld des Portals. Durch dieses Tor würde er die Welt der Menschen betreten. Der Gedanke an die Vergnügungen, die ihm all die schwachen Lebewesen bereiten würden, ließ ihn erschauern.
Ein Geräusch in seinem Rücken schrie nach seiner Aufmerksamkeit. Asiszaar wandte sich langsam um, obwohl er sich der Gefahr, in der er schwebte, bewusst war.
Vor ihm stand eine Gruppe abtrünniger Dämonen. Rebellen, die es irgendwie geschafft hatten, bis auf diese Ebene vorzudringen. Sie waren fast am Ziel ihrer Träume, denn nicht weit von hier lockte das Portal mit Freiheit. Aber zwischen ihnen und dieser Freiheit stand er. Sie würden versuchen, ihn zu töten.
In ihren monströsen Fratzen konnte er Gewissheit und Zuversicht erkennen. Das hier waren erprobte Kämpfer, die in der Schlacht gestanden und dunkle Engel getötet hatten. In ihren Fäusten hielten sie Waffen und ihre bulligen Leiber waren mit Rüstungen von Satans Kriegern bedeckt.
Asiszaar zählte sechs von ihnen – falls sich nicht weitere Gegner verbargen und die Gruppe nur die Vorhut darstellte. Aber das glaubte er nicht. Zwei der Dämonen waren geflügelte Wesen mit menschlichen Körpern, aus denen lederartige Flügel wuchsen. Ihre Gesichter ähnelten mumifizierten Fledermäusen. Die spitzen Zähne ließen keinen Zweifel daran, dass diese Monster gefährlich waren. Asiszaar nahm sich vor, sie ganz besonders im Auge zu behalten. Die anderen vier Abtrünnigen waren bullige Dämonen von über sieben Fuß Höhe. Muskelbepackt, mit Stiernacken und widderförmigen Hörnern, die aus ihrer Stirn wuchsen. Die dunklen Engel nannten diese Art Golem, da sie zumeist nur zu primitivem Denken fähig waren. Aber es gab Ausnahmen. Eine dieser Ausnahmen deutete mit seiner Pranke auf ihn.
»Geh uns aus dem Weg«, knurrte die Bestie.
Asiszaar sah sich gelassen um. »Und wenn nicht? Es ist ziemlich eng hier oben.«
»Werden wir dich töten und dein Fleisch essen.«
Der Krieger lächelte, aber dieses Lächeln
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