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Die Stadt der Heiligen (German Edition)

Die Stadt der Heiligen (German Edition)

Titel: Die Stadt der Heiligen (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Petra Schier
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schloss kurz die Augen, um sich zu vergewissern, dass er noch alle Sinne beisammenhatte, dann schaute er erneut zu ihr auf und ergriff ihre Hand.
    Mit erstaunlicher Kraft zog sie ihn hoch und stützte ihn, als ihn leichter Schwindel erfasste.
    Ächzend fasste er sich an den Kopf und fühlte das Blut. «Was …?»
    «Ihr seid wohl überfallen worden, Herr», sagte der Knecht.
    Bardolf griff an seinen Gürtel, wo er normalerweise seine Geldbörse aufbewahrte. Sie war fort. «Es scheint so. Ich muss Euch danken, dass Ihr mir geholfen habt, wohledle Frau.»
    Jolánda lächelte. Sie war erleichtert, dass der Fremde offenbar bis auf die Kopfwunde wohlauf war. «Ich war gerade mit Tibor auf dem Heimweg, als ich Euch hier liegen sah. Könnt Ihr Euch erinnern, wer Euch überfallen hat?»
    «Ich … nein.» Bardolf sah sich um und versuchte das heftige Pochen hinter seinen Schläfen zu ignorieren. Dann fiel sein Blick auf die Stelle, an der er eben noch gelegen hatte. Ein kleiner Beutel lag dort im Schmutz. Vorsichtig hob er ihn auf und blickte hinein. Dann fiel ihm plötzlich wieder alles ein. «Zwei Männer», sagte er. «Sie haben ein Pferdefuhrwerk abgeladen und dabei eine Kiste fallen lassen. Als ich sie fragte, ob ich helfen könne, hat mich der eine von ihnen niedergeschlagen.»
    «So etwas!», empörte Jolánda sich. «Und zum Dank für Euer Hilfsangebot haben sie Euch dann auch noch bestohlen?» Entrüstet schüttelte sie den Kopf.
    Bardolf hob die Schultern. «Ist jetzt wohl nicht mehr zu ändern. Vermutlich ist es besser, wenn ich jetzt nach Hause gehe. Und auch Ihr, gute Frau, solltet so spät in der Nacht nicht mehr auf der Straße sein. Ich danke Euch noch einmal herzlich für Eure Hilfe.»
    «Ihr werdet jetzt auf keinen Fall alleine irgendwo hingehen», antwortete Jolánda streng. «Eure Wunde muss gereinigt und versorgt werden. Mein Haus steht in der Kockerellstraße, das ist nicht sehr weit von hier.»
    Bardolf blickte sie erstaunt an. «Ihr wollt, dass ich Euch zu Eurem Haus folge?»
    «Hier auf der Straße kann ich Euch wohl nicht verarzten», meinte Jolánda mit einem Lächeln.
    «Ihr kennt mich doch gar nicht.»
    «Ihr mich auch nicht, aber das lässt sich ja leicht ändern.» Sie blickte ihm freundlich in die Augen. «Ich bin Jolánda Schrenger, Witwe des bekannten Schreinbauers und Reliquienhändlers Gotthold Schrenger aus der Kockerellstraße. Und dies», sie wies auf ihren Knecht, «ist Tibor.»
    Bardolf konnte seine Verblüffung über die offene Art der Frau nicht verhehlen. «Mein Name ist Bardolf Goldschläger.»
    «Ach? Seid Ihr mit dem verstorbenen Goldschmied Anton Goldschläger verwandt? Mein Gemahl kannte ihn sehr gut.»
    «Anton Goldschläger war mein Vater», erklärte Bardolf. «Ich bin seit kurzem in Aachen, um seine Werkstatt zu übernehmen.»
    Jolándas Lächeln vertiefte sich noch eine Spur. «Seht Ihr, damit wären wir jetzt miteinander bekannt. Nun folgt mir endlich zu meinem Haus, damit ich Euch das Blut abwaschen kann.»

12. Kapitel
    A u, verflixt!»
    «Verzeiht, Meister Goldschläger, aber die Wunde beginnt bereits zu verkrusten. Eine üble Beule habt Ihr da.»
    «Das merke ich», knurrte Bardolf und biss die Zähne zusammen, bis Jolánda mit dem Reinigen seiner Blessuren fertig war. Sie hatte ihn in die Stube ihres großen Hauses geführt und dort auf einen gepolsterten Stuhl gesetzt. Eine große schlanke Frau, deren rabenschwarzes Haar trotz der späten Stunde sehr ordentlich zu Schnecken geflochten und in Haarnetzen hochgebunden war, brachte einen Krug Bier und zwei Becher herein.
    «Danke, Orsolya», sagte Jolánda und lächelte verschmitzt. «Bring unserem Gast bitte noch etwas von dem frischen Brot, das Anna heute gebacken hat, Käse und, wenn Tibor noch etwas davon übrig gelassen hat, eine Schüssel voll Gemüsesuppe. Meister Goldschläger scheint Hunger zu haben.»
    «Nicht doch, das ist wirklich nicht nötig», wehrte Bardolf ab, doch das wiederholte Knurren seines Magens strafte seine Worte Lügen. Verlegen verzog er das Gesicht. «Ich bin heute noch nicht zum Essen gekommen.»
    «Dann holt Ihr das jetzt umgehend nach», entschied Jolánda und wusch das blutige Leintuch in der Waschschüssel aus. «Eine Stärkung kann Euch nach diesem Vorfall nur guttun.» Sie goss Bier in einen der Becher und reichte ihn ihm. Dann nickte sie Orsolya zu, die eben eine Platte mit den gewünschten Speisen hereintrug und sich sogleich wieder zurückzog, die Tür jedoch der Schicklichkeit

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