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Die Stadt der Heiligen (German Edition)

Die Stadt der Heiligen (German Edition)

Titel: Die Stadt der Heiligen (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Petra Schier
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ihrer Mutter von der Begegnung mit Fulrad zu berichten, doch bevor sie dort angelangt war, pochte es heftig an der Haustür.
    Rasch zog sie die Schürze aus und legte sie auf den Tisch in der Werkstatt, dann öffnete sie die Tür und sah sich dem hageren Schöffen gegenüber, der bereits bei Reinolds Verhaftung zugegen gewesen war. Hinter ihm standen zwei weitere dunkel gekleidete Männer, offenbar Amtmänner der Stadt, sowie ein Kanoniker, den sie nicht kannte. Der Schöffe, Reimar van Eupen hieß er, stellte den Geistlichen als Ulrich van Kettenyss vor und bat sie, ihnen die Durchsuchung des Hauses zu gestatten. «Ihr wisst, dass es unsere Pflicht ist, wir könnten Euch auch dazu zwingen, Frau Marysa», erklärte er. «Aber da Ihr sicherlich ebenso an der schnellen Aufklärung dieser Angelegenheit interessiert seid wie wir …»
    «Tretet ein», unterbrach sie ihn und machte die Tür frei. «Wir haben nichts zu verbergen, Herr van Eupen.»
    «Seid bedankt.» Van Eupen gab den beiden Amtmännern ein Zeichen, woraufhin sie sich zunächst sehr genau in der Werkstatt umsahen. Sie öffneten den fast fertigen Schrein auf dem Arbeitstisch, stöberten in den Regalen, klappten jedes Reliquiar und jeden Kasten auf. Sogar einige Werkzeuge nahmen sie von der Wand und untersuchten sie.
    «Dort durch die kleine Tür gelangt Ihr in den Lagerraum», erklärte Marysa schließlich unaufgefordert. Die beiden Männer begaben sich dorthin, und sie hörten sie rumoren. Marysa schob einige Gegenstände auf den Regalbrettern gerade, musste den beiden Amtmännern jedoch insgeheim zugutehalten, dass sie kein großes Durcheinander hinterließen. Das hatte sie nämlich befürchtet. Doch sie gingen äußerst behutsam und pfleglich mit dem Inventar um.
    «Nichts, Herr van Eupen», teilte einer von ihnen, ein schlanker hochgewachsener Mann mit feuerrotem Haar, dem Schöffen mit. «Wo sollen wir weitersuchen?»
    Van Eupen lächelte sichtlich zufrieden. «Nimm du dir die anderen Wohnräume vor. Till kommt mit uns … Frau Marysa, gibt es einen Keller unter Eurem Haus?»
    Sie nickte. «Dort lagern wir Bier und Wein und im Winter Äpfel und Rüben. Folgt mir bitte.» Sie ging voran zu einer winzigen Tür in dem Korridor, der zur Küche und den anderen Wohnräumen führte. Hinter der Pforte, durch die man nur gebückt schlüpfen konnte, führte eine aus Stein gehauene steile Treppe in den Keller hinab. «Wartet, ich hole Euch ein Licht», sagte sie.
    In diesem Moment wurde die Tür zur Küche geöffnet, und ihre Mutter trat heraus. «Marysa? Habe ich doch richtig gehört. Wer … Oh, sind dies die Männer vom Schöffenkolleg? Das wurde aber auch Zeit.»
    Van Eupen ging auf sie zu. «Ihr seid die Witwe Schrenger, nicht wahr? Dann wisst Ihr ja, weshalb wir hier sind. Frau Marysa wollte uns gerade eine Lampe bringen, damit wir den Keller ansehen können.»
    «Ah ja, natürlich.» Jolánda nickte, musterte den Schöffen jedoch unfreundlich. «In der Küche steht eine Talglampe.»
    Marysa schlüpfte an ihr vorbei, holte das Lämpchen, entzündete es am Herdfeuer und übergab es dann dem Amtmann, den van Eupen mit Till angesprochen hatte. «Soll ich Euch hinunterbegleiten?»
    «Aber nein», wehrte van Eupen ab. «Das schafft er schon alleine. Ihr braucht Euch keinerlei Mühe zu machen. Letztlich ist diese Haussuchung doch nur eine Angelegenheit, die wir der Ordnung halber durchführen. Nach allem, was wir bisher wissen und da Euer Gemahl einen so guten Leumund hat, ist das Ganze nur eine Formsache. Nicht wahr, Herr van Kettenyss?»
    Der Kanoniker, der ihnen bisher wie ein Schatten gefolgt war und noch kein Wort gesagt hatte, nickte mürrisch. Er war ein wohlbeleibter Mann Ende dreißig, dessen Tonsur so akkurat geschoren war, dass sein dichtes braunes, an den Schläfen bereits ergrautes Haar ein wenig abstand. «Für uns stand es keineswegs fest, dass Meister Markwardt unschuldig ist», sagte er. «Es lassen sich durchaus Hinweise darauf finden, dass er einen Grund hatte, den jungen Klas zu töten. Leider konnten wir bislang keinerlei Zeugen auftreiben, die dies bestätigen oder den Mord mit angesehen haben.»
    «So ist es», bestätigte van Eupen. «Und deshalb ist es nur recht und billig, wenn Meister Markwardt aus der Haft entlassen wird.»
    «Ihr klingt ja fast, als wäret Ihr froh, meinen Schwiegersohn des Mordes überführen zu können», empörte Jolánda sich über die Worte des Kanonikers.
    Dieser hob jedoch nur gleichmütig die Schultern. «Ich

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